Vortrag über „Gäste, Fremde, Andere in einer mittelalterlichen Synagoge“
Fremde als fester Bestandteil einer mittelalterlichen Gemeinde
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Sonderausstellung „Inter Judeos – Das mittelalterliche jüdische Quartier in Erfurt“ statt. Der Eintritt ist frei.
Die Synagoge war (und bleibt) der Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens. Im Mittelalter diente die Synagoge zugleich als die Anlaufstelle für „Fremde“ aller Art: auswertige Kaufleute und Besucher, Arme, Bettler und viele andere Gruppen von Gästen. Somit waren die Fremden ein fester Bestandteil einer mittelalterlichen Gemeinde. Ihre Stellung innerhalb der Gemeindestruktur war Gegenstand von zahlreichen Diskussionen: Welche Rechte kamen den Fremden in einer Gemeinde zu? Wer und ab wann war zur Steuerzahlung verpflichtet? Welche Position hatten die Fremden in der Synagoge und im Gottesdienst? Diese und ähnliche Fragen werden in den mittelalterlichen jüdischen Quellen ausführlich diskutiert. In dem Vortrag soll die Stellung der Fremden anhand von einigen Quellentexten beschrieben und analysiert werden.
Dr. Vladislav Zeev Slepoy studierte an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg. 2013 promovierte er zum Thema „Halachische Literatur in Aschkenas in den Jahren 1350-1500“. Seit 2019 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten Salzburg und Halle-Wittenberg.
Die Sonderausstellung „Inter Judeos – Das mittelalterliche jüdische Quartier in Erfurt“ führt mitten ins Herz der historischen Innenstadt von Erfurt. Das ehemalige jüdische Viertel lässt sich anhand archäologischer Funde, Baubefunde und schriftlicher Quellen gut rekonstruieren. So entsteht ein lebendiges Bild jüdischen Lebens im Mittelalter, das die Grundlage für die Sonderausstellung darstellt, die noch bis 28. Oktober in der Alten Synagoge und direkt im jüdischen Wohnviertel gezeigt wird.