"So wohnt Thüringen"

21.04.2009 11:41

Angebote des Kulturhofes zum Güldenen Krönbacken zur Langen Nacht der Museen Vernissage mit der Stiftung Baukultur, der Bauhaus-Universität Weimar und der Fachhochschule Erfurt

Pressegespräch am 14.05.2009, 11:00 Uhr
Vernissage: 15.05.2009, 19:30 Uhr (Bestandteil der "Langen Nacht der Museen")
Ausstellungsdauer: 15.05. - 21.06., Di - So 11 - 18 Uhr
Seit nunmehr sechs Jahren, zunächst unter dem Dach der Architektenkammer Thüringen, seit 2004 unter dem der neu gegründeten Stiftung Baukultur Thüringen, werden im Erfurter Kulturhof zum Güldenen Krönbacken alljährlich thematische Ausstellungen präsentiert, die aktuelle Entwicklungen, aber auch Ideen und Visionen der zeitgenössischen Architektur zur Debatte stellen.

Nach Projekten der Jahre 2003 bis 2005 zu Themen wie "Architektur macht Schule", "Erfurt am Wasser" und "Erfurts Lücken locken" gibt es nun eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit den beiden regionalen Ausbildungseinrichtungen für Architekten und verwandte Berufe, der Bauhausuniversität Weimar und der Fachhochschule Erfurt, die sich 2006 unter dem Motto "Architekturmobil", 2007 mit "Medium Architektur" und 2008 zum Problem "Recycling" gemeinsam präsentierten.

2009, anlässlich des Jubiläums "90 Jahre Bauhaus", finden sich beide Einrichtungen unter der Überschrift "So wohnt Thüringen!" zusammen.
Die Wohnwünsche verändern sich unter dem Einfluss demografischer, erwerbsbiografischer, technischer und ökologischer Parameter auf rasante Weise. Doch kann der Wohnungsmarkt sie ausreichend befriedigen? Ist nicht der Boom an Baugruppenbildung ein Ausdruck, dass Angebot und Nachfrage divergieren?

Die Wohnungsbaubranche steht vor enormen sozialen und technischen Herausforderungen. Wie sehen vor dem Hintergrund einer alternden und immer heterogener werdenden Gesellschaft neue Lösungen für das Zusammenleben der Generationen, für die Koexistenz verschiedener Lebensstile aus? Gibt es den flexiblen Grundriss, der ein möglichst eigenständiges Leben im Alter ermöglicht und die Anpassung an neue Bedürfnisse erlaubt? Welche Energiekonzepte entsprechen dem Grundsatz der Nachhaltigkeit und werden langfristig nachgefragt und bezahlbar sein? Für die Kommunen ist ein qualitätvolles Wohnungsangebot im Wettlauf der Regionen um Ansiedlungen von Unternehmen und Generierung von Arbeitsplätzen ein wichtiger Standortfaktor. Differenzierte Angebote, die dem Pluralismus der Lebensformen entsprechen, sind gefragt. Im Sinne der Nachhaltigkeit erfährt das Reihenhaus in der Stadt, sprich das Townhouse eine Renaissance. Doch sind entsprechende Standorte vorhanden und für wen sind sie finanzierbar?

Diese Überlegungen umreißen nur einige Sichtweisen und aktuelle Fragestellungen zum Thema Wohnen. Deutlich wird: Wohnen ist (und war) nie allein eine Frage des Geschmacks, sondern avancierte auch außerhalb der Planerzunft zu gesellschaftspolitischer Relevanz. Getreu dem eingangs formulierten Grundsatz, dass die Qualität des Dialoges der beteiligten Akteure über die Qualität unserer Räume entscheidet, widmet sich die Stiftung Baukultur dem Jahresthema Wohnen in drei Formaten, die den Dialog mit drei unterschiedlichen Akteursgruppen fördern und zugleich wesentlichen Grundgedanken des in diesem Jahr sein Jubiläum des 90-jährigen Bestehens feiernden Bauhauses folgen sollen.

Zu den Akteursgruppen zählen:

  1. Die allgemeine Öffentlichkeit                   Ausstellung
  2. Die Fachöffentlichkeit                             Podiumsdiskussion
  3. Der private Bauherr                               Beratertage

Den Schwerpunkt des Jahresthemas bildet Mitte Mai die Ausstellung in der Galerie Waidspeicher des Kulturhofs Krönbacken in Erfurt. Der Titel der Ausstellung lautet: "So wohnt Thüringen".

Seit alters her strebt der Mensch nach einer Behausung, die ihm Sicherheit, Zuflucht und Geborgenheit bietet. Nach Jahren der gepredigten Flexibilität und globaler Orientierung spricht man heute vom "homing" und meint damit nichts anderes als die Rückbesinnung auf privates Terrain.

Die Ausstellung zeigt ganz unterschiedliche Blickwinkel auf "thüringische Wohnwelten". Sie gewährt dem Besucher, einem Voyeur gleich, die Schlüssellochperspektive in die Wohnzimmer/Wohnwelten/Wohnlandschaften bekannter und weniger bekannter Thüringer Persönlichkeiten. Mit einem Augenzwinkern lädt sie ein, die eigenen Wohnbedürfnisse zu reflektieren und über zukünftige Wohnformen zu diskutieren.

