"Die Bibelhandschrift 'Erfurt 2' zwischen jüdischer Buchkunst und christlicher Hebraistik: eine Spurensuche!": Sonderausstellung in der Alten Synagoge

12.09.2013 15:33

Am Montag, dem 16. September 2013, wurde die Sonderausstellung "Die Bibelhandschrift »Erfurt 2« zwischen jüdischer Buchkunst und christlicher Hebraistik: eine Spurensuche!" eröffnet. Sie wird bis zum 08.12.2013 in der Alten Synagoge zu sehen sein. Wichtigstes Exponat ist die Erfurt Bibel 2, die als mittelalterliche Hebräische Bibel für wenige Wochen im Original in Erfurt präsentiert werden kann.

Seite aus der Hebräischen Bibel "Erfurt Bibel 2", die Mikrographien zeigt, also Fabelwesen, die aus Buchstaben geformt sind.
Foto: "Erfurt Bibel 2, Ms. or. fol. 1212, Mikrografie, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz" Foto: © Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

Die Erfurt Bibel 2 ist des Teil des Konvoluts der Erfurter Hebräischen Handschriften. Die Hebräische Bibel stammt aus dem späten 13. Jahrhundert und stellt eine Riesin unter den mittelalterlichen Bibel-Handschriften dar. Sie ist reich mit Mikrografien verziert, also kleinen Bildern von Fabelwesen und Grotesken, die aus den Buchstaben der Masora, dem textkritischen Kommentar, geformt sind. Auf einzelnen Seiten lässt sich der Gebrauch durch christliche Theologen des 16. Jahrhundert nachweisen: Zu der Zeit, als sich die Handschrift nach dem Pogrom von 1349 in der Erfurter Ratsbibliothek befand, waren es wahrscheinlich Humanisten, die Übersetzungen ins Lateinische oder Deutsche zwischen die Zeilen schrieben.

Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz und in enger Kooperation mit Dr. Annett Martini, Freie Universität Berlin.

Dr. Annett Martini ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Judaistik der Freien Universität Berlin und ausgewiesene Expertin für jüdische Schriftkultur im Mittelalter. Seit Anfang 2012 erforscht die gebürtige Thüringerin in Kooperation mit der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz und der Alten Synagoge das Konvolut der Erfurter Hebräischen Handschriften. Auf ihrer Forschungsarbeit basiert die Sonderausstellung.

Die Sonderausstellung wird bis zum 08.12.2013 von Dienstag bis Sonntag zwischen 10:00 und 18:00 Uhr im 1. Obergeschoss der Alten Synagoge zu sehen sein. Der Eintritt beträgt 8,00 €, bzw. 5,00 € ermäßigt. Geführte Rundgänge durch die Ausstellung werden am Donnerstag dem 24.10.2013, 07.11.2013, 21.11.2013, 28.11.2013 und 05.12.2013 um 17:00 Uhr sowie am Sonntag, dem 08.12.2013 um 11:00 Uhr angeboten.

Anlässlich der Sonderausstellung wird die Broschüre „Der Toraschreiber als Bewahrer des Gotteswortes“ von Dr. Annett Martini herausgegeben. Außerdem kann man fünf neue Postkarten mit Motiven der Erfurter Hebräischen Handschriften an der Kasse der Alten Synagoge erwerben. Auf der Website des Netzwerks "Jüdisches Leben Erfurt" ermöglicht eine digitale Bibliothek, in den Handschriften des Erfurter Konvoluts zu blättern und Informationen zu den einzelnen Handschriften abzurufen. Außerdem bietet die Internetseite Informationen zur Sprache, Schrift, den religiösen Texten, aber auch zur Glaubenspraxis sowie Herstellung der Handschriften.