Sportglück – Boxtraining für von Gewalt betroffene Frauen

18.12.2020 08:32

Sie hat enorm an Selbstbewusstsein gewonnen, versichert Uta Reber, Diplomsozialarbeiterin im Frauenzentrum Brennessel, Fachberatungsstelle gegen häusliche Gewalt. Aus ihrem Beratungssetting stammen die ersten Teilnehmerinnen am Boxtraining.

„An der Körperhaltung erkennbar…“

Sportglück – Boxtraining für von Gewalt betroffene Frauen – ist das Angebot überschrieben, was Nikki Adler in Erfurt erfolgreich erprobt hat.
Im Rahmen ihrer Hausarbeit als Vereinsberaterin beim Stadtsportbund Erfurt hat sie sich dem Thema Gewalt gegen Frauen gewidmet und wollte ein Angebot für die praktische Umsetzung, um die Folgen von körperlicher und seelischer Gewalt zu mildern. Denn wer Gewalt erfahren hat, egal in welcher Form, ist seelisch verletzt, gedemütigt und zweifelt an sich selbst. Der Verlust des Selbstvertrauens, Schlafstörungen, Angst oder Depressionen können die Folge sein.
Deshalb zögerte Nikki Adler nicht lange, suchte Kontakte zum Frauenbüro, zu den Frauenzentren, zum Frauenhaus und kreierte als ehemalige überaus erfolgreiche Boxweltmeisterin einen Kurs in Erfurt. Im Team mit Anna Krautwurst, Sozialarbeiterin bei der Bewährungs- und Straffälligenhilfe und Peggy John, nebenamtlich Yogalehrerin und für die Kinderbetreuung zuständig, standen erst drei, dann sechs und letztlich sieben Frauen im Training. Bis an die Leistungsgrenzen ausgepowert haben sie erfahren, wie stark sie sind. Mittels Training, Selbstreflexion und vielen Gesprächen hat sich das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen wieder gestärkt. Und dass sie nicht schuld sind an den Schlägen und seelischen Verletzungen, das wissen sie jetzt ganz sicher. Die Verantwortung für die Gewalt liegt beim Täter. Sie haben viel gelernt über Gewalt und über sich selbst.
Mit diesem Vertrauen in die eigene Kraft gestärkt bedanken sie sich beim Stadtsportbund und bei der Stadtverwaltung, die den Kurs ermöglicht haben.
„Im Rahmen der Kampagne gegen häusliche Gewalt „Sprechen Sie darüber“ konnte der erste Kurs finanziert werden“, erläutert Birgit Adamek, die Gleichstellungsbeauftragte. „Mir liegt daran, das Angebot zu verstetigen, viel mehr Frauen anzubieten und auch in andere Kommunen weiter zu tragen“, wünscht sich Adamek und hat vor, mit ihren Thüringer Kolleginnen dazu in Kontakt zu treten. „Der Erfolg hat mich überzeugt“, meint auch Dietmar Krug, Vereinsberater beim Erfurter Stadtsportbund.
Beide sind sich einig, dass die Kooperation im neuen Jahr fortgesetzt wird, natürlich am liebsten ohne Corona Bedingungen und Beschränkungen. Eine Warteliste ist noch nicht angelegt, aber die ersten Interessentinnen haben bereits Bedarf angemeldet.

„Unsere Kampagne wird im neuen Jahr fortgesetzt, die Kooperationen sind gelungen, die Partner/-innen motiviert und Erfolge haben sich eingestellt. Wir werden weitere  Aktionen starten und mit attraktiven Angeboten überraschen. Sprechen Sie darüber!“

Gleichstellungsbeauftragte