Verkehrssteuerung und Verkehrssicherheit in Erfurt

15.04.2010 14:00

"Die Arbeit des Sachgebietes Verkehrsmanagement im Tiefbau- und Verkehrsamt wird nur dann bemerkt, wenn etwas nicht funktioniert", mit diesen Worten weist der Beigeordnete für Bau und Verkehr, Ingo Mlejnek, auf die Arbeit in der Verkehrsrechnerzentrale der Stadt in der Johannesstraße hin.

Im Hintergrund wirken die Mitarbeiter, die dafür Sorge tragen, dass die Ampelanlagen der Stadt richtig schalten und der Verkehr flüssig bleibt. Die Technik dient zunächst der Verkehrssicherheit und dann erst der Leichtigkeit und Flüssigkeit des Verkehrs. Aktuell werden 248 Knotenpunkte, Fußgängerquerungen und Anlagen zur Gleissicherung per Lichtsignalanlage (LSA, so der Fachbegriff für die Ampel) in der Verantwortung des Tiefbau- und Verkehrsamtes der Stadt geregelt. Hinzu kommen noch sieben Anlagen, die durch das Straßenbauamt Mittelthüringen betrieben werden. "Wie wichtig die Signalregelung ist, wird spätestens dann deutlich, wenn eine Störung vorliegt und die Ampel ausfällt", so Mlejnek weiter. "Zum Glück ist es mit der hohen Zuverlässigkeit der Technik und einer konsequenten Durchführung der Wartungsleistungen durch die Mitarbeiter des Straßenbetriebshofes möglich, eine sehr hohe Verfügbarkeit von fast 100 Prozent sicherzustellen". Um dies zu ermöglichen, wurden in den letzten 20 Jahren 168 LSA neu gebaut bzw. 92 Anlagen erneuert. Dabei sind bereits Anlagen eingerechnet, die in Folge von Baumaßnahmen zum zweiten Mal erneuert werden mussten.  

Gleichzeitig wurde ein Verkehrsmanagementsystem aufgebaut, das aus unterschiedlichen Komponenten besteht. Zunächst ist der Verkehrsrechner zu nennen, der mit 144 der LSA über ein stadteigenes Kabelnetz verbunden ist. Störungen an diesen Anlagen aber auch Schaltbefehle oder Informationen werden sekündlich übertragen. Vier LSA sind über eine Funkverbindung erreichbar. Eine Störung, die zum Ausfall der Ampelanlage führt, wird automatisch an den Störungsdienst gemeldet. Daneben werden über den Verkehrsrechner Informationen zur Beschleunigung von Bussen und Straßenbahnen an den Ampelanlagen gewonnen. Dabei fordern sich die Fahrzeuge des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Abhängigkeit von ihrer Fahrplanlage über Funk an den LSA an.

Weiterer Bestandteil des Verkehrsmanagements ist das dynamische Parkleitsystem. "Für die innovative Idee, das Parkleitsystem mit einer dynamischen Informationsebene zu verbinden, wurde die Stadt 2001 im Rahmen eines Bundeswettbewerbs   ausgezeichnet" sagte der Beigeordnete. Seither ist dieses Prinzip in einer Reihe von Städten Standard. Der inzwischen in die Jahre gekommene Parkleitrechner wurde 2009 aus Mitteln der Stellplatzablösegebühr erneuert und übernimmt wegen der größeren Leistungsfähigkeit jetzt auch Funktionen des Verkehrsmanagements. Dazu werden die Informationen von sogenannten strategischen Verkehrsmessstellen erfasst und ausgewertet.

Ein Beispiel für die strategische Steuerung ist die Gothaer Straße im Bereich der Erfurter Messe. Auch wenn noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, die die Technik bietet, sind von Seiten der Verantwortlichen im vergangenen Jahr doch wesentliche Schritte unternommen worden, insbesondere die Situation der Abfahrt nach Messegroßveranstaltungen zu verbessern. Dazu zählt die Optimierung der speziellen Programme für den Zufluss und den Abfluss von der Messe, aber vor allem die Detektion (Erfassung) kritischer Verkehrsmengen. So wird mit den strategischen Detektoren die Situation zwischen Wartburgstraße und Schmira und zwischen Schmira und der Hersfelder Straße erfasst.  

Das System der strategischen Verkehrserfassung auszubauen, ist ein Ansatz um genauere Informationen zu erhalten und soll mittelfristig weiter verfolgt werden. Damit wäre es dann möglich, aktuelle Informationen zu erhalten und beispielsweise bei einer Störung auf dem Erfurter Ring die LSA auf der Umleitungsstrecke mit einer höheren Leistungsfähigkeit zu schalten.
Aber auch die Verknüpfung mit den Informationen des Baustellenmanagementsystems sind Ansätze, die zur Zeit geprüft werden.  

Bundesweit gibt es Projekte in denen untersucht wird, wie solche kommunalen Informationen in die Umleitungsempfehlungen von Navigationssystemen einfließen können. Damit wird deutlich, dass die Möglichkeiten und das Aufgabenfeld im Sachgebiet Verkehrsmanagement nicht geringer wird. "Angesichts knapper Finanzmittel muss vielmehr geprüft werden, wie mit vergleichsweise geringen Aufwendungen für das Verkehrsmanagement Lösungen geschaffen werden, die dem Verkehr in der Stadt weiterhelfen" führte der Beigeordnete abschließend aus.