Unterwegs von Erfurt nach Basel

14.01.2009 11:44

… ist in diesen Tagen eines der wertvollsten Objekte der Südseesammlung des Museums für Thüringer Volkskunde Erfurt: eine Nukuoro-Figur.

Ziel ist die europaweit renommierte Fondation Beyeler in Basel, die in ihrer neuesten Sonderausstellung eine Begegnung arrangiert zwischen Meisterwerken der Klassischen Moderne und außereuropäischer Kunst von höchster Qualität und Weltbedeutung. Besagte Nukuoro-Figur aus Erfurt gehört zu insgesamt 180 auserwählten Leihgaben.
In ihrem Herkunftsgebiet, dem mikronesischen Nukuoro-Atoll, verkörperten diese Figuren Götter und vergöttlichte Ahnen, die zu mehreren im wichtigsten Tempel des Atolls oder auf Kultplätzen standen und rituell verehrt wurden. Aus westlicher Sicht gehören diese Figuren wie die gesamte Kunst, die die Bewohner des Nukuoro-Atolls hervorbrachten zu den großartigsten Schnitzwerken Ozeaniens.
Surrealistische und expressionistische Künstler haben sich von solchen Gegenständen inspirieren lassen – so beispielsweise der Schweizer Alberto Giacometti, der in Paris zu einem der einflussreichsten Künstler der Moderne wurde (dem interessanterweise die nächste Sonderausstellung der Fondation in Basel gewidmet ist).
Der aus Erfurt stammende Kolonialbeamte Dr. Wilhelm Knappe (1855-1910), dem unsere Stadt eine einzigartige, nicht zuletzt im australisch-ozeanischen Raum selbst hochgeschätzte Sammlung von Ethnographica aus der Südsee verdankt, sammelte dieses Objekt vermutlich 1885/86. Im Jahr 1913 verließ die letzte Figur die Insel.
Die Figur aus der Knappe-Sammlung wird Ende Mai wieder an ihren nun schon angestammten Ausstellungsort im Südsee-Schaudepot des Museums für Thüringer Volkskunde Erfurt im Benaryspeicher zurückkehren. Dort ist sie wie viele andere Exponate dieser hochinteressanten Sammlung nach Voranmeldung (Tel. 0361 6421128), auf Wunsch auch im Rahmen von Sonderführungen, zu besichtigen.