Video: Die Wasserburg Kapellendorf

22.05.2014 08:00

Auf halbem Weg zwischen Jena und Weimar erreicht man die eindrucksvolle Wasserburganlage Kapellendorf. Das Museum der Burg zeigt seit 20. Mai 2014 eine neue Sonderausstellung zur Entwicklung des Essbestecks.

Video: Wasserburg Kapellendorf: „Mit der Gabel ist es Ehr, mit dem Löffel erwischt man mehr“ © 

Auf halbem Weg zwischen Jena und Weimar erreicht man über die Bundesstraße 7 den Ort Kapellendorf, das Kleinod mit circa 450 Einwohnern besitzt nicht nur eine der ältesten Kirchen des Landes, sondern ist geprägt durch eine eindrucksvolle Wasserburg-Anlage. Das Museum der Burg zeigt seit 20. Mai eine neue Sonderausstellung zur Entwicklung des Essbestecks. Die Exponate stammen aus einer Privatsammlung. Der Sammler Robert Heyne aus Neuengönna bei Jena hat sie zusammengetragen. Bekannt ist er durch sein jahrelanges Engagement in der Arbeitsgemeinschaft „Jena 1806“ e. V. sowie durch die Heimat-Stube, die er seit 16 Jahren in seinem Wohnort Neuengönna  betreibt.

Interview mit Herrn Heyne

Die Wasserburg Kapellendorf zeigt ab 20. Mai eine neue Sonderausstellung zum Thema Esskultur. Die Exponate sind von Ihnen, Herr Heyne. Wie kommen Sie dazu? Bestecke und Exponate zu Bestecke Kultur zu sammeln?

Ja, das hängt vielleicht mit meiner Historie zusammen. Ich befasse mich mit der napoleonischen Zeit und da will man natürlich wissen: Wie das Besteck um 1800 rum aus? Der Auslöser war vielleicht ein Buch, was ich zu kaufen kriegte, was vom Museum von Hamburg angefertigt worden ist, wo ich dann viele Bestecke dann erst einmal bestimmen konnte, vom Alter her. Und es ist ja seit anderthalb bis zwei Jahren, wo ich mich speziell dieser Sache widme und habe in meiner Heimatstadt viele Sachen gesammelt, die ich dann also hier ausstellen möchte.

Woher stammen denn die Ausstellungsstücke?

Ja, ich habe viele Stücke auf Trödel-Märkten gekauft, auf Haushaltsauflösung und auch von uns aus dem Haus stammen noch einige Sachen. Und so hat sich im Prinzip eine stattliche Sache angesammelt.

Gibt es denn Exponate, die Ihnen besonders am Herzen liegen?

Ja, da fällt mir z. B. ein Paten-Löffel ein, der also der Patenonkel seinem Täufling schenkte. Der ist um 1700 rum und zeigt also hinten die Maria mit Jesuskind. Das ist so eines meiner ersten Stücke gewesen, die ich in der Sammlung hatte. Und das liegt mir besonders am Herzen.

Sie haben ja eine sehr umfangreiche Sammlung, die auch über die Bestecke hinausgeht. Sie betreiben in Neuengönna ein kleines Museum. Können Sie sich dann noch an Ihr erstes Sammlerstück erinnern?

Ja. Von Kindheit an sah ich Gegenstände, was früher Leute weggeschmissen haben. Natürlich hatte ich mich schon immer das Militärische fasziniert und irgendwann war es mal so, dass ich einen Säbel aus der napoleonischen Zeit kriegte. Und das ist im Prinzip auch das Thema, was ich also meiner Heimatstadt mit ausstelle. Und gerade die Napoleonischen zeitigt mir sehr am Herzen.

 Es gab im letzten Jahr eine Umfrage unter 20-Jährigen und da haben angegeben 93 Prozent der 20-Jährigen, dass sie glauben, dass das Sammeln ja eine Zukunft hat, dass man auch in Zukunft noch sammeln wird. Glauben Sie an die Zukunft des Sammelns?

