Neuer archäologischer Schatz im Stadtmuseum Erfurt: Mittelalterlicher Grapentopf zufällig entdeckt
Noch bis Ende Juni 2025 kann das wertvolle Fundstück als Leihgabe in der Dauerausstellung „Nabel der Welt. Erfurts archäologische Schätze“ des Erfurter Stadtmuseums „Haus zum Stockfisch“ begutachtet werden. Einblicke in gegenwärtige Ausgrabungsstätten und jüngste Funde wurden konzeptionell in die im Untergeschoss gezeigte Ausstellung zur Stadtarchäologie integriert und werden via Live-Ticker übertragen. Dank digitaler Darbietung fließen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse jederzeit in die archäologische Schau ein. Zudem kann jederzeit auf aktuelle Entwicklungen reagiert und spontane Funde aufgenommen werden. Eine tolle Sache, wie der neue Grapentopf beweist.
Am Mittwoch, den 18. Juni 2025, um 17:00 Uhr lädt Kuratorin Gudrun Noll-Reinhardt Geschichtsinteressierte aller Altersgruppen herzlich ein, Erfurts archäologische Schätze gemeinsam (inter-)aktiv zu erkunden. Die Kuratorenführung durch die Ausstellung ist kostenfrei. Es wird lediglich der Museumseintritt fällig.
Hintergründe zum Fund
Im heimischen Haushalt ist es oft die Socke unter dem Bett, die zum gefürchteten wie vertrauten Geräusch beim Staubsaugen führt. Beim Betrieb des Saugbaggers, der kürzlich bei Baumpflanzungen in der Domstraße zum Einsatz kam, wurde ein wesentlich wertvolleres Fundstück zum „Übeltäter“: Ein Bronzetopf wurde angesaugt. Die Mitarbeiter der Baufirma erahnten den Wert der „Beute“, informierten das Garten- und Friedhofsamt als Bauträger, das sich mit dem Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) in Verbindung setzte.
„Die Meldekette hat super geklappt“, freut sich Christian Tannhäuser vom TLDA. Er bestätigt: Es handelt sich um einen sogenannten Grapentopf. Ab dem 13. Jahrhundert wurden die Töpfe in großer Stückzahl in Deutschland hergestellt, vorwiegend aus Keramik. Seltener bestanden sie aus Metall – so wie der Fund in der Domstraße. Fast anderthalb Kilo wiegt der Bronzetopf. Verwendet wurde er als Kochtopf auf einem gemauerten Herd. Seine Besitzer lebten im Domquartier, einem – ähnlich dem Andreasviertel – eng bebauten Gebiet mit kleinen Gassen, das 1830 abgerissen wurde. „Da ein solcher Topf teuer war, stammt er vermutlich aus einem kaufmännischen Haushalt“, schätzt Tannhäuser.
Der Saugbagger bewies Feingefühl: Am Topf verursachte er nur geringfügige Schäden. „Ein herkömmlicher Bagger hätte hier sicher nur Scherben hinterlassen“, so Tannhäuser. „In diesem guten Erhaltungszustand gibt es nur drei bis vier Grapentöpfe in ganz Thüringen.“ Auch für das Stadtmuseum Erfurt ist der Fund von Bedeutung. „Wir würden uns freuen, wenn wir das Fundstück perspektivisch in der Dauerausstellung zum Mittelalter zeigen können, die überarbeitet werden soll“, sagt Kuratorin Gudrun-Noll Reinhardt.
Bis dahin wird der Topf behutsam von den Fachleuten des TLDA restauriert. „Wir gehen auf die letzte Korrosionsschicht zurück“, erläutert Tannhäuser. Stück für Stück wird der Grapen unter dem Mikroskop freigekratzt, anschließend konserviert und getrocknet – eine Arbeit von vielen Wochen. Dabei soll sich auch zeigen, ob der Topf aus einer Glockenbronze oder aus Messing besteht.