Stadt hilft Australiern bei familiärer Spurensuche

23.07.2019 13:41

Eine nicht alltägliche Anfrage erreichte die Landeshauptstadt Erfurt vor einigen Wochen aus Sydney in Australien.

Grab und ehemalige Wohnstätte von Familie Jacobsohn gefunden

Eine Frau am mit Efeu zugewachsenen Grabstein ihrer Großmutter.
Foto: Die 79-jährige Ruth Macklin am Grab ihrer Großmutter im Neuen Jüdischen Friedhof Erfurt. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Eine Ruth Macklin bat um Hilfe. Seit Kindheitstagen fühlt sich die 79-jährige mit Erfurt verbunden, weil ihre Großmutter Geschichten immer mit den Worten „Bei uns in Erfurt ... “ begann. Die Australierin wollte deshalb mehr über ihre Erfurter Herkunft erfahren. Sie wusste nur, dass ihr Großvater, Dr. Julius Jacobsohn, von 1906 bis 1938 in Erfurt eine HNO-Praxis hatte und anschließend nach Berlin gezogen war. Weil er Jude war, sollte Jacobsohn 1943 in ein Vernichtungslager deportiert werden. Der Mediziner kam dem zuvor und brachte sich selbst um.

Die Stadtverwaltung, die Geschichtsmuseen sowie die Jüdische Landesgemeinde Thüringen machten sich mit vereinten Kräften auf die Suche nach Spuren der Familie Jacobsohn und fanden das Grab der Großmutter auf dem Neuen Jüdischen Friedhof sowie verschiedene ehemalige Wohnstätten der Familie.

Jetzt hat Ruth Macklin diese Orte auch persönlich und mit Teilen ihrer Familie besucht. Da die Enkelin Dr. Jacobsohns unsicher war, was sie in Erfurt erwarten würde, hatte sie nur einen Kurzbesuch eingeplant. Ihr gefiel es dann aber so gut in Erfurt, dass sie versprach, bereits im nächsten Jahr für einen längeren Aufenthalt wiederzukommen.

Vier Frauen,zwei Männer und ein Kind besuchen das Grab der Großmutter.
Foto: Ruth Macklin (Dritte von rechts) mit ihrer Familie am Grab ihrer Großmutter. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
Die Familie vor dem einstigen Wohnhaus im Bergstromweg.
Foto: Ruth Macklin (Mitte) am Wohnhaus im Bergstromweg. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt