Gesundheitsreport, Gesundheitsförderung und Sucht in Erfurt
Stadt und DAK-Gesundheit sprachen über Daten, Fakten und Entwicklungen
Der Krankenstand in der Landeshauptstadt Erfurt ist 2018 gesunken. Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen nahmen um 0,1 Prozentpunkte ab. Mit 4,8 Prozent gab es in der Stadt einen niedrigeren Krankenstand als im Landesdurchschnitt (5,3 Prozent). Laut DAK-Gesundheitsreport waren damit an jedem Tag des Jahres von 1.000 Arbeitnehmern 48 krankgeschrieben.
„Wir benötigen kommunale Gesundheitsdaten, um Taten folgen zu lassen“, sagt Dr. Franziska Alff. Sie ist froh, gemeinsam mit der DAK an einer besseren Datenlage arbeiten zu können. Die aktuelle Analyse der DAK-Gesundheit für die Landeshauptstadt zeigt die wichtigsten Veränderungen bei der Zahl und Dauer der Krankschreibungen: Die Fehltage bei den psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände sanken um 24 Prozent und damit am stärksten von allen Diagnosen in Erfurt, lagen aber über dem Landesschnitt. Bei Atemwegserkrankungen gab es acht Prozent mehr Ausfallzeiten. Bronchitis, Erkältungen und Mandelentzündungen haben mittlerweile einen Anteil am gesamten Krankenstand von fast 19 Prozent. Sie teilen sich damit nun Platz eins der häufigsten Ausfallursachen mit den Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen, die im Vergleichszeitraum für drei Prozent mehr Krankschreibungen sorgten.
„Mit unseren Analysen zum Krankenstand in Erfurt setzen wir gezielt beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement an und bieten Arbeitgebern konkrete Hilfe“, sagt Eric Thöner von der DAK-Gesundheit in der Landeshauptstadt.
Alkohol: Hauptgrund für suchtbedingte Krankmeldungen in Thüringen
Die DAK-Gesundheit untersucht in ihrem aktuellen Gesundheitsreport mit dem Schwerpunkt „Sucht 4.0 – Trinken, Dampfen, Gamen in der Arbeitswelt“, wie viele Erwerbstätige im Freistaat mit gravierenden Problemen durch Alkohol, Zigaretten und Computerspiele zu kämpfen haben. Die Kasse wirft dabei einen Blick auf Ursachen und Risikofaktoren. Für das Schwerpunktthema wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit in Thüringen aus – flankiert von Analysen der ambulanten und stationären Versorgung. Eine repräsentative Befragung von 5.000 Beschäftigten sowie eine Expertenbefragung geben Aufschluss über die Verbreitung und den Umgang mit den verschiedenen Suchtmitteln und Verhaltensweisen. Das Fazit: Der Großteil der Krankmeldungen bei Suchtproblemen ist in Thüringen auf Alkohol zurückzuführen (70 Prozent). 85 Prozent der Erwerbstätigen hierzulande trinken Alkohol. Laut Studie der DAK-Gesundheit haben 14,2 Prozent der thüringischen Arbeitnehmer einen riskanten Alkoholkonsum. Mit ihrem Trinkverhalten setzen sich rund 134.000 Erwerbstätige Risiken aus, krank oder abhängig zu werden. „Die Zahl der Betroffenen macht uns Sorgen. Der riskante Umgang mit Alkohol bleibt ein zentrales Problem in unserer Gesellschaft, das auch gravierende Folgen in der Arbeitswelt hat“, sagt Thöner. „Sucht ist eine Krankheit, die jeden treffen kann. Wir wollen eine breite und offene Debatte anstoßen. Wir müssen hinsehen, hinhören und handeln, um Betroffene nicht allein zu lassen. Ist es Genuss, Gewohnheit oder bereits Sucht?“ Beim Thema Alkoholprävention fehlen auch in Thüringen flächendeckende und wirksame Angebote. Die DAK-Gesundheit schließt diese Versorgungslücke ab sofort mit einem neuen Online-Selbsthilfeprogramm bei Alkoholproblemen.
Hoher Alkoholkonsum – abgelenkt bei der Arbeit
Der hohe Alkoholkonsum wirkt sich auch auf den Arbeitsalltag aus. Je höher der Alkoholkonsum, desto häufiger kommen betroffene Mitarbeiter deshalb auch zu spät zur Arbeit oder machen früher Feierabend. Mehr als jeder vierte Mitarbeiter mit einer möglichen Abhängigkeit gab das bei der DAK-Analyse an (27,2 Prozent).
Das Rauchen von Zigaretten ist laut DAK-Report in Thüringen die verbreitetste Sucht, die auch die Arbeitswelt betrifft. 22,4 Prozent der Erwerbstätigen sind zigarettenabhängig. Unter den jungen Erwerbstätigen zwischen 18 und 29 Jahren gibt es mit 16,3 Prozent den geringsten Anteil.
Bei den 60- bis 65-jährigen Berufstätigen raucht fast jeder Vierte (23,7 Prozent). Etwa jeder zweite Raucher raucht auch während seiner Arbeitszeit, also außerhalb der Arbeitspausen. Rund 2,5 Prozent der Erwerbstätigen dampfen in Thüringen E-Zigarette. Raucher von E-Zigaretten greifen oft parallel zur herkömmlichen Zigarette, belegt der DAK-Report.
Gaming: Mehr als jeder zweite Beschäftigte in Thüringen spielt
Erstmals untersucht der Report auch das Thema Gaming und seine Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Demnach spielen 60 Prozent der Arbeitnehmer in Thüringen Computerspiele. 3,7 Prozent gelten als riskante Gamer. Das heißt: 35.000 zeigen ein auffälliges Nutzungsverhalten.
„Wir führen regelmäßig eine Lebenslagenbefragung von Kindern und Jugendlichen in Erfurt durch. Die Daten zeigen, dass auch in Erfurt die 12- bis 17-Jährigen gerne und oft ihre Zeit mit Fernsehen, Videospielen und Internetsurfen verbringen. 95 % aller befragten Kinder gaben an, ein Handy bzw. Smartphone zu besitzen. Die Zahlen verdeutlichen, das unter dem Aspekt der Suchtprävention das Medienkonsumverhalten verstärkt in den Fokus rücken muss“, so Dr. Franziska Alff.
„Die Daten zeigen den Handlungsbedarf in Erfurt im Bereich der Gesundheitsförderung und Suchtprävention auf. Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger zu fördern, zählt zu den Aufgaben des Gesundheitsamtes. Dies geschieht auf vielerlei Weise – durch Informationsveranstaltungen, Beratung, präventive Maßnahmen oder Öffentlichkeitsarbeit. Dabei kooperieren wir auch mit anderen Partnern vor Ort und initiieren gemeinsame Projekte“, erläutert Winnie Melzer.