Theater Erfurt: Wiedereinführung der Schauspielsparte wird zentraler Meilenstein

Mit der Eröffnung des neuen Theatergebäudes im Jahr 2003 war die Schauspielsparte am Theater Erfurt geschlossen worden. In den Folgejahren entwickelten sich im Rahmen der Theaterreform in Thüringen, insbesondere zwischen den Nachbarstädten Erfurt und Weimar, intensive und mitunter emotional geführte Debatten.
Seit Februar 2022 wurde die zukünftige Neuausrichtung des Theaters im Rahmen des Theatertransformationsprozesses in einem breit angelegten und aufwendigen Beteiligungsverfahren intensiv diskutiert. Vertreter aus Stadtgesellschaft, Kultur, Politik und Öffentlichkeit waren in Workshops und Diskussionsrunden eng eingebunden und standen im kontinuierlichen Austausch. Das Ergebnis nunmehr: die klare Entscheidung für den schrittweisen Aufbau einer eigenen Schauspielsparte, mit der das Theater Erfurt künftig als Mehrspartenhaus neben den etablierten Schwerpunkten Musiktheater und Konzertwesen weiterentwickelt wird.
Weitere zentrale Eigentümerziele umfassen die verstärkte Öffnung des Theaters als offenen Kulturort mit Fokus auf kulturelle Bildung und soziale Teilhabe, die Etablierung einer kooperativen und transparenten Führungsstruktur (mit einer gleichberechtigen Werkleitung, die einem künstlerischen Leitungsteam vorsteht) sowie die Einführung eines modernen Governance-, Risiko- und Compliance-Systems (GRC), um Transparenz und Sicherheit in der Betriebsführung zu gewährleisten. Zudem wird die nachhaltige wirtschaftliche Steuerung des Eigenbetriebs Theater Erfurt sichergestellt.
Diese fünf Eigentümerziele bilden die Grundlage für die Anpassung der Eigenbetriebssatzung und die Ausschreibung der neuen Werkleitungsposition, die ab 2027 die künstlerische und kaufmännische Leitung des Hauses übernehmen wird.
„Wir haben eine Einigung erzielt, die auf einer breiten Basis steht. Das ist für sich genommen schon ein Erfolg“, so Steffen Präger, Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Theatertransformation. „Mit den Beschlüssen haben wir uns auf Ziele geeinigt, die auch eine Erwartungshaltung an das Theater formulieren und seine Rolle als lebendigen und vielfältigen Ort des kulturellen Austauschs in Erfurt stärkt“.
Das auf den Eigentümerzielen basierende Ausschreibungsverfahren wird derzeit vorbereitet. Zum Stadtratsbeschluss gehört dabei auch, dass eine ausgewogene Kommission – bestehend aus Vertretern der beiden zuständigen Ausschüsse, externen Fachexperten, einem Vertreter des Personalrates des Theaters, sowie Vertretern der Stadt Erfurt und des Landes Thüringen – das Verfahren durchführen und begleiten wird. Der Start der Auswahlkommission ist noch für dieses Jahr geplant.
Stefan Schade, Vorsitzender des Werkausschusses für den Eigenbetrieb Theater, blickt zuversichtlich in die Zukunft, gibt aber auch zu bedenken, dass „Veränderungen nicht nur leicht sind. Wir wollen alle mitnehmen, die Ängste der Beschäftigten des Theaters ernst nehmen und Vorbehalte sukzessive abbauen.“
Mit den Beschlüssen setzt die Stadt Erfurt nun ein klares Zeichen für die kulturelle Weiterentwicklung, die aber auch der künstlerischen Freiheit ihre Spielräume lässt. „Jetzt ist es an der Zeit, das Theater wieder den Theaterschaffenden zu überlassen, Kunst braucht Freiraum, Kreativität braucht Freiheit und die hat der Stadtrat mit seinen Beschlüssen möglich gemacht“, so Steffen Linnert, der zuständige Dezernent für den Eigenbetrieb Theater.