Erfurt mit Mainz und Lille 20 Jahre liiert

19.02.2008 00:00

Die Thüringer Landeshauptstadt, Mainz, die Landeshauptstadt Rheinland-Pfalz und die nordfranzösische Stadt Lille feiern in diesem Jahr 20 Jahre Städtepartnerschaft. Das Jubiläumsjahr hält einige Überraschungen bereit und ist zugleich willkommener Anlass auf die Anfänge dieser Verbindungen zurückzublicken.

Es war mitten im Kalten Krieg, als die DDR aufgrund ihrer nicht mehr abwendbaren wirtschaftlichen Schwächung begann, sich gen Westen zu öffnen. Die Staats­besuche Honeckers unter anderem in die damalige BRD, Frankreich und Italien zogen die Abschlüsse zahlreicher Kommunalpartnerschaften zwischen Städten der DDR und west­lichen Ländern nach sich. Oberstes Ziel war es, zu Völkerverständigung und Wahrung des Weltfriedens beizutragen. Bürgerkontakte waren dabei freilich von DDR-Seite nicht unbedingt vorgesehen …

Die Städtepartnerschaftsvereinbarung mit Mainz wurde von den damaligen Erfurter Oberbürgermeistern Rosemarie Seibert und Herman-Hartmut Weyel aus Mainz unterzeichnet. Und um seine Unterschrift unter das Dokument mit seiner Stadt, dem nordfranzösischen Lille, zu setzen, reiste der Oberbürgermeister und ehemalige Premier Frankreichs Pierre Mauroy höchstpersönlich an. Erfurt fühlt sich seinen Partnerstädten Mainz und Lille seitdem sehr verbunden. Das zeigt sich auch daran, dass die Kontakte nicht nur von den Verwaltungen gepflegt werden, sondern auch von Partnern aus Schulen, Hochschulen, Vereinen, Firmen sowie Familien.

20 Jahre Städtepartnerschaft mit Mainz und Lille sind eingebettet in den europäischen Einigungsprozess und finden sich, gleichsam als Motto, in den multikulturellen Austauschprojekten, welche die Stadtverwaltung Erfurt initiiert und durchführt, wieder:

Die beiden Teilnehmermagnete Internationaler Theaterworkshop (Auflage 8!) vom 13. bis 18. Mai und Internationales Juniorenfußballturnier der Partnerstädte (Auflage 9!) vom 10. bis 13. Juli werden den Jubiläen besonders Rechnung tragen.

- So werden sich die Schauspieltalente aus den europäischen Partnerstädten und erstmals aus dem chinesischen Xuzhou beim Workshop dem großen Deutschen Friedrich Schiller sowie dem Schlussvers aus seiner "Bürgschaft" – Ich sei, gewährt mir die Bitte, in Eurem Bunde der Dritte! –, zuwenden. Wie sie dabei den europäischen Weitblick Schillers aufspüren, darf mit Spannung erwartet werden. Und bis zur Abschlusspräsentation auf der großen Bühne des Jugendtheaters "Die Schotte" wird es wohl auch ein Rätsel bleiben, wie unsere chinesischen Freunde aus Xuzhou ihr Vorhaben, Schiller mit Peking-Oper verbinden zu wollen, realisieren werden…

- Beim Fußballturnier sollen die "Jubilare" Mainz und Lille mit verstärkter Präsenz in Form von je zwei eingeladenen Mannschaften pro Stadt auf sich und den Geburtstag mit Erfurt aufmerksam machen. Natürlich erhöhen sich mit dieser geballten Teilnahme auch deren Chancen auf den   Pokal des Oberbürgermeisters.

Den Auftakt zum Jubiläumsjahr mit Mainz bildet die Kollektivausstellung der "Finther Gruppe" aus Mainz, die vom 23. Februar bis 23. März im Krönbacken gezeigt wird. Die Ausstellung am 22. Februar persönlich zu eröffnen, will sich Oberbürgermeister Andreas Bausewein nicht nehmen lassen.

Der Städtefreundschaft mit Mainz ist eine weitere Ausstellung gewidmet: "Natur und Pflanzendruck" im Deutschen Gartenbaumuseum im egapark präsentiert Arbeiten des Mainzers Peter Norbert Heilmann und des Erfurters Ernst August Zimmermann, zu sehen vom 2. März bis 8. Juni.

Zu einem festlichen Wochenende kommt es vom 10. bis 13. April, wenn Delegationen aus Mainz und Lille unter der Leitung beider Oberbürgermeister Erfurt besuchen werden. Neben einem Festakt ist geplant, den Gästen das "Erfurt – 20 Jahre danach" vorzustellen – als Luther-, Blumen- und Kindermedienstadt, mit einem Hauch von Entente Florale und Fürstenkongress im Rundumschlag der Jahreshöhepunkte.

"Stadtmarketing aus den Augen des Gastes" heißt das Motto, unter dem sich je ein Journalist aus Mainz und Lille von Mitte Juni bis Mitte Juli in Erfurt zu Gast sind, um in ihren Medien zu Hause Werbung für Erfurt und seine Attraktionen zu machen. Sponsoren der Aktion sind der Botschafter für Erfurt e. V. und die WbG Erfurt, die den Gästen freie Kost und Logis bietet.

Der über die Jahre gewachsene Austausch von denkmalpflegerischem Know-how bei der Wiederherstellung der Erfurter und Mainzer Festung zu touristischen Anziehungspunkten sowie die 2007 begonnene Kooperation von Erfurter und Liller Festungsexperten soll im Herbst in einem trilateralen Fachseminar "Festungen – Orte der Geschichtspflege und des Tourismus" in Erfurt gipfeln.

Als letzter, doch nicht minder wichtiger Höhepunkt, sei ein deutsch-französisch-polnischer Jugendworkshop mit dem Arbeitstitel "Wir und unsere Nachbarn zur Rechten und zur Linken" genannt, der ebenfalls im Herbst theoretische Workshoptätigkeit mit praktischer Arbeit an einem Erfurter Grünprojekt im Rahmen der "Arena der Zukunft" verbinden will.