Moritzschüler überreichen Kinderrechtekoffer an Bürgermeisterin

28.04.2022 14:11

Zum 17. Kinderrechtetag in Erfurt empfingen der Kinderschutzbund Thüringen und die Schirmherrin, Bürgermeisterin Anke Hofmann-Domke, 150 Kinder der dritten und vierten Klassen der Moritzschule Erfurt im Jugendhaus Fritzer.

Moritzschüler verbildlichen Kinderrechte

Foto: Bürgermeisterin Anke Hofmann-Domke nimmt den Koffer von den Klassensprechern Diego, Emma und Henriette (von links) entgegen. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

„Der internationale Tag für gewaltfreie Erziehung am 30. April ist für uns jährlich Anlass einen Kinderrechtetag durchzuführen“, so Carsten Nöthling vom Kinderschutzbund Thüringen. Das Motto lautet daher: „Kinder sind unschlagbar!“, denn Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Dieses Recht aus der UN-Kinderrechtskonvention ist die Grundlage, mit den Kindern über diese Rechte zu sprechen. „Wir wollen, dass die Schülerinnen und Schüler über alle Kinderrechte Bescheid wissen“, sagt Carsten Nöthling.

Dafür haben sich am Donnerstag, dem 28. April, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Brennessel e. V., dem Familien-Zentrum am Anger, dem Kinderfreizeittreff Hoppla, dem Kinder- und Jugendschutzdienst Haut-Nah, dem Music College Erfurt e. V., der Offenen Arbeit Erfurt, dem Perspektiv e. V., der Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt sowie des Kinderschutzbundes Thüringen stark gemacht. An neun Stationen im Jugendhaus Fritzer erfuhren die Schülerinnen und Schüler welche Rechte sie haben und was das bedeutet.

Foto: Luftballons mit Botschaften zu Kinderrechten steigen in den Himmel auf. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Zum großen Finale des Aktionstages wurden die Gewinner der Kinderrechte-Rallye gekürt und der Kinderrechtekoffer an die Bürgermeisterin für Bildung und Soziales, Anke Hofmann-Domke, übergeben – damit die Gedanken der Kinder ihren Weg ins Gehör und die Köpfe von Erwachsenen und Politik finden. Im Koffer lagen verschiedene Basteleien der jeweils dreizügigen dritten und vierten Klassen. Darunter waren eine Wimpelkette, ein Kalender, verschiedene Mappen und eine Lupe – allesamt gespickt mit Gedanken der Kinder zu ihren Rechten. Besonders freute sich die Bürgermeisterin über einen Korb voll Eier, die in den Farben blau und gelb und versehen mit Friedenssymbolen an das Leid der Kinder in der Ukraine erinnerten: „Mittlerweile sind 1.700 Menschen aus der Ukraine nach Erfurt gekommen. Darunter sind auch viele Kinder und Jugendliche wie ihr“, sagte die Bürgermeisterin. Im Rahmenprogramm gab es noch zwei Tänze der Schüler zum Thema und zum Schluss ließen alle bunte Luftballons in den Himmel über dem Fritzer steigen.

Was Gewalt bedeutet, erleben Kinder in diesen Tagen alltäglich in extremer Form, wenn sie mit Bildern, Videos und Nachrichten aus der Ukraine konfrontiert werden. Erste vertriebene Kinder kommen in den Schulen an und werden von ihrem Leid erzählen – wenn sie dies können. Erwachsene, Eltern wie Pädagoginnen und Pädagogen und Fachkräfte haben die Aufgabe, den Kindern Fragen zum Krieg zu beantworten, an ihrer Seite zu stehen und ihnen Sorgen zu nehmen.

Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger zu verdeutlichen, dass Gewalt in der Erziehung keinen Platz haben darf. „Denn dort legen wir die Grundlagen im Umgang untereinander im Jetzt sowie fürs weitere Leben der Kinder. Das Recht auf gewaltfreie Erziehung erschöpft sich nicht im Verzicht auf körperliche Bestrafungen. Demütigungen, Liebesentzug oder Herabsetzungen sind ebenso Formen von Gewalt, für die es noch zu wenig Bewusstsein gibt“, betont Nöthling.

Um Eltern und Kinder in der Erziehung zu begleiten, wurde im Kinderschutzbund das Konzept der Elternkurse „Starke Eltern – Starke Kinder“ vor mehr als 20 Jahren entwickelt. In diesen ist das Recht des Kindes auf gewaltfreie Erziehung ein zentrales Thema. Die Elternkurse ermöglichen Eltern Formen der gewaltfreien Lösung von Konflikten in der Familie und im Alltag kennenzulernen und zu erproben.

Die Schülerinnen und Schüler der Moritzschule beschäftigen sich nun seit Anfang 2022 mit den Kinderrechten. Dies beweist der mit zahlreichen Meinungen und kreativen Ideen gefüllte Kinderrechtekoffer. Im Erfurter Rathaus wird der Inhalt dann auch öffentlich ausgestellt. Zudem steigen am Ende des Kinderrechtetages Luftballons mit Wünschen und Sorgen der Kinder in den Erfurter Himmel. Die anhängenden Kärtchen sollen die Finderinnen und Finder erinnern, die Kinderrechte mehr zu achten.

 

Die Schülerinnen und Schüler der Moritzschule erfahren zum Kinderrechtetag Wissenswertes über ihre Rechte wie freie Meinungsäußerung, Bildung, Gesundheit und gewaltfreie Erziehung. Dabei geht es auch um ihre Gefühle und den Umgang damit. Es gibt eine Kinderrechte-Rallye, eine Station zu Kinderrechten im digitalen Raum, die Geschichte vom großen und kleinen Nein, wo und wie Kinder Hilfe bekommen können sowie Spiel, Musik und Bewegung.

Die beteiligten Organisationen sind der Meinung, dass die Kinderrechte immer noch zu wenig bekannt sind und mehr Beachtung brauchen. „Wir erwarten eine Überarbeitung der Thüringer Verfassung und dort die Kinderrechte, insbesondere Beteiligungsrechte aufzunehmen.  Jeder Tag muss ein Tag der Kinderrechte sein“, fordert Carsten Nöthling.

Der Kinderrechtetag wird unterstützt durch die Landeshauptstadt Erfurt, Demokratie leben!, Denk Bunt, dem Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit, sowie der Firma Helling Gasvertrieb Praxair und dem Sagasser Getränke Fachmarkt aus Erfurt.