"Räder müssen rollen für den Sieg": Vortrag über den stellvertretenden Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn im Nationalsozialismus

13.10.2014 13:57

Vor über 40 Jahren wurde 1973 das einzige Strafverfahren gegen einen Reichbahnbeamten abgebrochen, der im Zweiten Weltkrieg am Judenmord beteiligt war: Albert Ganzenmüller. Der promovierte Maschinenbauer, der schon als Jugendlicher am Hitler-Putsch 1923 teilgenommen hatte, ging 1928 zur Reichsbahn und machte im damals größten Verkehrsunternehmen der Welt mit einer halben Million Eisenbahnern Karriere. Als stellvertretender Generaldirektor und Staatssekretär im Reichsverkehrsministerium von 1942 bis 1945 war er maßgeblich an den Deportationen beteiligt. Nach dem Krieg versteckte sich Ganzenmüller in Argentinien. Er kehrte 1955 in die Bundesrepublik zurück und klagte - erfolglos – eine Pension als Staatssekretär ein.

Der Prozess gegen ihn wegen Beihilfe zum Mord an Millionen jüdischer Kinder, Frauen und Männer wurde abgebrochen, weil der 68-jährige Ganzenmüller nach einem Herzinfarkt als verhandlungsunfähig galt. Er starb erst 1996 in München.

Über die Rolle Ganzenmüllers und den Strafprozess gegen ihn spricht am 16. Oktober Dr.  Alfred Gottwaldt im Erinnerungsort Topf & Söhne. Der Leiter der Abteilung Schienenverkehr im  Deutschen Technikmuseum Berlin ist Autor wichtiger Veröffentlichungen zur Reichsbahn im Nationalsozialismus und zu den Deportationen. Sein reich bebilderter Vortrag stützt sich auf jahrzehntelange Forschung und wertet die Selbstdarstellungen Ganzenmüllers , historische Unterlagen des Prozesses und zahlreiche weitere Akten aus.  Für den Erinnerungsort ist der Abend der thematische Höhepunkt der Sonderausstellung "Sonderzüge in den Tod. Die Deportationen mit der deutschen Reichsbahn", die noch bis 7. Dezember zu sehen ist.

16. Oktober 2014, 19 Uhr, Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7
Vortrag von Dr. Alfred Gottwaldt, Deutsches Technikmuseum Berlin, Leiter Abt. Schienenverkehr
"Räder müssen rollen für den Sieg": Albert Ganzenmüller, stellvertretender Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn 1942-1945

Der Eintritt ist frei.