"Erfurt blüht"-Ausstellung des Kinderkunst e. V. im Rathaus

17.06.2008 00:00

"Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose" - dieser vieldeutige Satz der amerikanischen Autorin und Kunstmäzenin Gertrude Stein will wohl auch sagen, dass die Rose zwar eine Blume ist, aber mit ihr viel mehr an Bedeutungen, Anspielungen, Empfindungen, Gedanken oder Gefühlen ausgedrückt werden kann, als man unmittelbar zu sehen oder sinnlich zu erfahren glaubt - und dass sie am Ende doch immer sie selbst bleibt.

Unter diesem Gedanken können auch die Bilder der Ausstellung "Erfurt blüht" anlässlich der Entente Florale 2008 erlebt werden, in denen Jungen und Mädchen unterschiedlichen Alters und über acht Jahrzehnte hinweg beim Gestalten individuell verschiedene Zugänge zu Pflanzen und Blumen gewählt haben. Aus der Fülle von über 10 000 künstlerischen Arbeiten, die im Erfurter "Dr.-Birgit-Dettke-Archiv" vom Kinderkunst e. V. gehütet werden, zeigt die Ausstellung eine kleine Auswahl von Malereien, Drucktechniken und Papiercollagen, dekorativen Schmuckformen oder auch auf genauem Naturstudium basierende Zeichnungen, in denen Pflanzen und Blumen von Kindern und Jugendlichen in Schule und Freizeit zum Bildmotiv gewählt wurden.

Im Kunstunterricht des vergangenen Jahrhunderts, aber auch noch heute werden gerade Pflanzen und Blumen immer wieder gestalterisch variiert, weil sie jedem nahe sind – und das vielleicht ganz besonders in Erfurt, denn Erfurt ist als Blumen- und Samenstadt seit langem über die Grenzen des Landes hinaus bekannt. So sehen wir auf den Bildern denn auch oft außer Blumen und anderen Pflanzen die Menschen, die sie im Garten hegen und pflegen, sie stolz präsentieren, in Sträußen arrangiert haben oder auf dem Markt anbieten – Blumen als Sinnbild für Lebensfreude, Schönheit, Zuneigung, Duft, Heiterkeit und Farbenpracht, aber auch für Wachsen, Blühen und Vergehen im Zyklus der Natur.
Die farbenprächtigen und ausdrucksstarken Bilder können vielleicht zu einem Blick in die blühende Natur und sogar zu neuen Blumenbildern anregen.

Der Kinderkunst e. V., am 27. Juni 2001 auf Initiative von Frau Dr. Birgit Dettke gegründet, die auch zur ersten Vereinsvorsitzenden gewählt wurde, hat sich zum Ziel gesetzt, die bisher vermutlich mindestens 10 000 künstlerische Arbeiten von Kindern und Jugendlichen aus 110 Jahren umfassende, vorwiegend aus Thüringen, aber auch überregional und international zumeist aus privaten Sammlungen von Kunsterziehern zusammengetragene, bundesweit einmalige Sammlung zu bewahren, zu archivieren und verschiedenen Nutzungen im Sinne öffentlicher Wirksamkeit zugänglich zu machen, und zwar zur Aus- und Fortbildung von Kunsterziehern, für wissenschaftliche Zwecke, zur Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart unserer Gesellschaft über die Mittel der Kunst.

Dafür hat der Verein bisher unterschiedliche Wege gefunden:

  • die digitale Aufbereitung des Archivs und der Aktivitäten im Internet und auf CD-ROM
  • die fachgerechte Archivierung der Originalarbeiten
  • Ausstellungen aus dem Bestand und aus der Werkstattarbeit – die umfangreiche bisher mit über 250 Arbeiten in der Kunsthalle 2004 mit eigens dafür erarbeitetem Begleitbuch
  • Werkstattarbeit in Zusammenarbeit mit Kunsterziehern und Kunstschulen
  • Theorieveranstaltungen zum Erfahrungsaustausch und zur wissenschaftlichen Arbeit mit dem Archiv
  • Publikationen in regionalen Medien und in Fachzeitschriften sowie auf digitaler Basis.

Dem Archiv als Herzstück der Arbeit des Vereins wurde nach der Ermordung von Dr. Birgit Dettke am 26. April 2002 im Gutenberg-Gymnasium ihr Name verliehen. Es ist integriert in den Bund Deutscher Kunsterzieher e. V. und bewahrt, um die wertvollen Erfahrungen der Vergangenheit und Gegenwart für die Zukunft nutzen zu können, Kinder- und Schülerarbeiten jeder Technik, allerdings nur zweidimensional wie Malerei, Zeichnungen, Druckgrafik, Collagen, Textilarbeiten, aber auch Arbeiten von Vorschulkindern und Studierenden, Wettbewerbsarbeiten, Unterrichtsmaterial und persönliche Nachlässe sowie Ausstellungskataloge, Plakate und Fachliteratur zum Thema. Digital sind inzwischen auf der Webseite des Vereins über 7 000 Arbeiten einsehbar.
Die derzeitige Vereinsvorsitzende Frau Prof. Heidi Richter, tätig an der Universität Erfurt im Fachbereich Kunst der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät, konnte schon viele Studentinnen und Studenten mit Hilfe des Archivs auf ganz besondere Art an ihren künftigen Beruf als Kunstlehrer heranführen.

Zur Vernissage am 1. Juli um 17 Uhr wird herzlich eingeladen. Ausstellungsdauer: bis 3. August täglich während der Rathausöffnungszeiten.