Neuer Bestandteil der Erfurter Welterbe-Bewerbung: "Steinernes Haus" aus dem Mittelalter im Jüdischen Quartier

19.04.2011 11:44

Ein Steinbau, der wohl zu den bedeutendsten Zeugnissen profaner spätmittel­alterlicher Wohnräume in deutschen Städten zählen dürfte, hat sich im Zentrum der Erfurter Altstadt erhalten.

Es handelt sich um das sogenannte "Steinerne Haus" mit einem mittelalterlichen Keller, einer farbig gefassten Holzbalkendecke aus dem 13. Jahrhundert im ersten Obergeschoss sowie den Resten eines Stufengiebels. Das Gebäude befindet sich mitten im Jüdischen Quartier und war seit 1293 nachweislich in jüdischem Besitz.

Bei einem Arbeitskolloquium im März trafen sich Wissenschaftler und Restau­ratoren, die bereits Untersuchungen an dem Gebäude vorgenommen haben. "Das Treffen diente dazu, den Kenntnisstand auszutauschen, zusammenzufassen und kritisch zu diskutieren sowie die bisher gewonnenen wissenschaftlichen Erkennt­nisse systematisch zusammenzutragen. Zudem wurden Forschungslücken und zukünftige Aufgaben ermittelt", erklärt Landeskonservator Holger Reinhardt.

Wichtigstes Ergebnis des Kolloquiums: Die herausragende Bedeutung des Bau­werks wurde von allen Experten bestätigt. "Aus diesem Grund werden wir das 'Steinerne Haus' in unseren Welterbe-Antrag mit aufnehmen", sagt Ingo Mlejnek, Beigeordneter für Bau und Verkehr. Die von der Unesco geforderte Authentizität und Integrität, also die historische Echtheit und die Unversehrtheit, seien hinrei­chend belegt. "Als jüdischer Profanbau des Mittelalters ergänzt er den geplanten Welterbeantrag mit den rituellen Bauwerken Alte Synagoge und Mikwe in idealer Weise", fasst Mlejnek zusammen.

Nach weiteren Forschungsarbeiten wird eine Entscheidung über die zukünftige Nutzung getroffen. Mittelfristig könnten im Keller des Gebäudes die mittelalter­lichen Grabsteine vom jüdischen Friedhof aufbewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.