Ansprache des Erfurter Oberbürgermeisters Andreas Bausewein zum 8. Mai

08.05.2020 08:00

Am 8. Mai 2020 jährt sich der Jahrestag der Befreiung vom Faschismus zum 75. Mal. Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein gedenkt in einer kurzen Ansprache dem wichtigen Jahrestag. Mit Blick auf heutige neonazistische und faschistische Tendenzen weltweit sagt er: „Dieser Tag sollte uns alle lehren, dass man frühzeitig das Wort ergreifen muss, sich frühzeitig wehren muss. Solch ein Regime, wie es damals in Deutschland an die Macht kam und 12 Jahre lang in diesem Land regiert hat, das darf nirgendwo auf der Welt wieder an die Macht kommen.“

Video: 75 Jahre Tag der Befreiung – Videobotschaft des OB zum 8. Mai © Stadtverwaltung Erfurt

Andreas Bausewein, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Erfurt:

Der 8. Mai ist der Tag der Befreiung vor 75 Jahren. Es war der Tag der Befreiung für Millionen von Zwangsarbeitern, Juden, Sinti und Roma, politisch anders Denkender, Kommunisten und Sozialdemokraten, vieler, vieler Menschen mehr, die das Martyrium der Lager, der Gefängnisse überlebt und überstanden haben.

Es war auch der Tag der Befreiung für das deutsche Volk. Auch wenn es damals noch den einen oder anderen gab, der die Befreiung am 8. Mai 1945 nicht ganz so gesehen hat. Es war die Gelegenheit für die Deutschen, schrittweise wieder in die Gemeinschaft der Völker zurückzukehren.

Es gab unterschiedliche Entwicklungen in Ost- und Westdeutschland. Es dauerte 45 Jahre, bis Deutschland wieder vereinigt war. Aber ich glaube, die Tatsache, dass wir hier in Deutschland in Frieden und Freiheit leben können, dass die meisten von uns in Wohlstand leben – auch das hat seine Ursache im 8. Mai 1945 und dem Zusammenbruch des Naziregimes an diesem Tag.

Der 8. Mai sollte uns lehren und die Staatengemeinschaft lehren: Bei allen ideologischen und auch persönlichen Unterschieden: Gegen Gruppen, gegen Regierungen, die Menschenrechte verachten, gegen Terroristen müssen wir geschlossen vorgehen.

Es gab unglaublich große ideologische Unterschiede zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten. Aber sie hatten beide ein gemeinsames Ziel: Sie wollten dieses Nazireich besiegen, sie wollten die Terrorherrschaft hier in Deutschland beenden, und sie haben sie beendet mit der Eroberung von Berlin durch die Rote Armee und der Kapitulation der deutschen Wehrmacht einige Tage später.

Dieser Tag sollte uns alle lehren, dass man frühzeitig das Wort ergreifen muss, sich frühzeitig wehren muss. Solch ein Regime, wie es damals in Deutschland an die Macht kam und 12 Jahre lang in diesem Land regiert hat von 1933 bis 1945, das darf nirgendwo auf der Welt wieder an die Macht kommen. Und da muss sich jeder Einzelne frühzeitig wehren.

Deswegen ist der 8. Mai ein bedeutender Gedenktag. Er muss es sein, er muss es bleiben. Er ist ein Tag für den Frieden und auch ein Tag für das Leben.