Ja. Ich hoffe und wünsche, dass es weiterhin Sammler gibt, denn die alten Sammler sterben irgendwann mal weg. Und diese Stücke müssen natürlich in die nächste Generation gegeben werden. Aber wenn ich heute so eine Jugend sehe, die natürlich mit Computern umgehen. Die haben also wenig Interesse dran. Und man kann also nur mit Sonderausstellungen in den Museen an die Jugend appellieren, dass es nach wie vor weiter sammeln und diese alten Schätze für die Nachwelt erhalten.

Sie haben ja eigentlich ein Sammelgebiet, was sich ja bevorzugt mit 1806, also mit den Schlachten bei Jena in Auerstedt beschäftigt. Sie sind selber Engagierten der Arbeitsgemeinschaft „Jena 1806“ e. V. Wie kommt es zu diesem Schwerpunkt der Sammlung und wann hat das begonnen?

Also für frustrieren interessiere ich mich, die doppelt Schachspielern ausstelle. Wenn man so will, liegt das Schlachtfeld fast bei uns vor der Haustür. Und als Führende habe ich schon auf den Schlachtfeldern Überreste gesucht Gewehrkugel, Kanonenkugeln, Uniform, Knöpfe. 1981 waren Pfeile Gleichgesinnte hier aus der Region Jena, die sie, als Sie mit dem Thema befasst haben, da sind wir in Leipzig mit in den Verein eingetreten Völkerschlacht 1813. Und ja, auch 1987 haben wir dann hier in unserer Region die Arbeitsgemeinschaft 806 gegründet und unser Verein macht hauptsächlich Denkmalpflege und die Geschichtsaufarbeitung von 1806. So haben wir in den vielen Jahren auf den Schlachtfeldern von Jena sechs alte Denkmale restauriert, 17 neue Steine gesetzt und auf dem Schlachtfeld von Auerstedt sechs, Entschuldigung, zwei alte Denkmäler restauriert und 16 neue Steine gesetzt. Damit das Schlachtfeld im Prinzip über Jahre noch erhalten bleibt und wer Interessent ist, über das Schlachtfeld geht, kann sich anhand dieser gesetzten Steine ein Bild machen, wie an diesem Tag die Schlacht sich abgespielt hat.

Doch noch eine Frage zum Besteck. Und zwar Was fasziniert Sie eigentlich am Besteck-Sammeln, an dem Thema?

Ja, die Bestecke zur damaligen Zeit, das waren teilweise Einzelstücke. Nicht wie man es heute kennen, dass man einen Kasten kauft oder 12 die gleichen Teile drin sind, sondern das waren individuell gefertigte Stücke und das war auch ein Prestigeprojekt. Früher, wenn man der Tafel saß, packte jeder sein eigenes Besteck aus. Und das war natürlich repräsentativ. Und diese schöne handwerkliche Arbeit, das ist das, was mich an diesen Sachen fasziniert. Und ich habe selber ein schönes altes Reise-Besteck, was um 1800 rum ist, was ich dann wirklich auch in Biwak benutze: den Trinkbecher. Messer, Gabel und Löffel. Das ist natürlich immer ein Hingucker, wenn man das auf'm Tisch hat. Und alleine schon mit dieser ganzen Sache mit den Besticken sich zu befassen z. B. der Ausspruch: Wenn jemand stirbt, er hat den Löffel abgegeben. Das war einfach so, dass diese wertvollen Löffel, die damals größtenteils aus Silber waren, wurden dann in die nächste Generation vererbt. Und oftmals haben die Sprüche auch einen tieferen Grund.

Nun sind ja die Museen sehr oft auch auf Sammlungen wie Ihrer Herr Heyne angewiesen, dafür, dass Sie schöne Ausstellungen machen können, so wie wir hier und da Wasserburg Kapellendorf an. Wie wichtig schätzen Sie denn eigentlich die Zusammenarbeit zwischen Museen und Sammlern ein?

