"…euch hindert hieran nymandt": Neue Sonderausstellung in der Alten Synagoge eröffnet
Vielen Besuchern der Alten Synagoge ist angesichts der kostbaren Objekte gar nicht bewusst, dass sie sich in einem Gebäude befinden, das 1349 Schauplatz eines brutalen Angriffs auf die jüdische Bevölkerung Erfurts war. Die nun erstmals gemeinsam gezeigten archäologischen Funde und archivalischen Quellen aus Köln und Erfurt stehen exemplarisch für jene Pogromwelle, bei der Mitte des 14. Jahrhunderts jüdische Gemeinden in ganz Europa ausgelöscht wurden.
"Die Sonderausstellung wird das museale Angebot der Alten Synagoge nachhaltig beleben. Wir wollen damit beginnen, neben dem Bauwerk künftig stärker auch die Menschen sichtbar zu machen, die im jüdischen Quartier gelebt, gearbeitet, gebetet und eben auch gelitten haben. Damit leistet die Schau einen wichtigen Beitrag zur kritischen Aufarbeitung auch der dunklen und lange verdrängten Aspekte der städtischen Geschichte, wobei der Blick auf Köln eine Einordnung im europäischen Maßstab ermöglicht", sagte Dr. Anselm Hartinger, Direktor der Erfurter Geschichtsmuseen, anlässlich der Eröffnung. In Köln wurden nach dem Pogrom in einem Teil des ehemaligen jüdischen Quartiers die Keller der zerstörten Häuser mit Schutt verfüllt und damit quasi für Jahrhunderte konserviert. Neueste Ausgrabungen der vergangenen Jahre bargen unzählige Objekte, die die unterschiedlichsten Aspekte des Lebens der Kölner Juden beleuchten. Gleichzeitig zeigen sie eindrücklich die Spuren der verheerenden Gewalt, wie Katja Kliemann von der Archäologischen Zone der Stadt Köln aufzeigte.
Mit dieser Ausstellung, kuratiert von Dr. Maria Stürzebecher und Hardy Eidam, beginnt die Alte Synagoge eine Reihe von jährlichen Sonderpräsentationen, die auf Aspekte des jüdischen Lebens im Mittelalter eingehen und damit Erfurts Bewerbung um den Titel "UNESCO-Welterbe" begleiten, wie Kulturdirektor Dr. Tobias J. Knoblich betonte. Die Ausstellung wird zudem durch ein umfassendes Begleitprogramm ergänzt.