Weiterer Schritt auf dem Weg zum Welterbe: Projektantrag für das "Steinerne Haus" von der Deutschen Forschungsgemeinschaft genehmigt

14.01.2015 11:00

Das sogenannte "Steinerne Haus" direkt hinter dem Rathaus rückt im kommenden Jahr in den Fokus der Wissenschaft. Dann startet die Untersuchung des Gebäudes – eine grundlegende Voraussetzung für die Bewerbung um den Titel Unesco-Welterbe. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat den Projektantrag "Ein hochmittelalterlicher jüdischer Wohn- und Handelskomplex in Erfurt und seine Raumfassung" bewilligt.

Bewilligung und Start des Projektes

Foto: Dendrochronologisch datierte Deckenbalken aus dem Jahre 1242: Pressegespräch mit Dr.-Ing. Barbara Perlich (l.), Kulturdirektor Tobias J. Knoblich und Prof. Christoph Merzenich (r.) im "Steinernen Haus" von Erfurt Foto: © Stadtverwaltung Erfurt / S. Laubenstein

Die DFG fördert Forschungsprojekte deutscher Wissenschaftler und ist mit einem Etat von 2,69 Milliarden Euro (2013) die europaweit größte Forschungsförderungsorganisation. Das gemeinsame Projekt von Dr.-Ing. Barbara Perlich (Technische Universität Berlin, Bau- und Stadtbaugeschichte) und Prof. Christoph Merzenich (Fachhochschule Erfurt, Fachrichtung Konservierung und Restaurierung) wird über zwei Jahre mit ca. 370.000 Euro unterstützt. Neben der Stadt Erfurt ist die Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg ein weiterer Projektpartner.

"Die Deckenbemalung im ersten Obergeschoss ist die älteste bekannte profane Architekturfassung nördlich der Alpen" hebt Christoph Merzenich die Bedeutung des Bauwerks hervor. "Im Rahmen des Projekts soll herausgefunden werden, ob auch an den Wänden oder in anderen Räumen Reste mittelalterlicher Bemalung erhalten sind." Denn es wird nicht nur das "Steinerne Haus" selbst untersucht, sondern der komplette Gebäudekomplex. "Wir wissen bereits, dass hier mehrere hochmittelalterliche Bauten erhalten sind, dichter beieinander und besser erhalten, als wir es sonst in Erfurt und anderen Städten finden", ergänzt Barbara Perlich. "Die Bauforschung soll herausfinden, wie sich das Quartier baulich entwickelt hat und wie die einzelnen Bauten ausgesehen haben. In der Zusammenarbeit mit den anderen Disziplinen können wir am Ende vielleicht sogar den verschiedenen Bauphasen einzelne Bewohner zuordnen – im besten Fall finden wir heraus, wer die Deckenbemalung in Auftrag gegeben hat."

Auch Dr. Maria Stürzebecher, Beauftragte für das Unesco-Welterbe der Stadt Erfurt, freut sich über die Bewilligung und den Start des Projektes: "Das 'Steinerne Haus' ist das dritte Gebäude im Erfurter Welterbe-Antrag – neben der Alten Synagoge und der Mikwe. Und im Gegensatz dazu noch weitgehend unerforscht." Die Förderung durch die DFG ermöglicht nun eine umfassende Untersuchung. "Das ist großartig! Und wird sicher zahlreiche spannende Erkenntnisse liefern", sagt sie.

Im Frühjahr 2015 geht es los.