Corona-News des Tages | 5. Januar 2022

05.01.2022 13:26

Erfurt bei Inzidenz weit vorn +++ Bitte Online-Meldeformular nutzen +++ „Omikron lässt sich nicht aufhalten“ +++ Lage in Kliniken entspannt sich +++ Omikron-Welle durch Impfungen brechen

Stark vergrößerte Viren
Foto: © Kateryna Kon/123rf

Erfurt bei Inzidenz weit vorn

Mit der aktuellen 7-Tage-Inzidenz von 564,4 steht die Landeshauptstadt Erfurt an zweithöchster Stelle in Thüringen und an vierthöchster Stelle in Deutschland. Andreas Horn, Erfurts Beigeordneter für Umwelt und Sicherheit, wies aber darauf hin, dass die aktuelle Fallzahl von 1.206 Neuinfizierten innerhalb einer Woche nach den Feiertagen nicht aussagekräftig ist. „Wir erwarten reellere Zahlen erst Mitte kommender Woche“, sagte er.  Vor allem ein Bearbeitungsstau in einem Labor, der auf einen Schlag eine Vielzahl von älteren Fällen in die Statistik spülte, spiegele sich in der Inzidenz wider.

Seit gestern sind 173 neue Covid-Fälle in der Landeshauptstadt hinzugekommen. Acht Menschen sind in den letzten 24 Stunden an oder mit der Krankheit gestorben. Innerhalb der letzten sieben Tage waren 22. Mit einem Schutzwert von 10,3 und einem Belastungswert von 35 Prozent gilt in Erfurt weiterhin die Corona-Warnstufe 3.

2.200 Menschen befinden sich aktuell wegen einer Corona-Infektion in Quarantäne. Dazu kommen rund 1.400 Kontaktpersonen.

Bitte Online-Meldeformular nutzen

Seit über einer Woche können Erfurterinnen und Erfurter ihre durch einen PCR-Test bestätigte Corona-Infektion beim Gesundheitsamt online melden. Wie Erfurts Amtsärztin Winnie Melzer sagte, wird das elektronische Formular auch schon rege genutzt. Es erspare den Mitarbeitenden des Gesundheitsamtes bei der Erstellung der Quarantänebescheide und in der Kontaktnachverfolgung viel Zeit. Melzer ruft deshalb alle Menschen, die Covid-positiv sind, dazu auf, möglichst das Formular zu nutzen.

„Omikron lässt sich nicht aufhalten“

Zurzeit herrscht in der Landeshauptstadt noch die Ruhe vor dem „Omikron-Sturm“. Aktuell sind dem städtischen Gesundheitsamt sieben Menschen bekannt, die sich mit der neuen Coronavirus-Variante infiziert haben. Thüringenweit sind es laut Robert-Koch Institut (RKI) 50. Diese Zahlen sind aber „nur ein Ausschnitt“, wie Melzer sagte. Denn es werde in den Laboren nur stichprobenartig sequenziert oder bei Verdachtsfällen. Meist dauere es mehrere Tage, manchmal auch Wochen, bis Ergebnisse aus den Laboren vorliegen. Zu erwarten sei, dass die Zahlen genauso wie in anderen Bundesländern sehr bald in die Höhe schnellen. „Wir stehen am Anfang. Es wird sich nicht aufhalten lassen“, sagte Amtsärztin Melzer. 

Die große Gefahr ist, dass bei einem sprunghaften Anstieg der Infektionen die sogenannte kritische Infrastruktur (Krankenhäuser, Strom- und Wasserversorgung, Feuerwehr und andere) Probleme bekommen wird, ihre Arbeit vollumfänglich aufrechtzuerhalten, wenn gleichzeitig zu viel Personal krank wird bzw. in Quarantäne muss. Amtsärztin Melzer befürchtet, dass es da schnell zur Überlastung kommen kann. Deshalb hat sie das Gesundheitsamt angewiesen, infizierte Fälle aus diesen Bereichen möglichst tagesaktuell zu bearbeiten.

Aktuell hängt das Amt mit der Kontaktverfolgung noch ein paar Tage hinterher. Durch zwei neue Infektionsscouts des RKI sowie acht neue Mitarbeitende und weitere fünf in der kommenden Woche, die die Stadtverwaltung temporär eingestellt hat, hofft Melzer aber auf einen zügigen Abbau der Altfälle. Wenn die neuen Kräfte eingearbeitet sind, schätzt sie, dass das Gesundheitsamt dann zirka 300 neue Corona-Fälle am Tag bearbeiten kann.

Lage in Kliniken entspannt sich

Die beiden Erfurter Kliniken melden eine relative entspannte Lage. Im Helios-Klinikum werden zurzeit 59 Covid-Patientinnen und -patienten stationär behandelt. Das ist weniger als die Hälfte der Patientenzahlen von Mitte Dezember. 19 Covid-Patientinnen und -patienten müssen mit schwerster Erkrankung auf der Intensivstation behandelt werden, 18 davon sind ungeimpft. Alle Intensivpatienten sind jünger als 80, gehören also nicht der Hochrisikogruppe an. Im Katholischen Krankenhaus (KKH) liegen derzeit 16 Covid-Patientinnen und -patienten, davon drei auf der Intensivstation.

Auch die Personalsituation in den Krankenhäusern hat sich nach den Feiertagen durch viel Rückkehrer entspannt. „Wir warten nun darauf, was Omikron uns bringen wird“, sagte Prof. Thomas Steiner vom Helios. Dr. Jörg Pertschy vom KKH: „Wir harren der Dinge, die kommen.“

Omikron-Welle durch Impfungen brechen

Aktuell sind in Erfurt mindestens 77 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner zweitgeimpft. Die Quote der Drittimpfungen („Booster-Impfung“) liegt bei knapp 40 Prozent. Die Zahlen sind in der Realität noch höher, weil Impfungen in den Krankenhäusern und bei Betriebsärzten nicht in die Statistik einfließen.

Amtsärztin Melzer wies noch einmal darauf hin, dass Impfungen auch für die zu erwartenden Omikron-Welle überaus wichtig sind. Bei einer Einfachimpfung sei das Infektionsrisiko „sehr hoch“, bei zwei Impfungen „hoch“ und nach drei Impfungen „moderat“, sagte sie.  Impfungen seien auch immens wichtig, um die Dynamik einer Infektionswelle zu brechen, aber auch für die Gesundheit der oder des Einzelnen. „Auch bei milden Krankheitsverläufen können Langzeitfolgen auftreten, die noch gar nicht umfassend erforscht sind“, so Melzer.

Dr. Michael Sakriß von der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen, die die Impfkampagne organisiert, kritisiert eine „Impfmüdigkeit“ bei den Erfurterinnen und Erfurtern. „Es ist eine gewisse Ruhe eingetreten. Gut, dass wir die Impfzentren nicht wieder aufgemacht haben“, sagte er. Sakriß rief alle noch nicht dreifach Geimpften auf, sich schleunigst impfen zu lassen. „Es gibt in dieser Woche noch genügend Impftermine.“