Coronanews zur aktuellen Infektionslage in Erfurt

06.04.2022 15:19

Erfurter Inzidenz an deutscher Spitze | „Welle“ scheinbar durch Kliniken hindurch | Bürgermeisterin für vierte Impfung | 3-G-Regelung in den städtischen Einrichtungen wird überprüft

Erfurter Inzidenz an deutscher Spitze

Stark vergrößerte Viren
Foto: © Kateryna Kon/123rf

Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 3.455,4 hat Erfurt die dritthöchste Inzidenz deutschlandweit. In der vergangenen Woche sind 7.384 neue Corona-Infektionsfälle hinzugekommen. Wie Amtsärztin Winnie Melzer sagte, liege das nicht nur an der wieder tagesaktuellen Fallbearbeitung im Erfurter Gesundheitsamt und den Resten von Altfällen, die noch in die Statistik eingeflossen sind. Es liege vor allem auch am sozialen Leben, das in der Landeshauptstadt wieder angelaufen ist. Kultureinrichtungen, Clubs, Restaurants und Bars könnten wieder problemlos besucht werden und würden die Menschen in Kontakt bringen. Somit sei auch die Übertragungsgefahr für das Corona-Virus deutlich gestiegen. „In der Summe ist das der Grund, warum die Fallzahlen nach oben gehen“, sagte Melzer. Dazu passend: Die Mehrzahl der Neuinfizierten sind Erwachsene in der Altersgruppe 25 bis 44 Jahre, die besonders sozial-aktiv ist.

„Welle“ scheinbar durch Kliniken hindurch

Die Erfurter Kliniken vermelden weniger Personalengpässe. Wie Vertreterinnen der beiden Krankenhäuser Helios und Katholisches Krankenhaus (KKH) im externen Pandemiestab der Stadtverwaltung erwähnten, hat sich die Personallage im Vergleich zu den beiden Vorwochen etwas entspannt. Viele Mitarbeitende seien aus der Quarantäne zurückgekehrt. „Die Welle scheint durch das Helios hindurch zu sein“, sagte Amtsärztin Melzer. Im KKH gebe es nur noch einen Bereich, in dem die Personalsituation „heftig angespannt ist“, wie eine Mitarbeiterin sagte.

Bei den Covid-Patienten verzeichnet das KKH allerdings einen immer höheren „Durchsatz“. Wurden in dem Krankenhaus im Februar insgesamt 50 Patientinnen und Patienten mit einer Corona-Infektion bzw. einer Covid-Erkrankung verzeichnet, waren es im März mit 106 mehr als doppelt so viele. In den ersten fünf Apriltagen wurden bereits 30 Fälle gezählt. Aktuell liegen im KKH 15 Patienten auf der Covid-Station. Im Helios-Klinikum werden 98 Infizierte stationär behandelt, davon 43 aufgrund von Covid. Auf der Intensivstation liegen aktuell neun infizierte Patienten, von denen vier ausschließlich wegen einer Covid-Erkrankung behandelt werden.

„Sehr hohes Infektionsgeschehen“ in den Praxen

Bei den niedergelassenen Medizinern in der Landeshauptstadt herrscht nach wie vor ein „sehr hohes Infektionsgeschehen“, so der Allgemeinmediziner und Obmann des Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KVT), Dr. Michael Sakriß. Die Symptome und Krankheitsverläufe der Patientinnen und Patienten seien ganz unterschiedlich – von leicht bis schwer. Fast immer dauere die „Erholungsphase“ länger als die vorgeschriebene Quarantänezeit von einer Woche. Fast alle Patienten müssten ihre Krankschreibung verlängern lassen. „Zwei Wochen sind realistischer“, so Sakriß. Kinderärzte verzeichnen schwere Verläufe mit tagelangen Fieberschüben, vor allem bei den ganz Kleinen. „Alle über vier, fünf Jahre alten Kinder stecken es gut weg“, so Kinderärztin Eivy Franke-Beckmann.

Antigen-Schnelltest sehr wirksam

Ein zertifizierter Antigen-Schnelltest habe eine Wirksamkeit von 99 Prozent, schätzt Dr. Sakriß von der KVT ein. „Wir füllen die Labore nur noch mit PCR-Tests, weil es für die Statistik wichtig ist. Aber für die Inzidenz oder die Erkrankung spielt er keine Rolle mehr.“ Die KVT hatte Ende März ihr PCR-Testzentrum in der Landeshauptstadt geschlossen. Um die Lücke zu schließen, hat das Erfurter Gesundheitsamt jetzt einen neuen „PCR-Leistungserbringer“ aufgetan, der in den nächsten Tagen am Erfurter Flughafen mit einer Kapazität von „mehreren Hundert Tests pro Tag“ starten soll, wie Amtsärztin Winnie Melzer sagt. „Wir gehen davon aus, dass wir eine große Entlastung im System schaffen“, sagte sie. Mittlerweile reichen allerdings in ganz Thüringen die Antigen-Schnelltests von zertifizierten Testzentren als Nachweis für eine Corona-Infektion aus, auch bei den Arbeitgebern.

Bürgermeisterin für vierte Impfung

Erfurts Bürgermeisterin Anke Hofmann-Domke empfiehlt den vulnerablen Gruppen (alle über 70-jährige Personen und chronisch kranke Menschen) dringend eine vierte Corona-Schutzimpfung. „Die Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufes sinkt durch die zweite Booster-Impfung deutlich“, sagte sie. „Bitte lassen Sie sich impfen! Die Gefahr ist keineswegs vorbei!“    

3-G-Regelung in den städtischen Einrichtungen wird überprüft

Auch die Stadtverwaltung selbst ist von Mitarbeiterausfällen aufgrund von Krankheit und Quarantäne stark betroffen. Mit Blick auf das hohe Infektionsgeschehen und zum Schutz von Mitarbeitenden und Besuchenden wollte man ursprünglich an den 3-G-Regelungen in städtischen Einrichtungen festhalten. Nach einer erneuten Beratung im heutigen Pandemiestab einigte man sich allerdings darauf, diese Regelung noch einmal zu präzisieren. „Wir überprüfen nun amtsbezogen,  wo wir die infektionstechnische Barriere 3-G zum Schutz der Menschen und zur Funktionsfähigkeit der Behörden brauchen und wo wir mit Hygiene- und Abstandsmaßnahmen ausreichend Vorsorge treffen können“, erläutert die amtierende Amtsärztin Winnie Melzer.

Kompliziert wird es teilweise für Schülerinnen und Schüler, da einige Schulen zwar noch testen, aber keine Testnachweise mehr ausstellen. Hier wolle man vor allem für die Kinder und Jugendlichen schnellstmöglich praktische Lösungen anbieten, um ihnen den Zugang zu Angeboten nicht zu verwehren, ergänzte Erfurts Bürgermeisterin Anke Hofmann-Domke. So reiche beispielsweise in der Musikschule eine Selbsterklärung der Eltern an die Schulleitung, mit dem Hinweis, dass die Kinder an der regelmäßigen Schultestung teilnehmen. „Wir werden aber auch noch einmal mit den Schulleitungen Kontakt aufnehmen und eine Lösung suchen und finden“, versprach die Bürgermeisterin.

Gerade im Hinblick auf die anstehenden Ferien erinnert Winnie Melzer auch an die Möglichkeit eines zertifizierten Bürgerschnelltests. „Wir sind in der komfortablen Situation, mit einem dichten Netz an Bürgertestzentren ausgestattet zu sein.“ Mit einer Kapazität von 70.000 Tests liege man deutlich über der aktuellen Nachfrage.