Erfurt wird sonniger, wärmer und trockener

02.08.2022 10:51

Am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche stellt sich erneut große Hitze mit bis zu 36 Grad Celsius ein. Bereits die Hitzeperioden im Juni und Juli brachten Erfurt neue Hitzerekorde seit dem Aufzeichnungsbeginn 1951.

Bis zum 31. Juli 2022 insgesamt 210 mm Regen gefallen

eine Säule mit der Aufschrift "Trinkwasser", im Hintergrund ein Gebäude-Ensemble
Foto: Der Trinkbrunnen auf dem Petersberg ergänzt seit dem letzten Jahr die Möglichkeiten, sich in der Altstadt zu erfrischen. Eine Karte aller Trinkbrunnen in der Innenstadt ist im Hitze-Portal zu finden. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Temperaturrekorde seit Aufzeichnungsbeginn

Am 20. Juli 2022 wurde der bisherige Spitzenwert von 37,6 °C am Erfurter Flughafen Station Deutscher Wetterdienst) gemessen. Innerhalb der Kernstadt Erfurts verzeichnete die Messstation des Thüringer Landesamts für Umwelt, Bergbau und Naturschutz den Wert von 41,4 °C.

Erfurt wird trockener, sonniger und wärmer

Dieser Prozess stellt sich spätestens mit den Hitzesommern 2018 und 2019 als beschleunigt dar.  Mit dem 31. Juli konnten bereits 34 Sommertage, also Tage mit Temperaturen über 25 °C) sowie 7 Hitzetage mit über 30 °C gemessen werden. So sind in den ersten sieben Monaten des Jahres 2022 lediglich 210 mm Regen gefallen, im Sommer ist Regen quasi ausgefallen. Hingegen schien bereits bis Ende Juli 1.300 Stunden lang die Sonne. Halten diese Trends an, wird 2022 ähnlich wie die Jahre 2018 und 2019 mit einem durchschnittlichen Regen von 350 mm und ca. 2.000 Sonnenstunden als Jahresbilanz verzeichnen. Zum Vergleich: Ein Jahr verfügt über insgesamt 8.760 Stunden.

Extreme Dürre schreitet erneut voran

Da Ergebnis sind insgesamt langanhaltende Trocken- und Wärmeperioden, die wie in den letzten Jahren bereits im Frühjahr beginnen und sich somit stark negativ auf den Regenwasserhaushalt auswirken. Aktuell ist erneut eine extreme bis außergewöhnliche Dürre in den tiefen Schichten des Erdbodens zu verzeichnen. Seit Juli 2019 gilt ein Verbot zur maschinellen Wasserentnahme aus Fließgewässern. Das Verbot gilt für alle Entnahmen mittels Pumpvorrichtung und betrifft auch Inhaber einer wasserrechtlichen Erlaubnis. Die Wasserentnahme mit Handschöpfgefäßen, wie z. B. Eimern und Gießkannen, ist aber weiterhin erlaubt.

Hitze-Portal als Wegweiser durch die Hitze

Zwei Drittel der Erfurter Bürgerinnen und Bürger fühlen sich in ihrer Wohn- und Lebensqualität an Hitzetagen deutlich eingeschränkt. Das Hitze-Portal der Landeshauptstadt Erfurt zeitig ihnen, wie sie trotzdem gut durch die Hitze kommen können. Dort erhalten Interessierte Antworten auf folgende Fragen:

  • Wie komme ich gut durch die Hitze in meiner Wohnung, am Arbeitsplatz und in der Freizeit?
  • Was hilft mir, wie kann mein Wohlbefinden unterstützen?
  • Was sind die von Hitze am stärksten betroffenen Gruppen von Menschen?
  • Wo sind in Erfurt Trinkwasserspender? Wo kann ich kostenlos meine Wasserflasche auffüllen? Wo sind weitere kühle Orte, wo ich mich aufhalten kann?
  • Wie erhalte ich ein behagliches Raumklima am Tag und in der Nacht?
  • Welche Warnzeichen zeigt mein Körper und wo wende ich mich im Notfall hin?

Stadtentwicklung braucht dringenden Wandel

„Es wird zunehmend erkennbar, dass aufgrund dieser Rahmenbedingungen eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung ein Kernelement von Stadtentwicklung und Stadtplanung zum Ziel haben muss“, so Guido Spohr vom Erfurter Umwelt- und Naturschutzamt. „Nur so helfen wir dem lokalen Wasserhaushalt, sich zu erholen und die Entwicklungen hinsichtlich Trockenheit und Hitze abzufedern und zu mildern.“ Neben dem Rückhalt und der Nutzung von Regenwasser in der Fläche, wie sie gut mit Dach- und Fassadenbegrünung sowie Versickerungsanlagen bei Neu- und Umbaukonzepten gelingen kann, gehört auch die separate Erfassung und Nutzung von Abwasserteilströmen dazu. Insbesondere Grauwasser, das nicht mit Fäkalien belastet ist, steht in allen Haushalten und somit kontinuierlich, aber auch in großen Mengen zur Verfügung. Spohr: „Wenn es gelingt, Grauwasser aus den Haushalten dezentral zu Betriebswasser aufzubereiten und zu speichern, um es für Bewässerungszwecke zu nutzen, kann damit eine wichtige Wasserressource für das ansonsten durch Trockenheit gestresste Stadtgrün erschlossen werden.“