Erfurt bringt sich in die internationale Lutherausstellung 2017 in Wittenberg ein

14.12.2015 10:24

In Presseberichten wurde wiederholt der Eindruck erweckt, die Stadt Erfurt würde leichtfertig das zu den Sammlungen des Angermuseums gehörende und gegenwärtig als Leihgabe im Stadtmuseum gezeigte sogenannte „Lutherkästchen“ 2017 in einer fragwürdigen „Verleih-Aktion“ nach Wittenberg vergeben. Tatsächlich handelt es sich bei der geplanten Wittenberger Ausstellung um ein Referenzprojekt der bundesweiten Geschichtskultur mit großer internationaler Ausstrahlung, zu dem eingeladen zu sein für die Erfurter Museen eine seltene Ehre bedeutet. Zugleich gibt sie Gelegenheit, an herausragender Stelle auf die hiesigen Bestände und die Bedeutung Erfurts für Martin Luther hinzuweisen.

Foto: Nach der Überlieferung: Luthers Schreibkasten, 2. Viertel 16. Jahrhundert Foto: © Stadtmuseum Erfurt

„Eine solche Anfrage entspricht den selbstverständlichen Gepflogenheiten des Austauschs zwischen Museen, und sie sollte daher nicht zum Gegenstand eines falsch verstandenen Eigeninteresses werden, zumal das in unserem Haus bisher nicht adäquat präsentierte Objekt dadurch im Jubiläumsjahr 2017 für eine kurze Zeit überregionale Wirkung entfalten kann und wir zudem mit einer eigenen Ausstellung über Martin Luthers monastische Wurzeln und die Bettelorden in Erfurt einen für unsere Stadt repräsentativen Beitrag dazu leisten werden“, so Dr. Anselm Hartinger, der Direktor der Erfurter Geschichtsmuseen.

„Die Leihnehmer in Wittenberg werden das Holz des Reiseschreibkästchens untersuchen und wenn möglich auch chronologisch bestimmen, bevor es in der Ausstellung gezeigt wird“, ergänzt Prof. Dr. Kai Uwe Schierz, Direktor der Erfurter Kunstmuseen. „Damit kann passieren, was wir uns schon lange wünschten, aber aus finanziellen Gründen nicht realisieren konnten. Wir werden also nicht nur mit internationaler Aufmerksamkeit beschenkt, wenn wir das Objekt ausleihen, sondern auch mit wissenschaftlicher Expertise. Wir in Erfurt können von der Ausleihe nur profitieren.“

Kulturdirektor Tobias J. Knoblich stellt sich wiederholt vor seine Museumsdirektoren und Kuratoren: „Es ist erfreulich, dass sich einige engagierte Bürger für das Lutherkästchen so stark machen. Die über­triebene Stilisierung des Objekts zur Touristen­attraktion verwundert mich jedoch und zeigt mir, dass es gut ist, vor einer öffentlichen Schelte einmal die Einschätzung der Museumsfachleute einzuholen. Wir haben sehr genau abgewogen, was wir im Jahr 2017 selbst machen können und wo wir uns andernorts einbringen wollen. Der Kontext macht auch immer die Musik: im Kreise anderer auratischer Objekte wird das Kästchen sicher eine Wirkung haben; das große Highlight ist es allein gewiss nicht“, so Knoblich.

Zum Reformations­jubiläum ergänzt er: „Das Tolle an Erfurt ist ja, dass es viele Akteure gibt, die sich einbringen. Wir machen als Stadt eine Ausstellung zu den Bettelorden mit Lutherbezug und ergänzen diese um kleinere städtische Projekte. Aber auch der Evangelische Kirchenkreis, das Augustinerkloster, das Theater und viele andere steuern etwas bei. Das Gesamtprogramm werden wir im nächsten Jahr präsentieren.“