„Am Anfang sieht es schlimm aus, dann wird es schön“ – Erfurts Gartenamtsleiter Dr. Sascha Döll im Interview

05.07.2019 10:23

Die Bundesgartenschau (Buga) 2021 ist ein Stadtentwicklungsprojekt, das es so in Erfurt noch nicht gab. Insgesamt werden rund 140 Millionen Euro verbaut. Der Löwenanteil davon kommt vom Bund. Viele Investitionen werden bis zu 90 Prozent gefördert. Von der Buga in Erfurt profitieren der Egapark, der Petersberg und ganz besonders der Erfurter Norden, die Geraaue. Ein 50-Hektar großer Landschaftspark entsteht dort, diverse Brücken und Straßen werden neugebaut, Spielplätze und Sportanlagen entstehen und einiges mehr. Das alles sei ein riesiges Geschenk für die Stadt, meint Dr. Sascha Döll, der Leiter des Garten- und Friedhofsamtes, im Interview mit Erfurts Stadtsprecher Daniel Baumbach.

Herr in blauem Pullover. Im Hintergrund zahlreiche Blumentöpfe.
Foto: Dr. Sascha Döll, Amtsleiter Garten- und Friedhofsamt Foto: © Stadtverwaltung Erfurt / V. Gürtler

Wie beurteilen Sie das fachlich, was da gerade in der Geraaue entsteht?


Wir entwickeln dort eine Parkanlage, an der die Erfurter über Jahrzehnte viel Freude haben werden. Es entsteht der größte Landschaftspark Thüringens mit neuen Grünflächen und Zugängen zum Wasser. Teilweise kann man die Gera ja heute gar nicht sehen. Zukünftig werden die Erfurter sie genießen können.

Wie wird sich das Stadtklima durch diesen Mega-Park verändern?


Die Pflanzen sorgen dafür, dass sich die Temperaturen im Sommer herunter kühlen. Sie binden aber auch Staub und wirken wie ein Luftfilter. Für Tiere entstehen neue Lebensräume, wenn wir etwa Trockenmauern bauen. Die sind super für Eidechsen oder Insekten.

Nun sieht es an einigen Stellen etwas wüst aus durch die Bauarbeiten. Augen zu und durch?

Wir bauen ja nur zwei Jahre. So lange muss man es leider aushalten. Jeder private Bauherr kennt das: Am Anfang sieht es schlimm aus, aber dann wird es schön. Deshalb möchten wir um Verständnis werben. Die Bauleute, die im Nordpark arbeiten, haben es nicht leicht. Passanten beschimpfen sie. Das ist unangenehm.

Wird zur Buga 2021 alles fertig sein?

Ja, die Nördliche Geraaue werden wir bis zur Bundesgartenschau fertiggestellt haben. Auch auf dem Petersberg liegen wir im Zeitplan.

Auf dem Petersberg steht gerade der Bastionskronenpfad in der Kritik, weil für ihn Bäume gefällt werden müssen. Was sagen Sie den Kritikern?

Es gibt durchaus berechtigte Nachfragen. Brauchen wir beispielsweise eine sechs Meter breite Schneise? Da müssen wir mit dem Planungsbüro nochmals reden. Gleichzeitig wird dieser Baumkronenpfad ein touristischer Magnet werden. Denken sie an den Nationalpark Hainich. Auch da gab es anfänglich Diskussionen. Jetzt ist der Höhenweg europaweit ein Highlight. 

Wird das Petersberg-Wäldchen auch wieder entwickelt?

Die Idee ist, dass die Besucher Natur wahrnehmen, ohne sie zu stören oder sie zu verletzen. Ja, am Anfang haben wir Eingriffe. Aber wir müssen langfristiger denken. Später können Besucher diesen Wald durchschweben. Und die Natur wird sich wieder erholen. Wir pflanzen Vieles neu. Wir entnehmen die jetzigen Trampelpfade und illegalen Komposthaufen. Der Vandalismus wird zurückgehen. Damit machen wir dieses Wäldchen schöner und naturnaher als es heute ist.

Sollten die Kritiker für dieses Ziel das eine oder andere in Kauf nehmen?

Ich denke schon, dass wir alle dieses Risiko eingehen sollten.