Steinschleuder, Pfeilspitzen und Armbrustbolzen – „Teuflisches Werkzeug“ im Museum Wasserburg Kapellendorf

17.05.2018 07:44

Am Donnerstag, dem 17. Mai, um 15 Uhr, wird die neue Sonderausstellung „Teuflisches Werkzeug. Die Burg des Mittelalters im Krieg“ im Museum Wasserburg Kapellendorf eröffnet. Die Ausstellung im Erdgeschoss des Museums und in der Steinkammer (Keller) des Museums/Schaudepots läuft bis zum 31. Mai 2019.

Im Vordergrund die Kernburg mit Kemenate, davor eine grüne Wiese, dahinter strahlend blauer Himmel
Foto: © Stadtverwaltung Erfurt/Dirk Urban

Während der Belagerung der Runneburg in Weißensee im Jahr 1212 durch Kaiser Otto IV. kam eine Steinschleuder zum Einsatz. Ein Chronist beschrieb sie als „teuflisches Werkzeug“. Sie muss beeindruckt haben, war sie doch eine Gefahr für jegliche Mauern, erstaunlich treffsicher und eine Waffe für Kenner. Nicht nur der Transport war schwierig, auch der Bau und Einsatz erforderte Spezialisten. Seit dem 13. Jahrhundert war sie in ganz Europa in Gebrauch, bis sie von der Pulverartillerie im 14./15. Jahrhundert abgelöst wurde.

In der neuen Sonderausstellung im Museum Wasserburg Kapellendorf werden Blidensteine aus ganz Thüringen in einem Schaudepot gezeigt. Die schwersten Blidensteine sind die der Runneburg bei Weißensee mit ca. 118 Kilogramm Gewicht. Das Mittelalter hatte aber noch mehr „teuflisches Werkzeug“ zu bieten: Neben den Bliden waren die Pfeilbüchsen beliebt. Aus Eisen oder Bronze gegossen, konnten sie zum Beispiel Brandpfeile verschießen. Die eisernen Spitzen der Armbrustbolzen finden sich häufig bei archäologischen Untersuchungen an Burgen, wie beispielsweise im Oberen Schloss in Greiz. Dieser Depotfund ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Er wurde durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie zur Verfügung gestellt und besteht aus 236 Armbrustbolzen. Darüber hinaus zeigt die Ausstellung Helme und Rüstungsteile, wie ein originales Kettenhemd aus dem Stadtmuseum Erfurt.

Da die Wasserburg Kapellendorf von vielen Familien mit Kindern besucht wird, gibt es in dieser Ausstellung auch kleine Stationen: So ist das Anheben eines Schwertes möglich und in einem Film wird das Spannen und Schleudern einer Feuerkugel mittels einer riesigen Blide gezeigt. Zudem ist ein Bastelbogen für Kinder entstanden. Auch gibt es die Möglichkeit, ein Computerspiel zu spielen, welches mit dem Titel „Ballerburg“ 1987 entwickelt wurde und die Zielgenauigkeit der Spieler testet.

Zur Ausstellung ist ein Begleitbuch im Verlag Kirchschlager, einem Thüringer Verlag aus Arnstadt, entstanden. Dieser enthält Beiträge von Dr. Matthias Rupp (Stadtarchäologe aus Jena), Dr. Christian Tannhäuser (Archäologe TLDA) sowie von Dr. Ines Spazier (Gebietsreferentin TLDA), Michael Kirchschlager und Marie Linz. Er fasst anschaulich die neuesten Forschungsergebnisse zusammen und ist ab 17. Mai im Buchhandel und im Museum der Burg erhältlich.

Die Wasserburg Kapellendorf ist seit 1997 Eigentum der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Die Stiftung hat in den letzten Jahren die Instandsetzung der Anlage aufgenommen: Neben der Erneuerung des Wasser-und Abwassersystems wurden die Sanitäranlagen instand gesetzt und im letzten Jahr die Sanierung der Fassade des Justiz- und Rentamtgebäudes abgeschlossen. Die Burg wird betrieben durch die Landeshauptstadt Erfurt als Nebeneinrichtung des Stadtmuseums. Diese Verbindung ist historisch begründet: 1348 erwarb die Stadt Erfurt im Zuge der Ausdehnung ihres Herrschaftsgebietes die Burganlage und baute sie aus. Die längste Zeit ihrer Geschichte hat die Burg zur Stadt Erfurt gehört und zeugt von der Blütezeit der Stadt im Spätmittelalter. Sie ist heute ein Kleinod im schönen Kapellendorf und Besuchermagnet mit jährlich mehr als 20.000 Gästen.