Jerusalem am Rhein – Oder: Wo liegt Aschkenas?

01.09.2015 10:07

Erfurter Synagogenabend mit Dr. Ursula Reuter am Dienstag, dem 8. September, um 19:30 Uhr in der Alten Synagoge Erfurt.

Weit entfernt von den bisherigen Zentren jüdischen Lebens entstand um das Jahr 1000 am Rhein eine neue jüdische Kultur – die der Juden von „Aschkenas“. Die Grundlagen dafür wurden in den berühmten SchUM-Gemeinden Speyer-Worms-Mainz – auf Hebräisch: Schpira, Warmaisa, Magenza – gelegt. Ihren spezifischen Charakter erhielt die aschkenasische Kultur durch den intensiven Austausch mit der christlichen Umgebung – eine fruchtbare, aber allzu oft auch zerstörerische Begegnung.

Die SchUM-Gemeinden haben vielfältige Spuren hinterlassen, materielle wie immaterielle. Bauwerke und Grabsteine, illuminierte Handschriften, Rechtstexte und volkstümliche Erzählungen zeugen von ihrer Ausstrahlung auf die jüdische Welt vom Mittelalter bis heute. Anhand von Beispielen soll an diesem Abend gezeigt werden, wie die Juden Mitteleuropas auf der Flucht vor Vertreibungen, Verfolgungen und Pogromen die aschkenasische Kultur und die Erinnerung an die SchUM-Gemeinden mitnahmen, bewahrten und weiterentwickelten.

Die Referentin des Abends, Dr. Ursula Reuter, ist seit Oktober 2013 wissenschaftliche Geschäftsführerin des S.L. Steinheim-Instituts für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität Duisburg-Essen. Sie hat in Heidelberg, New York und Köln Geschichte, Jüdische Studien und Germanistik studiert und wurde 2002 mit einer Arbeit über den jüdischen Sozialdemokraten Paul Singer (1844–1911) promoviert. 2003-09 hat sie im deutsch-israelischen Forschungsprojekt Germania Judaica IV an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf die Geschichte der Juden in Worms in der Frühen Neuzeit erforscht. Im Auftrag der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz hat sie 2011 zusammen mit Pia Heberer die Tagung „Die SchUM-Gemeinden Speyer – Worms – Mainz. Auf dem Weg zum Welterbe“ organisiert und den Tagungsband herausgegeben.

Der Eintritt ist frei.