Premiere des Kurzfilms "1349 - Jüdisches Leben in Erfurt" im Erfurter Ratsgymnasium

07.06.2012 17:33

Am Freitag, dem 15. Juni 2012 wird der Kurzfilm eines Schülerprojekts erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert. Die Premiere des Films startet um 20:00 Uhr im Erfurter Ratsgymnasium. Ein Team aus fast 30 jungen Erfurterinnen und Erfurtern begann letztes Jahr mit den Recherchearbeiten zum mittelalterlichen Leben von Juden in Erfurt. In Kooperation mit Jugend in Aktion, dem Erfurter Ratsgymnasium sowie dem freien Filmemacher Wolfram Christ drehten sie einen Film über die Alte Synagoge Erfurt und das Pogrom von 1349.

Die meisten Aktiven waren Schülerinnen und Schüler des Evangelischen Ratsgymnasiums. Unterstützt wurden sie von Studenten der Hochschule Mittweida sowie vom Filmemacher Wolfram Christ und der Museumspädagogin Julia Roos. Unter Leitung von Wiebke Nestler (18), die in den vergangenen Monaten unermüdlich Mitstreiter aktivierte, das Drehbuch entwickelte und die Organisation von Dreh, Schnitt und Premierenfeier vorantrieb, können sie jetzt das Ergebnis ihrer Arbeit öffentlich präsentieren.
Ausgangspunkt der Auseinandersetzung der Schüler mit der Thematik war das Jahr 1349. Diese Jahreszahl markiert einen Einschnitt im Zusammenleben von Menschen unterschiedlichen Glaubens in Erfurt. Nach Jahrhunderten einer gemeinsamen Existenz in Erfurt während des hohen Mittelalter und nach Jahrzehnten fruchtbarer wirtschaftlicher Zusammenarbeit von christlichen und jüdischen Händlern in der Stadt, bricht plötzlich der Sturm los: Nachbarn überfallen Nachbarn, töten diese. Christliche Erfurter, die mit der Friedensbotschaft Jesu groß geworden sind, werfen den ersten Stein: Am 21. März 1349 überfielen Aufrührer das jüdische Viertel. Sie erschlugen eine große Anzahl von Juden, das Viertel um die Synagoge brannte ab. Die gesamte Gemeinde wurde ausgelöscht, bis zu 900 Menschen starben. Dies alles scheinbar aus dem Nichts. Warum? Selbstverständlich kann der Kurzfilm hierfür keine schlüssigen Antworten liefern. Doch gibt der Film gedankliche Anregungen zu eigenen Weiterdenken.
Ausgangspunkt des Filmprojekts ist die AG "Denk mal", die unter der Leitung des Lehrers Jürgen Junker bereits vor der Eröffnung der Alten Synagoge als Museum Führungen von Schülern für Schüler angeboten hat. Im letzten Jahr entstand unter den Schüler-Guides der Wunsch, den Schulklassen, die zu Besuch in die Alte Synagoge kommen, im Vorfeld Material zur Vorbereitung ihres Besuchs an die Hand zu geben.
Das Filmprojekt gelang durch die Unterstützung des EU-Programms "Jugend in Aktion" und der deutschen Agentur "Jugend für Europa" sowie in Kooperation mit dem Evangelischen Schulbund, dem Ratsgymnasium sowie in Absprache mit der Alten Synagoge Erfurt und der Jüdischen Landesgemeinde, die das Vorhaben der Schüler nach Kräften unterstützten.