Platz nehmen – auch bei Hitze

31.08.2020 11:50

„Lasst alle Pflanzen stehen, das sieht so schön aus, ich gucke jeden Tag.“ Dies ist nur eine von hunderten Reaktionen und Diskussionsbeiträgen in den sozialen Netzwerken, welche die dreiwöchige Aktion auf dem Leipziger Platz und die damit verbundene Online-Befragung hervorrief. In den drei Wochen der Befragung beteiligten sich knapp 730 Bürgerinnen und Bürger Erfurts und füllten den Fragebogen komplett aus. Über 900 nahmen insgesamt an der Befragung teil.

Bürgerbeteiligung bestärkt mehr Grün auf dem Leipziger Platz

Bäume in Pflanzkübeln stehen in einer Grünanlage
Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

„Dies ist ein großartiges Zeichen, dass auch in Pandemie-Zeiten Bürgerbeteiligung erfolgreich und mit Kreativität durchgeführt werden kann“, freut sich Prof. Heidi Sinning von der Fachhochschule Erfurt und dem Projekt HeatResilientCity. Andreas Horn, Beigeordneter für Sicherheit und Umwelt der Stadt Erfurt, ergänzt: „Insbesondere das Ziel, die Menschen durch die aktive Veränderung des Platzes anzuregen und sich somit mit der Zukunftsgestaltung des Platzes zu beschäftigen, ist durch die vielen Ideen, die an uns herangetragen wurden, erreicht worden.“ Erprobte Maßnahmen waren zuvor aus einer Bewohnerbefragung zu Hitze in der Oststadt und Workshops zur Bewohnerbeteiligung angeregt worden.

„Von den Beteiligten geben über 430 an, direkt in der Erfurter Oststadt und rum um den Leipziger Platz zu wohnen und zu arbeiten“, erklärt Sinning die Zahlen. „Viele wünschen sich eine ausreichende oder  teilweise Verschattung und Sichtschutz der Sitzbänke, sagen  aber auch, dass einige Bänke in der Sonne stehen bleiben sollen. Auch Pergolen als ,Gründächer‘ werden durchaus positiv gesehen.“ Horn betont: „Über 670 Personen ist die hitzeangepasste Umgestaltung des Leipziger Platzes sehr wichtig bzw. wichtig. Die Vorschläge zur veränderten Wegeführung werden hingegen kontrovers gesehen.“

Gemeinsam mit dem Forschungsteam des Projekts „HeatResilientCity“ hatte das Garten- und Friedhofsamt Großgrün auf dem Platz zur Verschattung von Bänken und Wegen aufgestellt. Zehn beispielhafte Jungbäume, welche die künftigen Standortbedingungen an Stadtbäume durch längere Hitze- und Trockenperioden besser aushalten können, werteten den Platz optisch auf und bleiben dort auch nach der Aktion eine Weile stehen. Parallel zur Aktion wurde begonnen, einige Bäume um und am Leipziger Platz und an der Straßenbahn-Haltestelle am Leipziger Platz in Abstimmung mit der Evag zu bewässern, um auf die Auswirkungen der bereits seit über zwei Jahren andauernden Trockenphase hinzuweisen und die Bäume in ihrer Vitalität zu stärken.

Die Online-Befragung ergibt auch für das Garten- und Friedhofsamt wertvolle Hinweise, inwieweit die Bürgerinnen und Bürger bereit sind, sich aktiv für die Bäume vor Ihrer Haustür einzusetzen und diese über Baumpatenschaften zu pflegen. Von den Befragten denken über 600 Personen, dass Bürgerinnen und Bürger für den Schutz von Stadtbäumen aktiv werden sollten. Das Thema Baumpatenschaften wurde aber gleichzeitig kontrovers diskutiert. Viele haben Interesse daran, selbst eine Baumpatenschaft zu übernehmen, andere haben Sorge vor Kosten oder dem Wasserschleppen über mehrere Stockwerke. Manche sehen die Bewässerung auch als ausschließliche Aufgabe der Stadt an.

In den kommenden Wochen erfolgt die detaillierte Auswertung der Befragungsergebnisse. Die Ergebnisse werden beispielsweise auf der Projektwebseite sowie im Amtsblatt der Landeshauptstadt Erfurt veröffentlicht und fließen in die möglichen Umbauplanungen des Leipziger Platzes ein.

Hintergrund

Das Projekt „HeatResilientCity“ (Hitzeresiliente Stadt- und Quartiersentwicklung in Großstädten am Beispiel von Dresden und Erfurt) ist bereits seit 2017 aktiv. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt als Vorhaben der „Leitinitiative Zukunftsstadt“ im Themenbereich „Klimaresilienz durch Handeln in Stadt und Region“. Für die Laufzeit bis Januar 2021 erhalten die Projektpartner insgesamt rund 2,5 Millionen Euro. Wissenschaftliche Partner sind das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung Dresden, das Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation der Fachhochschule Erfurt (ISP), das Institut für Hydrologie und Meteorologie der Technischen Universität Dresden und die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden. Praxispartner sind das Umwelt- und Naturschutzamt der Landeshauptstadt Erfurt, das Umweltamt der Landeshauptstadt Dresden sowie die Eisenbahner-Wohnungsbaugenossenschaft Dresden.

Herr Spohr
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