Gedenken an die Zerstörung der Barfüßerkirche vor 77 Jahren

15.11.2021 09:50

In der Nacht des Totensonntags, am 27. November 1944, detonierte eine britische Luftmine in der Barfüßerstraße. Die Wucht der Explosion fegte die kleinteilige Bebauung hinweg und brachte das Kirchenschiff zum Einsturz. Bereits in der Nacht zuvor waren Bomben auf die nahegelegene Schlösserbrücke gefallen. Beiden Angriffen fielen über 70 Menschen zum Opfer, die Zahl der verletzten und obdachlos gewordenen Bürgerinnen und Bürger ist heute nicht mehr zu ermitteln.

die Ruine einer Kirche nach einem Bombenangriff im 2. Weltkrieg
Foto: Die Barfüßerkirche im Dezember 1944 Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
eine Bronzetafel auf Stein
Foto: Der Bildhauer Hans Walther, 1946 aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, verstand das Zeichenhafte des Geschehens. Auf der letzten Tafel seines Totentanz-Zyklus winkt Spielmeister Tod seine Monster über die schon zerstörte Barfüßerkirche heran. Sie werden unterschiedslos alles unter sich begraben, auch die instrumentalisierten Reste deutscher Kultur. Der Bronzeguss hängt seit November 2012 neben dem Gittertor der Langhaus-Ruine. Foto: © Michael Klehm

Anlässlich dieses Ereignisses, lädt der Initiativkreis Barfüßerkirche am kommenden Sonnabend, dem 20. November um 17 Uhr, in die Ruine der Barfüßerkirche. Zur kurzen Gedenkandacht wird das Glockenspiel vom Bartholomäusturm erklingen.

77 Jahre nach der Katastrophe gibt es nur noch wenige Menschen, die sich aus eigenem Erleben an das Geschehen erinnern können. Die Ruinen der Wohn- und Geschäftshäuser sind längst Neubauten gewichen, die nun zum gewohnten Stadtbild gehören. Die Ruine der Barfüßerkirche ist die letzte sichtbare Wunde. Jedes Jahr bildet sie die „romantische“ Kulisse für die Aufführungen des Sommertheaters. Das städtische Museum im Hohen Chor mit den ältesten Glasmalereien Erfurts und bedeutenden Exponaten der Bildhauerkunst des 14. Jahrhunderts ist seit nunmehr 11 Jahren geschlossen und nur noch selten für Veranstaltungen des Initiativkreises Barfüßerkirche zugänglich.