Netzwerk bietet Hilfe für Eltern von „Schreibabys“

10.12.2021 17:48

Die Unterstützung von Eltern mit unruhigen Säuglingen stand in dieser Woche im Zentrum des Fachtages des Netzwerks Frühe Hilfen/Kinderschutz. Auch in diesem Jahr fand die Veranstaltung coronabedingt online statt.

Frühe Hilfen leisten niedrigschwellig Unterstützung

die Beine einer Frau, dazwischen die Beine eines Kindes, das Laufversuche unternimmt
Foto: © Олександр Савченко/123RF

„Das Leben mit einem neugeborenen Baby gleich oft keinem Hochglanzprospekt“, sagte Bettina Wolff, Leiterin der Abteilung Allgemeiner Sozialdienst im Erfurter Jugendamt, einleitend. „Vor allem, wenn das Baby viel schreit, sind Eltern oft überfordert. In solchen Stresssituation braucht es frühzeitig Unterstützung.“ Das Netzwerk Frühe Hilfen will diese Unterstützung niedrigschwellig anbieten und vermitteln.

Seit 2012 arbeiten in dem interdisziplinären Verbund Akteure aus dem ganzen Stadtgebiet zusammen, die unmittelbar mit Schwangeren und frischgebackenen Eltern in Verbindung stehen – so zum Beispiel das Jugendamt, das Helios-Klinikum, die Geburtsstationen und -häuser, die Familienhebammen sowie Schwangerschafts-, Familien- und Lebensberatungsstellen. „Diese Vernetzung ermöglicht kurze Wege und schnelles Reagieren“, erläuterte Jana Posner-Jauch vom Erfurter Jugendamt. „Die Angebote der Frühen Hilfen sind vorbeugend, leicht zugänglich und freiwillig.“ Sie sollen Eltern nicht nur den Alltag und den Start ins Familienleben erleichtern, sondern auch Schlimmeres verhindern.

„Je höher die Belastung ist, desto höher ist das Risiko, im Affekt aggressiv zu reagieren“, erläuterte Sozialpädagogin und Körperpsychotherapeutin Paula Diederichs im Rahmen des Fachtags. Folge kann zum Beispiel ein Schütteltrauma sein, das für das Baby lebensgefährlich ist. „Dem muss unbedingt vorgebeugt werden“, so die Berlinerin. Auch das Risiko für eine postnatale Depression steige mit dem Grad der Erschöpfung. Statt einer sicheren Bindung entstehe zwischen Eltern und Kind eine instabile, von Angst geprägte Bindung.

Neben Fachvorträgen stand bei der Online-Veranstaltung vor allem die Umsetzung im Fokus. In drei Arbeitsgruppen wurden für Erfurt praktische Hilfen für betroffene Eltern erarbeitet.

Jugendamt