Stadtgoldschmiedin Vera Siemund: 9. Juni 2025

Pfingstmontag mal raus aus Erfurt und endlich mal wieder Bewegung: mit Grit Becher auf dem Rad nach Molsdorf. Es ist eine sehr schöne Strecke durch malerische kleine Ortschaften und immer mal entlang der Gera. Das Schloss hat mir sehr gefallen. Gerade weil es klein ist und der Prunk einen nicht erschlägt, viele Dinge etwas Patina angesetzt haben und die erhaltenen Tapeten und der herrliche Alkoven nicht für Massentourismus präpariert wurden. Eine Distel auf den Stühlen erfüllt ihre Funktion voll und ganz.

Das Badezimmer, zwar nicht aus der Bauzeit, sondern später eingebaut, begeisterte mich mehr als die Prunksäle. Hier wunderte ich mich über die klassizistischen Motive und das Sofa in einer Nische, die wie Empire aussehen, dabei soll das Bad Anfang des 20. Jahrhunderts eingebaut worden sein, gleichzeitig mit einem neu gestalteten Ruheraum, den habe ich übersehen und muss nochmal nach Molsdorf.

Diese beiden wunderbaren Einbauten, so lese ich, führte Paul Schultze-Naumburg aus, der als Reformarchitekt galt, leider später zum Nazi wurde.

Das Café wird von einem Inklusionsteam betrieben, wie auch die Confiserie. Das fand ich beachtlich und so etwas sollte es viel öfter geben. Meine Familie hat Ähnliches auf einer der Burgen Richtung Gotha (Drei Gleichen) erlebt. Eine gute Atmosphäre herrscht in Molsdorf, Orangen-  und Zitronenbäumchen säumen die Terrasse.

Die Ausstellung beleuchtet einen Besuch von Viktoria und Albert, die englische Königin sah sich nach offiziellem Staatsbesuch und Rheinreise die Besitztümer der Familie ihres Ehemannes an.

Königin Victoria hat ein Tagebuch über 43.765 Seiten hinterlassen.