In schon traditioneller Zusammenarbeit mit den Architekturbereichen der Bauhausuniversität Weimar und der Fachhochschule Erfurt werden studentische Entwürfe gezeigt, die innovative und alternative Wohnansätze illustrieren.

Prof. Joachim Deckert, der mit seinen Kollegen die Projekte der FHE seit Jahren betreut und in zwei der Ausstellung zeitnah vorausgehenden Kreativwochen von verschiedenen Studentengruppen die Exponate erarbeiten lässt, stellt nachfolgend erste Projektideen für 2009 vor:

"Wohnen ist das Architekturthema, mit dem jeder täglich direkt spürbare Erfahrungen macht, und ist als Urbedürfnis des Menschen nach Schutz und Geborgenheit ein zentrales Thema am Bauhaus gewesen. Es eignet sich hervorragend, um gesellschaftliche Wünsche und Zustände zu analysieren und Veränderungen ganzheitlich zu gestalten. Es wird zentrales Thema bleiben, weil es unser Wohlbefinden sowohl psychisch als auch physisch, bewusst oder unbewusst beeinflusst.

90 Jahre Bauhaus heißt leider nicht, dass seine revolutionären Errungenschaften bereits in der Breite der Gesellschaft angekommen sind. Die Wohnvorstellungen der Mehrheit sind noch immer rückwärts gewandt und greifen auf historische Muster wie die des Mittelalters, wohl vergessend, dass es damals weder WCs noch digitales Fernsehen gab.

Die Arbeiten der Studierenden stellen zeitgemäße Hüllen zweier Wohnformen mit gleichen Nutzungen gegenüber: das freistehende Einfamilienhaus und das Stadthaus. Während das eine die Landschaft zersiedelt und lange Wege zu Arbeit, Schule und Freizeit erzeugt, ist das andere platzsparend und durch seine Raumbildung in der Lage Stadt zu ergänzen oder fortzusetzen.

Die Gegenüberstellung formuliert die Frage nach der Sinnhaftigkeit und stellt hartnäckige Wohnsehnsüchte in Frage."

Der Ausstellungszeitraum wird flankiert von einem Rahmenprogramm, das sich an zwei weitere Akteursgruppen wendet (Termine werden noch bekanntgegeben).

1. Das Podium "wohn:weisen":

Der gesellschaftliche Strukturwandel drückt sich in drei Entwicklungstrends aus:

a)        Flexibler: Der Wandel der Arbeitswelt von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft

b)        Älter: Der demografische Wandel mit der fortschreitenden Alterung der Bevölkerung und einer wachsenden Zahl von Zuwanderern aus unterschiedlichen Kulturen

c)        Vielfältiger: Der Wandel und die Pluralisierung von Lebensstilen und Lebensformen in nahezu allen Bevölkerungsgruppen und Regionen

Dieser gesellschaftliche Strukturwandel verändert auch die herkömmlichen Anforderungen an Funktionen und Formen des Wohnens. Aber wie sehen Wohn- und Nachfrageprofile der künftigen Gesellschaft aus? Eine Herausforderung, der sich die Politik, Planung und Praxis, aber auch Wissenschaft und Forschung gleichermaßen stellen müssen. Das Podium "wohn:weisen" widmet sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln dem beschriebenen Spannungsfeld. Durch einen Impulsvortrag wird ins Thema eingeführt. Die dort formulierten Thesen werden von den "wohn:weisen" aus Politik, Planung und Praxis reflektiert, kommentiert und diskutiert.

2. Die Beratertage:

Während sich das Podium mit seinen Inhalten überwiegend an die Fachöffentlichkeit wendet, bilden die Beratertage die Schnittstelle zwischen (potentiellen) privaten Bauherren und den Planern. Dem interessierten Laien und/oder (Um-)Bauwilligen wird die Möglichkeit geboten, sich unverbindlich an drei aufeinander folgenden Wochenenden zu unterschiedlichen Schwerpunktthemen des Wohnens beraten zu lassen. Die Beratung ist kostenfrei. Sie soll den Dialog zwischen Planer und Bauherr fördern und einen Erstkontakt ermöglichen. Drei Themenkomplexe sind geplant: "Innenraumgestaltung", "Energetische Sanierung" und "Außenraumgestaltung"
Die Lange Nacht der Museen wird im Kulturhof Krönbacken unter dem Motto "Einfachheit im Vielfachen - Junges Bauhaus drin und draußen" außerdem von einem Hofprogramm flankiert, das neben Kinderaktion, Führungen durch Haus, Hof und Ausstellungen und Aktionen von Studenten der FH Erfurt auch eine musikalisch-literarische Collage von und mit Silke Gonska, Frieder W. Bergner und Orge Zurawski unter dem Titel "Sichtbeton und Zwitschermaschine" präsentiert. Ebenfalls geöffnet ist die Ausstellung im Vorderhaus mit derm Bauhausprojekt der Erfurter Malschule "Kunst macht schlau - Aufbruch ins Phantasialand".
Infos auch unter:

http://www.kroenbacken.de, http://www.baukultur-thueringen.de/