Ja, ich finde diese Zusammenarbeit sehr gut. Ich habe also über viele Jahre schon Sonderausstellungen gemacht. Und man kann im Prinzip also auch in den Museen die Ausstellungen bereichern. Und mit so einer Sonderausstellung ist es natürlich auch so, dass man den Besucher anlockt, die z. B. in der Wasserburg waren und sagen: ja, es ist eine Sonderausstellung, man lockt Besucher irgendwie durch diese neue Ausstellung zu sehen. Und automatisch steigt die Besucherzahl und auf jeden Fall finde ich das sehr gut, die Zusammenarbeit unter den Museen. Es ist eine Art Lernphase, was man auch draus als privater Sammler ziehen kann.

Neben dem Museum sind die Burganlage selbst sowie ihr Umfeld sehenswert

An dem breiten Wassergraben, der das historische Ensemble umgibt, verläuft ein Wanderweg, der einen Eindruck vom Umfang der Burg vermittelt. Die Anlage ist mehrgliedrig, die bestehenden Bauteile sind Türme wie der Tor-Turm und der Verlies-Turm, die beide vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammen. Im Burghof beeindrucken die Reste der ehemaligen Kern-Burg, zu der der Stumpf des spätromanischen Bergfrieds und der als Kemenate bezeichnete fünf-geschossige Wohnturm mit dem Museum gehören.
Zunächst war die Wasserburg Kapellendorf ein kleiner Wehr-Bau die Burg-Grafen von Kirchberg hatten sich im 12. Jahrhundert eine kleine Burganlage in Kapellendorf errichtet. Keineswegs in unbesiedeltem Gebiet. Kapellendorf Bestand bereits 833, wie eine Urkunde bezeugt, und besaß eine Kirche, nachdem der Ort benannt wurde. Über zweihundert Jahre waren die Burg-Grafen in Besitz der Herrschaft Kapellendorf. Für den genauen Beobachter ist diese erste Burg noch als kleine ruinöser Anlage in der Mitte des heutigen Burg-Areals zu erkennen. Die Kirchberger Burg wurde im späten Mittelalter mit dem Erwerb durch die Stadt Erfurt ausgebaut.
Wie eng Erfurt und Kapellendorf verbunden waren, zeigt sich in der Bautätigkeit. Aus der kleinen kreisrunden Burg wurde in dieser Zeit eine über zwei Hektar große Anlage, die heute zu den größten Wasserburgen Thüringens gehört. Erfurts Interesse an dem circa 30 km entfernten Ort hatte mehrere Gründe: Einerseits passte die Finanznot der Kirchberger Burg-Grafen gut zu den Expansions-Bestrebungen Erfurts in dieser Zeit. Andererseits bedeutete der Erwerb der Burg auch die Reichs-Unmittelbarkeit für den Besitz und die Übernahme der bestehenden Münz-Stätte.
Im beginnenden 16. Jahrhundert änderten sich die Besitzverhältnisse erneut und dies sollte für die nächsten Jahrhunderte beispielhaft für die Wasserburg sein. Erfurt musste aus finanzieller Not verkaufen. Kapellendorf fiel an die Wettiner. Wenig später befand sich in der Burg mit dem eingerichteten Justiz- und Rent-Amt die Verwaltung für das Amt Kapellendorf.
An der Westseite der Wasserburg Kapellendorf wurde im 18. Jahrhundert der Bau eines barocken Schloss Gebäudes begonnen, jedoch nie fertiggestellt. Im Zentrum der Geschichte stand der Ort erst wieder in den Schlachten von 1806, als die Burg als Hauptquartier der preußischen Truppen diente. Die Wasserburg ist seit 1998 Eigentum der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Die Landeshauptstadt Erfurt verwaltet sie als neben Einrichtung des Stadtmuseums. Neben der musealen Nutzung hat sich die Burg durch viele Veranstaltungen wie das Burghof-Theater im Sommer, Märkte und Themen-Veranstaltungen etabliert.