Der Erinnerungsort Topf & Söhne hat den Museumspreis 2014 der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen erhalten

02.12.2014 15:30

Der „Erinnerungsort Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz“ in Erfurt ist mit dem Museumspreis 2014 der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen ausgezeichnet worden. Diese Auszeichnung wird alle zwei Jahre von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen gemeinsam mit dem Hessischen Museumsverband (HMV) und dem Museumsverband Thüringen (MVT) ausgelobt. Sie ist mit einem Preisgeld von 25.000 Euro und der Herausgabe einer eigenen Broschüre verbunden. Die feierliche Preisübergabe fand am 2. Dezember 2014 im Erinnerungsort unter anderem im Beisein von Christoph Matschie, Thüringer Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur, und dem Oberbürgermeister der Stadt Erfurt, Andreas Bausewein, statt.

Hohe Auszeichnung für gelungene Vermittlungsarbeit

In seiner Laudatio hob Dr. Volker Rodekamp, Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig, die museumspädagogische Konzeption des Erinnerungsortes Topf & Söhne hervor. Die Präsentation zeige sehr deutlich auf, dass im NS-System Entscheidungen möglich gewesen seien, die nicht konform waren. Die ausgestellten Materialien und Dokumente ließen deutlich erkennen, dass trotz des Wissens um die Verwendung der Öfen in Auschwitz innerbetrieblich ein produktionstechnischer Wettbewerb entstanden sei, der ethische und moralische Fragen weitgehend ausgeblendet habe, so Dr. Rodekamp. Bemerkenswert sei neben der museologischen Arbeit wie der Sammlung von Objekten auch die wissenschaftliche Erforschung des Sujets und schließlich – mit besonderem Erfolg – dessen angemessene Präsentation und Vermittlung.

Wie Dr. Thomas Wurzel, Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, im Rahmen der Preisverleihung betonte, sei der Erinnerungsort Topf & Söhne ein bemerkenswertes Beispiel für eine mit erheblichem bürgerschaftlichen Engagement ins Leben gerufene Einrichtung. Mit seiner Arbeit stelle der Erinnerungsort die Frage nach persönlicher Verantwortung, so Dr. Wurzel, und lasse Bezüge zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen zu. Von besonderer Bedeutung sei dabei, dass dieser Ort weder ein Täter- noch ein Opferort ist, sondern ein ehemaliger Produktionsstandort, dessen Vertriebsschienen überall hin, aber eben auch nach Auschwitz reichten.

Eigene Publikation

Verbunden mit der Zuerkennung des Museumspreises ist eine Publikation zum Erinnerungsort im Rahmen der Reihe „ausgezeichnet!“ der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen. Dieser Band stellt dessen Arbeit unter verschiedenen Aspekten vor. Er wurde anlässlich der Preisverleihung der Öffentlichkeit übergeben. Er ist über den Erinnerungsort Topf & Söhne und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen zu beziehen.

Im Rahmen der Auslobung hatte die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen auch zwei Sonderpreise vergeben. Diese sind dem Herzoglichen Museum Gotha und dem Stadt- und Industriemuseum Rüsselsheim verliehen worden. Die Sonderpreise sind mit jeweils 5.000 Euro dotiert.

Bisherige Preisträger

Der Museumspreis wird alle zwei Jahre von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen gemeinsam mit dem Museumsverband Thüringen (MVT) und dem Hessischen Museumsverband (HMV) ausgelobt. Mit der Vergabe des Preises soll die Position von Museen und Kulturinstitutionen regional wie überregional gestärkt und außergewöhnliche Museumskonzepte gewürdigt werden.

Zu den Preisträgern des seit 2002 ausgelobten Museumspreises der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen gehörten bislang aus Thüringen das Museum der Stiftung Gedenkstätte Mittelbau-Dora bei Nordhausen (2008) und das Naturkundemuseum in Erfurt (2004).

Sonderpreise erhielten u.a. das Grenzlandmuseum Teistungen (2012), die Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz (2012), das Metallhandwerkmuseum in Steinbach-Hallenberg (2004) und das Stadtmuseum Hildburghausen (2002).

Hochrangige Fachjury

Der Jury des Museumspreises 2014 gehörten an:

  • Frau Dr. Katja Schneider (Beauftragte zur Reformationsausstellung 2017, Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Lutherstadt Wittenberg),
  • Herr Prof. Dr. Bernhard Graf (Direktor des Instituts für Museumsforschung, Berlin),
  • Herr Prof. Dr. Matthias Puhle, Magdeburg,
  • Herr Dr. Volker Rodekamp (Präsident a.D. des Deutschen Museumsbundes),
  • als Vertreter der Museumsverbände
    • Herr Dr. Rolf Luhn (Geschäftsführer des HMV, Kassel) und
    • Herr Günter Schuchardt (Vorsitzender des MVT, Burghauptmann Wartburgstiftung, Eisenach).

Die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen wurde am 9. November 1989 zunächst als Hessische Sparkassenstiftung errichtet. Heute ist sie eine Gemeinschaftsstiftung der Sparkassen in Hessen und Thüringen sowie der Landesbank Hessen-Thüringen und der SV SparkassenVersicherung. Seit ihrer Errichtung vor 25 Jahren initiiert und unterstützt die Stiftung gemeinsam mit den Sparkassen kulturelle Projekte in beiden Bundesländern. Mit einer Fördersumme von rund 150 Mio. Euro für Kunst und Kultur ist die Sparkassen-Finanzgruppe der größte nichtstaatliche Kulturförderer in Deutschland.

Frankfurt, Erfurt, den 2. Dezember 2014

Dr. Thomas Wurzel
Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen   
Tel. 069 2175-511
sparkassen-kulturstiftung@sgvht.de