Gewalt an Kindern und Jugendlichen hat nicht zugenommen

17.04.2020 12:54

Seit der aktuellen Kontaktbeschränkung durch die Corona-Krise hat das Jugendamt der Landeshauptstadt Erfurt acht Kinder und Jugendliche in Obhut genommen. Sie waren durch ihre Eltern bedroht, misshandelt oder vernachlässigt worden. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres sind es insgesamt 14 Inobhutnahmen gewesen.

Wie Dr. Doris Schwiefert, Abteilungsleiterin Kinder- und Jugendförderung, sagte, sind damit in Erfurt die Befürchtungen bisher nicht eingetreten, dass die Gewalt in den Familien in der derzeitigen Lage zunimmt. Sie führt diese positive Situation auch auf die kreativen Angebote des Jugendamtes und der 93 freien Träger in der Stadt zurück. „Alle haben sehr flexibel, kreativ und schöpferisch auf die derzeitige Situation reagiert. Und diese Angebote werden auch sehr gut angenommen. In den sozialen Netzwerken ist viel los, Videobotschaften werden verschickt“, sagte sie.

Weitere Erklärungen könnten laut Erfurter Jugendamt sein, dass die Familien durch die Entschleunigung des Alltags, fehlenden Druck durch Schulnoten oder Termine besser als gedacht miteinander ausgekommen. Ebenso war und ist die Notbetreuung in Schulen und Kitas überaus hilfreich. Aktuell haben 1027 Erfurter Kinder einen Anspruch auf diese Notbetreuung, und davon werden fast 600 in den Kindertageseinrichtungen notbetreut. „Diese Mädchen und Jungen kriegen so den Rhythmus und die Struktur des Tages geliefert, die sie dringend brauchen“, sagte Schwiefert.

Laut Jugendamt sind weiterhin Familienhelfer im Einsatz. Wenn es Hinweise auf Kindeswohlgefährdung gibt, gehen die bis zu 40 Sozialarbeiter mit Mundschutz, Schutzhandschuhen und manchmal auch Füßlingen in die Problemfamilien. Wie Abteilungsleiterin Dr. Doris Schwiefert betont, sind diese Besuche wegen einer möglichen Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus für die Kolleginnen und Kollegen freiwillig. „In den vergangenen Wochen sind alle Einsätze relativ glimpflich abgelaufen“, so Schwiefert. So braucht das Erfurter Jugendamt seine zusätzlich vorgehaltenen Plätze für Inobhutnahme derzeitig auch nicht. „Als die Corona-Krise aufkam, waren die 21 Plätze für Inobhutnahme belegt. Das hat uns besorgt. Deswegen haben die freien Träger auf unser Bitten weitere Plätze  eingerichtet. Im Moment sind davon viele Plätze frei.“