Neugestaltung Petersberg | Statik macht die Sanierung schwierig

17.01.2020 09:37

„Das Haus hält viele Überraschungen für uns bereit, weil es in unterschiedlichen Zeitetappen gebaut wurde.“

Kommandantenhaus: Handschachtung und hydraulische Stützen müssen es richten

Luftbild auf Baustelle mit Häuserensemble und Mauern; im Hintergrund Altstadt von Erfurt
Foto: An der Nordostseite des Kommandantenhauses entsteht das neue Empfangsgebäude. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt / Vitalik Gürtler

Wenn Erfurts Baudezernent Alexander Hilge über das Kommandantenhaus auf dem Petersberg spricht, schwingen neben der Freude über die moderne Ausstellung, die dort in den nächsten Monaten entsteht, auch ein paar Sorgen mit. Denn das jahrhundertealte Gebäude hat einige statische Besonderheiten, die Planer und Bauleute vor große Herausforderungen stellen.
Problem Nummer eins: Die Außenmauern von Unter- und Obergeschoss stehen nicht direkt übereinander. Die obere Mauer wird zum Teil vom Erdreich gehalten. Doch dieses muss nun abgetragen werden, damit der Anbau des „Petersberg-Entree“ in die Tiefe gehen kann. Künftig sollen die Besucher vom Neubau barrierefrei ins historische Untergeschoss gelangen.
„Das Kommandantenhaus ist so gegründet, dass es steht. Bei der Errichtung hat aber niemand an einen Anbau gedacht“, beschreibt Gartenamtsleiter Dr. Sascha Döll das Problem. Für die Bauleute heißt das: Mit schwerem Gerät können sie nicht agieren. „Wenn sie schnell und großflächig ausbaggern, drückt uns das Tonnengewölbe in die Baugrube.“
So muss direkt am Haus quasi von Hand geschachtet werden, sechs Meter tief. Zig Kubikmeter Erde müssen raus und Meter für Meter mit Beton stabilisiert werden.

Problem Nummer zwei: das Tonnengewölbe im Kommandantenhaus selbst. Das wurde nicht komplett ausgemauert. Die Decke besteht zum Teil aus verfülltem Schutt. Auch hier funktioniert die Statik nach heutigen Gesichtspunkten nur bedingt. Statt auf den gesamten Mauerflächen drückt die Last auf bestimmte Punkte.
Um den Zusammenbruch der Ecke an der Anbauseite zu vermeiden, müssen die Kräfte während der Bauphase verteilt werden. Dutzende mit Sensoren versehene, hochmoderne Stützen werden den Druck hydraulisch ausgleichen. „Eine Einzige drückt schon mal mit bis zu 22 Tonnen Druck nach oben“, so Baudezernent Hilge. „Auf jede Stütze wird je nach Kraftverteilung ein anderer Druck anliegen. Gesteuert wird das von einem Rechner.“
Zusätzlich werden in dem Tonnengewölbe noch Stahlanker eingezogen, die die Wände in Form halten. Ein enormer Aufwand, mit dem so vor Baubeginn niemand gerechnet hat.

Für den Zeitplan bedeutet der Mehraufwand eine Verschiebung um mehrere Wochen. „Wenn der Winter so warm und frostfrei bleibt wie jetzt, dann können wir das hoffentlich ausgleichen“, meint Alexander Hilge. „Ich bin stolz auf meine Kollegen. Sie geben alle 120 Prozent und sind darauf eingeschworen, dass wir es hinkriegen.“