"Erfurt im Ersten Weltkrieg" – Vortrag von Dr. Horst Moritz

08.01.2015 09:51

Das Museum für Thüringer Volkskunde in Erfurt lädt im Rahmen der Sonderausstellung "Für Kaiser, Gott und Vaterland? Das kurze Leben des Ernst Heller (1884–1916)" am Donnerstag, dem 15. Januar 2015 um 18 Uhr zu einem Vortrag zum Thema: "Erfurt im Ersten Weltkrieg" ein. Referent ist Dr. Horst Moritz, Historiker, Publizist und Herausgeber der Zeitschrift "Stadt und Geschichten in Erfurt".

Geschichtlicher Hintergrund

Menschenschlange.
Foto: Städtischer Kartoffelverkauf am 22. Februar 1916 auf dem Hof des Angermuseums Foto: © Sammlung Gundermann, Stadtarchiv Erfurt

Der im August 1914 ausgebrochene und sich über vier Jahre hinziehende Krieg lässt eine besondere Kriegsgesellschaft in der Heimat entstehen. Sie ist durch mannigfache Entwicklungen charakterisiert, zumal in einer Stadt wie Erfurt, die Industrie-, Verwaltungs- und Militärstadt ist.

Der Vortrag legt den Fokus auf das Alltagsleben der Erfurter. Dieses ist bestimmt u. a. durch einen materiellen Verarmungsprozess fast aller sozialen Schichten der Stadt. Das Sinken der Lebensmittelrationen oder die Zunahme des Schwarzen Marktes bedingen Unterernährung, schließlich Hunger und führen zu steigenden Sterbezahlen. Lange Arbeitszeiten in den Unternehmen, Ungerechtigkeiten bei der Verteilung von Nahrungsmitteln, die sichtbare Bereicherung einzelner an den Kriegsgeschäften oder die sich verschärfenden Wohnungsnot sind weitere Grunderlebnisse des Krieges und zermürben die Menschen. Aber auch Berichte von der Front, die ein grauenhaftes Bild von den Kämpfen zeichnen, sowie steigende Gefallenenzahlen belasten die Daheimgebliebenen. Trotz dieser Situation wird ein Wohltätigkeitsengagement von Privatpersonen, Vereinen, Korporationen, Schulen oder Kirchen spürbar und manifestiert Solidarität über soziale Grenzen hinaus.

Seit Mitte 1915 weicht der anfänglichen Kriegseuphorie zunehmende Ernüchterung, die schließlich in Kriegsmüdigkeit und Kriegsablehnung übergeht und im Herbst 1918 auch in Erfurt in den revolutionären November-Ereignissen kulminieren. Sie setzen den Schlusspunkt unter dem Krieg in der Heimat. Die Auswirkungen des Krieges bleiben noch Jahre in der Stadtgesellschaft spürbar.

Weitere Veranstaltungen

Öffentliche Führung:
Donnerstag, 22.01.2015 um 16 Uhr
Der Kranich wacht: Wandmalereifunde im Museum für Thüringer Volkskunde.
Es führt: Ronald Krüger, Holzrestaurator, Zentrale Restaurierungswerkstätten der Museen der Stadt Erfurt

Kuratoren Führung in der Sonderausstellung
"Für Kaiser, Gott und Vaterland? Das kurze Leben des Ernst Heller (1884–1916)"
Sonntag, 08.02.2015 um 11 Uhr
Es führt Dr. Marina Moritz (Direktorin des Museums für Thüringer Volkskunde Erfurt und Kuratorin der Ausstellung)