100 Jahre Adventskalender - Ausstellung im Volkskundemuseum

22.11.2007 00:00

"Adventskalender zwischen christlicher Botschaft, Kommerz und Politik" ist der Titel einer neuen Ausstellung im Museum für Thüringer Volkskunde, die ab 2. Dezember 2007 die 100jährige Geschichte der vorweihnachtlichen Kalender beleuchtet.

Alljährlich findet man ihn in Millionen von Wohnzimmern: Den Adventskalender mit 24 Türchen – vom 1. Dezember bis Heiligabend täglich eines zu öffnen. Vor allem (aber nicht nur) den Kindern versüßt er – im direkten wie übertragenen Sinn – die Wartezeit auf das Christkind oder den Weihnachtsmann und die zugehörigen Geschenke.

Adventskalender aus dem Jahre 1920

In Deutschland wurde der Adventskalender erfunden – wann und von wem genau, das ist nicht mehr exakt zu rekonstruieren. Adventskalender kommen aus dem protestantischen Umfeld und hatten das Ziel, Kindern auf spielerisch-erzieherische Weise die religiöse Bedeutung der Adventszeit nahezubringen. Einige Quellen führen die Idee auf den Theologen Johann Hinrich Wichern zurück: Bereits 1839 soll er für bedürftige Kinder in Hamburg einen Adventskranz mit 24 Kerzen verwendet haben. Andere sehen das Vorbild für den Adventskalender in dem innerhalb der Bodelschwinghschen Anstalten zu Bethel (gegr. 1867) praktizierten Schmücken von Adventsbäumchen mit Weissagungen und Prophezeiungen. Den wohl ersten gedruckten Kalender in Form einer Adventsuhr mit zwölf Feldern veröffentlichte 1902 die Evangelische Buchhandlung in Hamburg.
Abb. rechts: Adventskalender, R.E. Kepler, um 1920

Himmelstreppe - ein Adventkalender aus dem Jahre 1932

Als eigentlicher Urheber des Adventskalenders schließlich gilt vielen Gerhard Lang, der als Teilhaber der lithografischen Anstalt Reichhold & Lang 1904 in München seinen ersten Kalender herausbrachte. Von ihm stammt auch die Idee eines Christkindleinhauses zum Füllen mit Schokolade.
Um 1920 kamen die ersten Adventskalender mit beweglichen „Türchen“ – so wie wir sie heute kennen – auf den Markt. Zum Massenartikel entwickelten sich Adventskalender aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Oft übernahmen namhafte Kinderbuchillustratoren die Gestaltung.
Wurden lange Zeit Szenen aus romantisch verschneiten Städtchen als Motive bevorzugt, so waren es später Bären, Bambies oder Tigerenten. Immer aber spiegelt sich auf den Kalendern auch das Zeitgeschehen wider: Mitte der 1930er Jahre wurde das Christkind von Hitlerjungen begrüßt, in der DDR verschwanden plötzlich die Engel aus den Kalendern … Ebenso hat die Werbung die Adventskalender längst für sich entdeckt. Inzwischen gibt es sogar welche für Hunde und Katzen.
Die Ausstellung präsentiert 250 Adventskalender aus der Sammlung Renate und Dr. Otto Hahn, Kranichfeld.
Abb. rechts: Gertrud Caspari: Die Himmelstreppe, J.F. Schreiber, Esslingen, 1932
Ausstellungsdauer: 2. Dezember 2007 - 20. Januar 2008