Vorbereitende Untersuchung(en) im Bahnhallenquartier

01.10.2025 14:06

Der westliche Bereich des Hauptbahnhofes, das sogenannte Bahnhallenquartier, wacht langsam aus seinem Dornröschenschlaf auf. Mit dem Erwerb des Grundstückes und dem Kauf der alten Bahndirektion durch die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mbH (LEG) sind die Eigentumsverhältnisse geklärt. Durch den Kommarum Kulturbahnhof und Veranstaltungen an den Denkmaltagen findet kulturelles Leben auf der Brachfläche mit den alten Bahnwerkstätten statt.

Ausweisung als Sanierungsgebiet und Zwischennutzungen geplant

Fassade einer alten Tankstelle mit Menschen davor
Foto: Bahnhallengelände mit Blick auf die ehemalige Tankstelle Foto: © Stadtverwaltung Erfurt/Dirk Urban

Nun soll auch die städteplanerische Entwicklung vorangetrieben werden. Aktuell findet eine vorbereitende Untersuchung für die Ausweisung des ursprünglich unter dem Namen ICE City West bekannten Geländes als Sanierungsgebiet statt. Auf der Grundlage eines Stadtratsbeschlusses wird dieses Instrument des besonderen Städtebaurechts angewendet. Es bedeutet, ein von der Stadt beauftragtes Planungsbüro erfasst den Status quo aller das Gebiet umfassenden Gebäude, Flächen und Nutzungen. Dafür wird bei Begehungen vor Ort und Besuchen bei den Anwohnenden, Eigentümern, Mietern und Pächtern geprüft, wie der bauliche Zustand der Gebäude ist, welche Arbeits- und Lebensbedingungen sowie Nutzungsformen vorliegen und ob und welche strukturellen Defizite auffällig oder sogar schädlich für den Komplex sind. Das zu untersuchende Gebiet reicht von der Löberstraße bis zur Augustmauer/Mühlgasse als nördliche Begrenzung des Juri-Gagarin-Ringes über die Ostgrenze der Großen Engengasse, die nördliche Begrenzung der Thomasstraße bis zur Bahnhofstraße und entlang der westlichen Begrenzung der Bahnhofstraße bis zum ICE-Bahnhof. Im Süden verläuft die Grenze an der nördlichen Lärmschutzwand an den Gleisanlagen entlang, im Westen wird sie durch die Löberstraße begrenzt. Aus den Ergebnissen dieser Erfassung, die im nächsten Jahr vorliegen, werden die Sanierungsziele definiert, Schlussfolgerungen für die weitere Entwicklung gezogen und ein Handlungsrahmen erstellt.

Parallel zu den aus rechtlicher und städtebaulicher Sicht notwendigen Schritten, kommen auch neue Impulse aus der Bevölkerung. Der Wunsch, das lange Zeit in Vergessenheit geratene Areal nutzbar und für alle zugänglich zu machen, ist von den Bürgerinnen und Bürgern klar in Podiumsdiskussionen und anderen Beteiligungsformaten geäußert worden. Um diese Nutzung zukünftig an den Bedürfnissen und Notwendigkeiten der Bevölkerung, des Denkmalschutzes und der Stadtentwicklung auszurichten, sind Workshops zur Ideenfindung angedacht. Stück für Stück soll das Bahnhallenquartier so wieder ins öffentliche und städtebauliche Blickfeld rücken. Dafür sind auch neue Arten der Zwischennutzungen möglich, wie das erfolgreiche Projekt des Kulturbahnhofs zeigt. Für weitere Ideen, zum Beispiel einen Weihnachtsmarkt, zeigen sich Stadt und LEG offen.

Die Ergebnisse der jetzt anlaufenden Untersuchung, der Bürgerbeteiligung und letztendlich auch der Reaktionen auf verschiedene Arten der Zwischennutzungen bestimmen perspektivisch die weitere Vorgehensweise der Planer. Konkrete Festlegungen, also welche der Hallen wie erhalten werden können, wo Rück- oder Anbauten erforderlich sind oder welche andere Nutzungsideen in Betracht kommen, sind dann von den städtischen Gremien zu beschließen und gemeinsam mit der LEG zu planen und umzusetzen.

Fürs erste steht fest: Das Bahnhallenquartier ist ins städtischen Bewusstsein zurückgekehrt. Und wird sich dort mit jedem weiteren Entwicklungsschritt stärker festsetzen.