Gedruckt von EAZ! Dem Grafikdrucker Ernst August Zimmermann zum 70. Geburtstag
Zu sehen sind 50 Arbeiten national und international bekannter Künstler, deren Werke E. A. Zimmermann in seiner "Werkstatt für künstlerische Druckgrafik" (1979-2002) herstellte. Sie dokumentieren vom Kupferstich bis zum Holzschnitt, von der Lithografie bis zum Materialdruck das breite Spektrum an drucktechnischen Verfahren, das Ernst August Zimmermann meisterlich beherrscht. Selbst künstlerisch aktiv, hat er sich intensiv der Technik des Naturumdrucks gewidmet - die Ausstellung hält auch einige seiner schönsten eigenen Werke bereit.
Für sein langjähriges handwerkliches, kunstpädagogisches und kunstvermittelndes Engagement im Dienste der traditionellen "schwarzen Kunst" wurde er 2001 mit dem Kulturpreis der Landeshauptstadt Erfurt geehrt.
Die Ausstellung wird am 20. August um 19.30 Uhr im Renaissance-Saal der Kunsthalle Erfurt von Bürgermeisterin Tamara Thierbach, Beigeordnete für Soziales, Bildung und Kultur der Landeshauptstadt Erfurt, eröffnet.
Ernst August Zimmermann eröffnete vor 30 Jahren in Erfurt seine Werkstatt für künstlerische Druckgrafik und arbeitete seither mit mehr als 100 Künstlern zusammen. Für viele von ihnen wurde er zu ihrem "Meisterdrucker", jener inspirierte, feinfühlige Handwerker, der als Partner des Bilderfinders wesentlichen Einfluss auf die gestalterische Qualität einer Grafik, auf deren Anmutung und Ästhetik nehmen kann. So ist der vollendete Druck - die Lithografie, der Kupferstich oder der Holzschnitt - immer auch das Werk des Druckers. Sowohl bei der Papierauswahl, beim Einfärben von Lithostein, Metallplatte und Holzstock, beim Einrichten der Druckerpresse, beim Wischen der Druckform als auch beim Vorgang des Abdruckens selbst nimmt er entscheidenden Einfluss auf das künstlerische Ergebnis. Für diesen komplizierten und komplexen Produktionsvorgang arbeitete Pablo Picasso in Paris mit Mourlot zusammen, Bernhard Heisig in Leipzig mit Horst Arloth. In Erfurt vertrauten Jost Heyder, Gerd Mackensen, Alfred T. Mörstedt u. v. a. dem Drucker E. A. Zimmermann, der 1989 Mackensens Algraphie » Roter Wagen, gestürzt « (Titelabb.) vervielfältigte.
Seit den frühesten Tagen der europäischen Druckgraphik im 15. Jahrhundert sind Druckwerkstätten auch Orte, die Geschichte schrieben. So spiegelt die "schwarze Kunst" seit ihrer Entstehung vor fast 600 Jahren alle Facetten des Lebens, wurde darüber hinaus zu einer einzigartigen "Bildenzyklopädie der Kultur" (Walter Koschatzky).
Drucktechnische Verfahren und die sehr unterschiedlichen Möglichkeiten von Hoch-, Tief- und Flachdruck begeisterten Ernst August Zimmermann schon während seines Studiums an der Pädagogischen Hochschule Erfurt. Sein Wissen gab er zunächst im Rahmen künstlerischer Lehrtätigkeit als Leiter verschiedener Mal- und Grafikzirkel weiter, bevor er 1979 als ehemaliger Mitarbeiter des "Büros für architekturbezogene Kunst" seine eigene Werkstatt in der Erfurter Liebknechtstraße einrichten konnte. Wie kaum ein anderer studierte er den traditionellen Handdruck, beherrscht Kupferstich, Kaltnadel und Mezzotinto, Radierung und Aquatinta, Lithografie und Materialdruck, und er experimentiert gleichzeitig mit neuen Kombinationen, entwickelt neue Verfahren. Er druckte Künstlerbücher und Mappenwerke ebenso wie Auflagendrucke und Plakate, in den 1980er Jahren oft mit politischem Inhalt. Von 1990 an war das "Haus zum Grauen Böcken" in der Erfurter Kürschnergasse 8, wo sich später die gemeinsam mit Ehefrau Elke geführte "e. a." Grafikgalerie Zimmermann befand, Anlaufstelle für Künstler und Kunstfreunde. Hier gründete sich auch auf Initiative von EAZ, wie sich der Drucker gern selbst nennt, der GrafikArt e.V. Neben seiner Arbeit als Drucker profilierte sich Zimmermann als Herausgeber von Kunsteditionen und als Organisator zahlreicher Ausstellungen. Gleichzeitig verfolgt er bis heute aktiv seinen eigenen künstlerischen Weg. Dabei ist ihm der Naturumdruck zum bevorzugten Experimentierfeld geworden. So zeigt die Ausstellung nicht nur 50 hervorragende grafische Arbeiten von national und international bekannten Künstlern, sondern auch eigene Werke von Ernst August Zimmermann.
Alois Senefelder, dem Erfinder der Lithografie, fühlt sich EAZ auf besondere Weise verbunden. " Da wirst du, dachte ich, deine eigenen Geistes-Produkte selbst drucken, und so mit Geistes- und körperlichen Arbeiten gehörig abwechseln können" (Senefelder). Ihm zu Ehren initiierte und organisierte er 1999 die vielbeachtete Ausstellung "Hommage à Senefelder - 200 Jahre Erfindung der Lithografie und des Steindrucks" (in Zusammenarbeit mit GrafikArt e.V.). Für sein Engagement wurde ihm 2001 der Kulturpreis der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt verliehen.
Nach Auflösung der Werkstatt 2002 übergab Ernst August Zimmermann all seine Pressen, Platten, Steine, Farben, Walzen und Utensilien dem Druckereimuseum im Benary-Speicher des Sparkassen-Finanzzentrums Erfurt. Dort kann man ihm nun gelegentlich bei Druckvorführungen über die Schulter schauen.
Aufgrund der Neueinrichtung des Angermuseums (Wiedereröffnung Juni 2010) ist die Kunsthalle Erfurt Gastgeberin der Ausstellung zum 70. Geburtstag von Ernst August Zimmermann. Zugleich ist sie ein Beitrag zum "Jahr der Graphik 2009", in dem die Grafischen Sammlungen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz auf die hohe kulturelle und kunsthistorische Bedeutung ihrer Bestände aufmerksam machen. Die von EAZ gedruckten Werke finden nach Ende der Ausstellung Eingang in die mehr als 30.000 Werke umfassende Graphische Sammlung des Angermuseums Erfurt.
Ausstellung des Angermuseums in der Kunsthalle Erfurt 20. August bis 27. September 2009
Ausstellungseröffnung am Donnerstag, 20. August 2009, 19:30 Uhr, in der Kunsthalle Erfurt, Fischmarkt 7, 99084