Stadtgoldschmiedin Vera Siemund: 18. Juni 2025
Treffen mit Kathleen Fink & Filmabend
Ich bin ein altmodischer Mensch. Ich habe das in Bezug auf meine Arbeit schon oft erklärt. Ich bin es aber wohl auch insgesamt. Ich schreibe Briefe auf Papier und ich war die absolut Letzte, die sich ein Handy zulegen musste. In den neuen Bundesländern 1995 kam es mir entgegen, daß man sich dort zur Begrüßung die Hand reichte. Bussis waren unüblich, was natürlich in den Niederlanden wiederum schwierig für mich war.
Gerade war eine Jazzmusikerin im Radio, die gefragt wurde, warum sie ausgerechnet die ganz alten Jazzstandards aufgenommen hat. Sie sagte, daß es sie interessiert, gerade von den bekannten Stücken nochmal eine ganz neue Interpretation zu liefern. Das konnte ich gut nachvollziehen.
Auch was Freundschaften angeht, hänge ich an den ganz alten. Kathleen Fink kam, um hier ein paar Stunden mit mir in der Werkstatt zu arbeiten. Das ist zwar mittlerweile was ganz Besonderes, fühlt sich aber völlig normal an – nach 6 Jahren zusammen am Werktisch in der Burg (Giebichenstein), Ateliergemeinschaft und immer mal einen Workshop, Artist in Residence o. Ä. gemeinsam. Sie kommt auch zum Erfurter Schmucksymposium.
Und der Filmabend gestern in den Künstlerwerkstätten passt vielleicht auch noch zum Thema. Denn die beiden Künstler, um die es ging, Dorothea Prühl und Helmut Senf, sind auch wie aus der Zeit gefallen. Kompromisslos, wahrhaftig, ungekünstelt. Leider eine aussterbende Spezies.
Die Filme von Jochen Wisotzki haben mir sehr gefallen.