Otto Linne - Erfurts Stadtgartendirektor und Schöpfer der innerstädtischen Grünverbindung wurde vor 138 Jahren geboren

30.11.2007 00:00

Städteverschönerung, Vorgartenwettbewerbe oder auch Kampagnen wie „Entente Florale: Erfurt blüht – Ich bin dabei!“ sind keine neuzeitlichen Erfindungen. Bereits zu Anfang der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts regten engagierte Bürger ein ästhetisches Erscheinungsbild der Wohnorte an. Einer von ihnen war Otto Linne.
Dank seiner fundierten Ausbildung an den Königlichen Hofgärten von Dresden und der Königlichen Gärtnerlehranstalt Wildpark-Potsdam, macht der am 2. Dezember 1869 in Hamburg Geborene schnell Karriere.

Als Dreißigjähriger bewirbt er sich - nach Verwendung als Obergärtner in Magdeburg - um Anstellung in Erfurt. Von 1899 bis 1908 wird er hier, vom Magistrat berufen, als erster Stadtgartendirektor tätig. Für sein neues Tätigkeitsfeld musste sich Linne einen eigenen Handlungs- und Verwaltungsapparat schaffen. Er baute dabei auf seine in Magdeburg gewonnenen Erfahrungen auf. Am 1. April 1900 wurde die bisherige Gartenverwaltung nach seinen Vorschlägen neu organisiert und das Stadtgebiet in einen Ost- sowie einen Westbezirk geteilt. Durch die Gliederung sah er in Erfurt die Möglichkeit einer Effizienzsteigerung in der Verwaltung.

Linne unterstanden sowohl die Schaffung neuer und die Pflege vorhandener öffentlicher Grünanlagen als auch die städtischen Friedhöfe. Gestalterisch gesehen ging er dabei an jede Aufgabe als Gartenkünstler durchaus individuell-differenziert heran.
Ein Beispiel hierfür ist die gärtnerische Neuanlage des damaligen Kaiserplatzes (Karl-Marx-Platz). Linne schuf um das dortige Kaiser-Wilhelm-Denkmal ein Teppichbeet mit symmetrischen Formen, verschiedene Pflanzenarten bildeten feingliedrige Muster. Die aufwändige Bepflanzung sollte dabei zugleich Kunst- und Naturgenuss vermitteln. Analog der gartenkünstlerischen Ausdrucksweise des Kaiserplatzes dekorierte Otto Linne das Kriegerdenkmal am Hirschgarten.
Neben seiner Planung der Erfurter Gartenbauausstellung 1902 machte Linne ebenso durch die Gestaltung der Grünanlagen um die Kunstgewerbe- und Handwerker-Schule im Jahr 1903 auf sich aufmerksam. Selbst die Freiflächen des städtischen Krankenhauses und des Frauenbades tragen das Zeichen des Stadtgartendirektors. In einem Schreiben hatte Linne den Magistrat angeregt, die Umgebung der Badeanstalt in Stand zu setzen und mit Blumenschmuck zu versehen.

Wie bereits in Magdeburg zählte das Anlegen von Straßenbegleitgrün in Erfurt mit zu Linnes Aufgaben, wobei er großen Wert auf die Neupflanzung von Straßen- und Promenadenbäumen legte. Seine Bemühungen waren auf die Entwicklung des Baumbestandes ausgerichtet, was eine Verbesserung des urbanen Erscheinungsbildes bewirkte, gleichzeitig aber auch die hygienischen Lebensbedingungen der Anwohner verbesserte.

Die Neuanpflanzung und Pflege des Straßenbegleitgrüns halfen Otto Linne schließlich, eines seiner Hauptziele – die Schaffung innerstädtischer Grünverbindungen – zu realisieren. Während die Nutzung der Wallanlagen des äußeren Befestigungsringes für Promenaden schon bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts zurückreicht, entstanden erst Ende des 19. Jahrhunderts öffentliche Grünanlagen in Verbindung mit dem Festungsgelände der Cyriaksburg. Nach 1900 wurde dann, aufgrund der zielgerichteten Planung Linnes, ein weiterer Ring von Grünanlagen geschaffen, der der ehemaligen Befestigungslinie später nahezu ohne Unterbrechung folgte.
Beispiele für Otto Linnes Wirken sind hierfür die Ausgestaltung der Steinbrückinsel (Luisenpark) samt Promenade, die Anlage am Flutgraben (Pförtchenbrücke – Victoriabrücke/Schmidtstedter Straße – Krämpferstraße) und die Anlage am Pförtchenglais.

Mit der weitgehenden Geschlossenheit des zweiten Erfurter Grünringes kreierte Linne gleichzeitig öffentliche Grünanlagen, die von allen Stadtteilen aus in kurzer Zeit erreichbar waren. Die Planung der Umgestaltung der Daberstedter Schanze – dem späteren Stadtpark – zur öffentlichen Grünanlage war ein weiterer Aufgabenschwerpunkt in Linnes Erfurter Tätigkeit. Eine erste deutliche Ansage zur Gestaltung von öffentlichen Grün- und Freiflächen in Richtung einer größeren Funktionsvielfalt, erweiterten Nutzungsmöglichkeiten und somit eines sozialen Charakters ist von Linne in Verbindung mit der Neuanlage des Nordparks in Erfurt zu finden.

Im Jahr 1908 beendete Otto Linne sein Amt als Gartendirektor in Erfurt. Nach anschließendem Einsatz in Essen übernahm „der Anwalt des Grüns“ 1914 die Stelle des Garten- und Friedhofsdirektors von Hamburg, wo er am 4. Juni 1937 verstarb.