Sonnenkraftwerke auf Schulen und Sporthallen

22.09.2025 11:44

Die Landeshauptstadt Erfurt und die Stadtwerke Erfurt planen eine enge Zusammenarbeit zur Errichtung von Photovoltaikanlagen auf den Dächern städtischer Gebäude. Ein entsprechender Letter of Intent (LoI) wurde am 28. August 2025 im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bau, Umwelt, Klimaschutz und Verkehr beraten. Die finale Entscheidung trifft der Stadtrat am 17. September 2025.

Stadt und Stadtwerke Erfurt planen Kooperation zur nachhaltigen Stromerzeugung

Foto: So wie hier auf dem Dach der KGS könnten bald auch auf weiteren Schuldächern in Erfurt Sonnenkraftwerke gebaut werden. Foto: © Stadtwerke Erfurt

Ziel des Projekts ist es, auf ausgewählten stadteigenen Dächern – insbesondere von Schulen und Sporthallen – Solaranlagen zu installieren. Diese sollen künftig einen erheblichen Beitrag zur Deckung des Strombedarfs städtischer Liegenschaften leisten. Seit über einem Jahr arbeiten Stadtverwaltung und SWE Erneuerbare Energien GmbH an der konkreten Umsetzung. Das Projekt ist ein zentraler Baustein aus dem Klimaschutzkonzept der Stadt Erfurt auf dem Weg zur angestrebten Klimaneutralität bis 2035.

Karel Schweng, Geschäftsführer der SWE Energie GmbH betont: „Mit dieser Partnerschaft leisten wir einen konkreten Beitrag zur Energiewende vor Ort. Die Dächer städtischer Gebäude bieten enormes Potenzial – wir freuen uns, dieses gemeinsam mit der Stadt Schritt für Schritt zu heben und so aktiv zur Klimaneutralität bis 2035 beizutragen.“

Im Fokus stehen zunächst 72 Dächer von Schulen und Turnhallen, die sich technisch für den Ausbau eignen – das entspricht etwa drei Vierteln der untersuchten 97 Dächer. Insgesamt verfügt die Stadt über rund 900 potenziell geeignete Dachflächen, was das enorme langfristige Potenzial unterstreicht.

Die Umsetzung erfolgt schrittweise und im Einklang mit geplanten Modernisierungsmaßnahmen an städtischen Gebäuden. Bei grundlegenden Umbauten oder Sanierungen – etwa an Schulen oder Sporthallen – soll künftig parallel auch die Installation von Solaranlagen erfolgen. Ein festes Enddatum für die Umsetzung gibt es nicht; die Integration in bestehende Bauabläufe erlaubt eine kontinuierliche, bedarfsorientierte Umsetzung. Perspektivisch können auch Dächer anderer städtischer Einrichtungen, etwa von Verwaltungsgebäuden, Feuerwehren, Kindergärten oder Bürgerhäusern, mit PV-Anlagen ausgestattet werden.

Das geplante Leistungspotenzial der 72 Dächer liegt bei bis zu 14.790 Kilowatt peak (kWp). Bei durchschnittlich 900 Volllaststunden jährlich ergibt sich daraus eine Stromproduktion von rund 13,3 Gigawattstunden (GWh) – das entspricht etwa 45 Prozent des jährlichen Strombedarfs der städtischen Liegenschaften. Mit dieser Energiemenge könnten rein rechnerisch über 3.800 Drei-Personen-Haushalte mit Strom versorgt werden.

Foto: Arne Ott (Leiter Amt für Gebäudemanagement), SWE-Geschäftsführer Karel Schweng, Matthias Bärwolff (Dezernent für Bau, Verkehr und Umwelt) und Kay Eberhardt (SWE-Betriebsleiter Technik) auf dem Hof der KGS. Foto: © Stadtwerke Erfurt

Ein besonderer Vorteil ergibt sich durch das sogenannte „Strombilanzkreismodell“, das eine direkte Verrechnung des PV-Stroms über verschiedene städtische Liegenschaften hinweg ermöglicht. Solarstromüberschüsse, also Strommengen, die im Moment der Erzeugung am Objekt nicht verbraucht werden können, werden bilanziell mit dem Bedarf an anderen Standorten verrechnet. Somit können auch Gebäude ohne eigene PV-Anlage davon profitieren. Dieses Modell sichert eine wirtschaftlich sinnvolle und klimafreundliche Stromnutzung im städtischen Verbund.

„Das Strombilanzkreismodell sorgt dafür, dass möglichst viel eigenerzeugter Strom auch selbst genutzt wird – nachhaltig und wirtschaftlich sinnvoll. So wird die Energiewende vor Ort nicht nur möglich, sondern auch bezahlbar.“ erklärt Dr. David Händel, Abteilungsleiter Vertrieb Energielösungen der SWE Energie GmbH.

Von dem Vorhaben profitieren beide Partner: Die Stadt reduziert ihren CO₂-Ausstoß deutlich, stabilisiert langfristig ihre Stromkosten und kommt ihrem Klimaziel näher. Die Stadtwerke Erfurt investieren in die Anlagen, übernehmen Betrieb sowie Wartung und liefern den erzeugten grünen Strom direkt an die Stadt – effizient, lokal und ohne zusätzlichen Aufwand für die Verwaltung.

Das geschätzte Investitionsvolumen liegt – je nach technischer Ausführung – im unteren zweistelligen Millionenbereich, basierend auf aktuellen Baukosten und Prognosen zu Stromgestehungskosten (Fraunhofer ISE 2024).

Der Projektstart ist noch für dieses Jahr vorgesehen: Eine erste Installation im Rahmen eines Pilotprojekts soll den Auftakt für den langfristig angelegten Ausbau bilden. Die konkrete Umsetzung erfolgt in enger Abstimmung zwischen Stadtverwaltung und SWE Erneuerbare Energien GmbH.