Havarie im Naturkundemuseum: Ausfall der Kühlzelle / alle wertvollen Präparate konnten gerettet werden

28.05.2013 17:30

Am Montagvormittag, dem 27. Mai 2013, wurde im Naturkundemuseum Erfurt der Ausfall der Kühlzelle im Keller des Hauses festgestellt. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Temperatur in der Kühlzelle plus 9°C. Die Solltemperatur bei Betrieb liegt bei minus 21°C. Aufgrund der Ausstellungseröffnung am 23. Mai waren die Mitarbeiter des Hauses in den Tagen zuvor anderweitig beschäftigt, so dass der Ausfall erst spät bemerkt wurde.

In der Kühlzelle lagert ein großer Teil der noch nicht präparierten Tierkörper (rund 3000 Exemplare). Darunter sind sehr kleine Tiere, wie zum Beispiel Spitzmäuse und Singvögel, aber auch größere Säugetiere, Reptilien und Vögel. Alle Tiere sind einzeln in Folie verschweißt und mit den nötigen wissenschaftlichen Angaben versehen. Diese Tiere gelangen auf ganz unterschiedlichem Weg ins Museum: Teils sind es eingelieferte Tiere die durch Fahrzeug- oder Scheibenanflug ums Leben gekommen sind, teils Tiere aus Zoologische Gärten. Des Weiteren solche, die von Naturschutzbehörden eingezogen wurden oder von Züchtern oder aus Expeditionen stammen.

Ein Teil der besonderen Präparate (bspw. Tigerbabys) lagern in separaten, kleinen Kühltruhen und waren von der Havarie nicht betroffen. Einige besondere Präparate lagerten aber auch in dem betroffenen Kühlraum. Nach dem Bemerken der Havarie wurden die wertvollsten Tiere – weil sehr selten und kaum wieder beschaffbar – umgehend gesichtet und in kleinere Kühltruhen verteilt. Einige wurden sofort von Präparator Marco Fischer abgebalgt und behandelt. Zu ihnen gehören unter anderem ein Riesensturmvogel sowie Pinguine aus der Antarktis mit entsprechenden Funddaten aus einer der letzten Expeditionen. Tatkräftig unterstützt wurde er dabei von den drei Praktikanten aus Bangladesch, die sich bereits fortgeschrittene Kenntnisse im Präparieren erworben haben. An diesen Tieren sind keine nachteiligen Veränderungen eingetreten.

Am Montagmittag war der Schaden am Kühlaggregat behoben. Die Tiere sind wieder alle im Frost. Über das genaue Ausmaß des Schadens kann gegenwärtig noch keine abschließende Aussage getroffen werden, da alle Tier­körper erst nach dem Auftauen begutachtet werden können. Selbst für den Fall, dass einige Tiere nicht mehr präparationswürdig sind, werden diese nicht verworfen, stattdessen können Gewebeproben entnommen und Skelettpräparate hergestellt werden. Eine präzisierte Schadenbilanz erfolgt in den nächsten Wochen.

Als Konsequenz aus dem Schadensfall wird eine akustische Signalanlage installiert, die das Unterschreiten einer Mindesttemperatur anzeigt. Die Präparatoren haben auf jeden Fall nun alle Hände voll zu tun.