Bilder-Geschichten: Im Rathaus brennt noch Licht: Eine Abenddämmerung über der Erfurter Altstadt

18.01.2016 07:16

Ein beliebter Aussichtspunkt im Herzen der Stadt ist der Turm der Ägidienkirche am Wenigemarkt. Von ihrem Kirchturm lassen sich wunderschöne Fotografien von Erfurt erzielen. Dieses Panoramabild aus dem Jahr 2015 zeigt die Erfurter Altstadt in ganz besonderen Lichtverhältnissen.

Erfurt vom Turm der Ägidienkirche am Wenigemarkt

Dächer, beleuchtete Häuser in Abenddämmerung
Foto: Panoramafoto der Erfurter Altstadt vom Turm der Ägidienkirche am Wenigemarkt. Foto: © Andreas Höfer

Bildbeschreibung

Eine tiefe Wolkendecke und die Abenddämmerung tauchen den Erfurter Stadtkern in einen dunklen blauvioletten Ton. Rechts im Bild lässt der Himmel die Abendsonne noch einmal hervor blitzen, bis sich die Dunkelheit ausbreitet. Das weiße Licht des Mondes wird nur spärlich durch die Wolken hindurch scheinen können. Die Bewohner haben bereits ihre Beleuchtung in den Wohnungen eingeschaltet. Vergleicht der Betrachter das natürliche Licht der Sonne mit dem künstlichen Licht in den Häusern, stellt er fest, dass das Lampenlicht viel schwächer scheint. Dadurch verteilen sich unregelmäßig tiefgelbe Punkte auf der Fotografie, die ihr eine individuelle und willkürliche Gestaltung geben. Das Licht der Sonne und die des Mondes erhellen dagegen das gesamte Bild gleichmäßig. Nur die Bildung der Schatten gibt eine Helldunkelpolarität.

Geschichte

Seit 1826, als der Franzose Joseph Nicéphore Niepce mit Hilfe der „Camera Obscura“ das erste Bild anfertigte, steigt die Begeisterung für die Fotografie stetig. Heute gehört sie zu unserem Alltag und ist als "Bild" neben dem Text zentraler Informationsträger. In der Forschung wird der Wahrheitsgehalt von Fotografien stark diskutiert, weil sie gewissermaßen einen Kompromiss zwischen der Realität und der Formgebung durch den Fotografen darstellen. Diese sowohl reizvolle wie heikle Unschärfe prägt unser Denken, Fühlen und Handeln mehr, als wir oft denken. Und sie macht Fotos über die ästhetische Wirkung hinaus zu verführerisch eindeutigen Quellen, deren Aussagekraft Historiker und Journalisten heute mehr denn je genau prüfen müssen.

Faszination des Lichts

Andreas Höfer, der Fotograf dieses interessanten Bildes, fängt die Faszination von unterschiedlichen Helligkeitsstufen ein, die bereits im 17. Jahrhundert Bildthema waren und sich in den Werken eines Rembrandt finden.  Andreas Höfer zeigt Erfurt in einem spannenden Helldunkelkontrast im 21. Jahrhundert. Im Bildmittelpunkt der Fotografie steht der Dom, dessen Beleuchtung noch nicht angeschaltet ist. Damit tritt er in die sich ausbreitende Dunkelheit zurück, und die leuchtenden Fenster erhalten die ganze Aufmerksamkeit des Betrachters.

Ein Interview mit dem Fotografen Andreas Höfer

Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?

Zur Fotografie bin ich über einige Umwege gekommen. Als Kind hatte ich, wie wahrscheinlich jeder, eine kleine Kamera und da wurde im Urlaub fleißig geknipst. Mein Onkel hatte eine Dunkelkammer, sodass ich die Filme selbst entwickeln konnte. Das hat mich damals schon fasziniert. In meiner Jugendzeit gab es viele andere Interessen, so dass ich mir erst später eine eigene, gebrauchte Spiegelreflexkamera, damals für 300 Mark, gekauft habe. Und dann fotografierte ich überall so herum, vorwiegend Urlaubsfotos, alles ohne großes Wissen und ohne Zusammenhang. Seit vier Jahren beschäftige ich mich intensiv mit der Fotografie und mein Interesse wächst immer stärker. Ich besuche Fotokurse und entwickle mehr Ehrgeiz an dem Fotografieren. 

In welcher Beziehung stehen Sie zu Erfurt, denn die Stadt ist häufig ein Bildthema in ihren Werken?

Erfurt ist eine sehr schöne Stadt; ich mag sie mit ihren verschiedenen Facetten. Ich versuche immer neue Blickwinkel und Ecken zu finden,  um auch alteingesessene Erfurter zum Grübeln zu bringen. Des Weiteren ist es schön alles zu Fuß zu erreichen. Ich denke die Motive der Stadt, findet man bei vielen Fotografen und dass der Fotograf seine nähere Umgebung als Bildthema am meisten fotografiert.

Was ist Ihr Lieblingsort in Erfurt?

Mein Lieblingsort ist schwierig zu benennen. Es gibt zu viele schöne Ecken in Erfurt. Da fällt mir spontan kein schönster Ort ein. Obwohl das Dach vom Radisson einen tollen Ausblick gibt. Am besten nachts, da entstehen beeindruckende Bilder. Ansonsten ist die Erfurter Altstadt, mit dem Domberg, der Petersberg u. ä. interessante Motive.