Gemeinsame Pressemitteilung des Runden Tisches zu den derzeitigen Ergebnissen zum Ausbau der Nordhäuser Straße

11.10.2016 17:43

Seit Jahresbeginn läuft das Vermittlungsverfahren zur geplanten Neugestaltung der Nordhäuser Straße. Moderiert durch das Leipziger Planungsbüro StadtLabor fanden neben einer Vielzahl von Gesprächen bislang vier Runde Tische statt, bei denen sich 25 Vertreter der Stadtratsfraktionen, städtischer Ämter, Mitglieder von Anlieger- und Eigentümerinitiativen, des ADFC, des Studierendenrates der Universität und weiteren Institutionen ausgetauscht und nach für alle Seiten akzeptablen Lösungen gesucht haben.

Kompromiss, an dem weiter gearbeitet werden muss

Eine Ansicht von einer Straße mit Straßenbahn, Auto, Fußgängern und zwei Radfahrstreifen an den Seiten der Straße.
Foto: So könnte die Nordhäuser Straße künftig aussehen. Foto: © StadtLabor Leipzig

Ausgangssituation für die Arbeit des Runden Tisches war die von der Stadtverwaltung erarbeitete Planung zur Neugestaltung der Nordhäuser Straße. Diese war in die Kritik geraten, weil hierfür die Gleise der Stadtbahn und der gesamte unterirdische Bauraum neu zu ordnen gewesen wären und ein Eingriff in private Grundstücke Vorgärten unvermeidbar geblieben wäre. Vor diesem Hintergrund sollte der Runde Tisch eine Variante ausloten, die sich nah am Bestand orientiert.

Nach intensiver Diskussion sind sich die Teilnehmer des Runden Tisches einig, dass die Nordhäuser Straße umgebaut werden soll, um die verkehrliche und stadtgestalterische Funktion der Straße zu verbessern. Es wird empfohlen, die im Rahmen der Runden Tische entwickelte bestandsorientierte Variante zur Grundlage für die weiteren Planungsschritte zu machen.

Die Variante sieht vor, unter Beibehaltung der Gleislage der Straßenbahn und weitgehend im vorhandenen Straßenquerschnitt behindertengerechte Haltestellen für Straßenbahn und Bus zu schaffen. Straßenbahn und Kfz-Verkehr teilen sich künftig eine gemeinsame Fahrspur. Die Führung des Radverkehrs erfolgt durch einen mit Breitstrich markierten Schutzstreifen, aber in der Regelbreite eines Radfahrstreifens. Öffentliches Pkw-Parken wird innerhalb der Baumreihe angeordnet.

Der erarbeitete Plan bildet die grundsätzliche Lösung ab. Details wie z. B. exakte Baumstellungen, Mastpositionen, Ausstattungsdetails, Stellplätze, die Führung des Radverkehrs an Knotenpunkten usw. müssen in weiteren Planungsschritten präzisiert werden.

Den Teilnehmern des Runden Tisches ist bewusst, dass es sich bei der bestandsorientierten Variante um einen Kompromiss handelt. Das bedeutet, dass diese Lösung auch Nachteile wie z. B. Leistungseinschränkungen für Straßenbahn und Kfz sowie in Details für Fußgänger und Radfahrer – so bei der Querung der Nordhäuser Straße – mit sich bringt. Auch wird es deutlich weniger Stellplätze als im heutigen Bestand geben.

Auf Grundlage einer ersten verkehrstechnischen Untersuchung und einer Simulation für die Spitzenstunden wurden bereits Optimierungen vorgeschlagen. So soll der Zufluss des motorisierten Verkehrs aus den westlich einmündenden Seitenstraßen und aus der nördlichen Nordhäuser Straße durch Signalregelung gedrosselt werden.

Die Funktionstüchtigkeit der Nordhäuser Straße soll nach Umbau beobachtet und nach einem Jahr evaluiert werden. Abhängig vom Ergebnis kann es zu Anpassungen z. B. an der Fahrbahnmarkierung kommen. Die weitere Planung soll weiterhin vom Runden Tisch regelmäßig konsens- und sachorientiert begleitet. Eventuell auftretende Meinungsverschiedenheiten werden in diesem Rahmen geklärt.

Der erreichte gemeinsame Planungsstand wird in den kommenden Wochen in den Gremien der Teilnehmer des Runden Tischs besprochen und bewertet.

In einer Bürgerversammlung am Dienstag, dem 8. November 2016, im Gutenberggymnasium soll die Planung der Öffentlichkeit vorgestellt und diskutiert werden. Die genaue Uhrzeit wird noch bekannt gegeben.

Stimmen aus dem Pressegespräch:

Alexander Hilge, Beigeordneter der Landeshauptstadt Erfurt für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften:
„Wir haben am Runden Tisch kontrovers diskutiert, aber immer auf Augenhöhe. Jetzt liegt ein Zwischenergebnis vor. Wir sind froh, dass wir eine Lösung gefunden haben, die machbar erscheint. Nun hoffen wir, dass sich in den folgenden Schritten die Belastbarkeit der vorliegenden Variante nachweisen lässt.“

Peter Stampf, Fraktion Freie Wähler/FDP/Piraten:
„Wir haben eine gute Kompromisslösung mit einigen Kröten, die geschluckt werden müssen. Straßenbahn und Individualverkehr teilen sich eine Spur und die Fahrzeit wird etwas länger.“

Jörg Kallenbach, Fraktion CDU:
„Wir haben eine wesentlich kostengünstigere Variante gefunden, weil sie sich am Bestand orientiert. Auch wenn die jetzige Lösung in den nächsten Monaten noch optimiert werden muss.“

Ludger Kannegießer, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen:
„Es war ein spannender Prozess. Ich freue mich besonders, dass es eine gute Radverkehrslösung gibt.“

Matthias Bärwolff, Fraktion die Linke:
„Ich war positiv überrascht, wie schnell die Verwaltung dazu bereit war, ein, zwei Schritte von der eigenen Planung zurückzugehen.“

Stefanie Handke, Bürgerinitiative Nordhäuser Straße:
„Es war ein steiniger Weg, aber  ich bin erfreut, dass wir es soweit geschafft haben. Die große Summe, die für das Moderationsverfahren im Raum stand, hat sich bezahlt gemacht.“

Michael Nitschke, EVAG:
„Bis zum Jahr 2020 fordert der Gesetzgeber, dass wir ein barrierefreies Netz anbieten. Die Nordhäuser Straße war in dieser Hinsicht bislang ein schwarzes Loch. Mit der vorliegenden Variante haben wir dieses Problem gelöst.“

Fritjof Mothes, StadtLabor Leipzig:
„Dieses am Runden Tisch gefundene Miteinander und die sachorientierte Diskussion sollen sich auch bei der Vertiefung der Planung fortsetzen. Nun gilt es, die gefundene Lösung mit der Öffentlichkeit zu diskutieren und deren Hinweise beim weiteren Verfahren zu berücksichtigen.“