Trampeltiere im Liebestaumel

10.07.2023 18:50

Seit April entdeckt Isabella Straub, Erfurts diesjährige Stadtschreiberin, die Stadt. Hier im Tagebuch lässt sie alle Interessierten an ihren Eindrücken teilhaben.

Von Isabella Straub

Foto: © KI-Bildgenerator API

Sprechen Sie mir bitte nach: Das Fettsteißschaf den Streckmais fraß. Diesen Zungenbrecher habe ich extra für Sie erfunden! Ich war nämlich im Zoopark Erfurt. Dort traf ich auf das Schaf mit dem wenig schmeichelhaften Namen.

Ich bin ja, um es vorsichtig zu formulieren, keine ausgewiesene Zoologin. Bis vor kurzem dachte ich, die Lemuren seien eine Inselgruppe im Indischen Ozean.  Wobei ich schon mit Haustieren zusammenwohne: mit Silberfischchen Simone; mit Egon, der Kleidermotte, und Waltraud, der Weberknechtin – oder heißt das „Webermagd“? Gut, kein klassischer Streichelzoo, aber man kann durchaus behaupten, dass sie an mir hängen.

Was ich im Zoopark Erfurt erfahren habe, hat mein Leben verändert, und ich möchte Sie gern an diesen Erkenntnissen teilhaben lassen. Also, zum Mitschreiben: Unter die Familie der Kamele fallen die Ein-, die Zwei- und die Keinhöckrigen. Zwei Höcker: Trampeltier. Ein Höcker: Dromedar. Kein Höcker: Lama. Und in den Höckern befindet sich mitnichten der Wassertank! Ein Gerücht, das sich, wie Inga aus dem Zoo betont, hartnäckig hält. Da drin ist Fett für schlechte Zeiten gelagert! Wobei wir wieder beim Fettsteißschaf wären, das sich sein überbordendes Hinterteil ja auch nicht aus Jux und Tollerei anzüchtet.

Und, interessant: Auch ein Zoo-Kamel kennt herausfordernde Zeiten. Trampeltier-Hengst Aladdin etwa war so vernarrt in sämtliche Trampeltier-Damen, dass er mit Schaum vorm Mund pausenlos um sie herumscharwenzelte und darüber zu essen vergaß. Im Liebestaumel schmolzen sein Höcker und er magerte ab. Seitdem er nun als Wallach durchs Leben schreitet, frisst er wieder ausreichend und auch seine Höcker wachsen. Hier lassen sich durchaus Parallelen zu uns Menschen festmachen, finden Sie nicht? Wobei ich jetzt nicht die Transformation von Hengst zu Wallach im Auge habe.

Übrigens: Das Trampeltier heißt nicht so, weil es trampelt. Vielmehr leitet sich der Begriff vom mittelhochdeutschen „tromedar“ ab. Daraus wurde im Laufe der Zeit „trumeltier“ und schließlich „Trampeltier“. Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal jemanden als Trampeltier bezeichnen! Ich empfehle allerdings nicht, auf die Beleidigung „Du Fettsteißschaf!“ umzuschwenken. Das könnte nach hinten losgehen.