Ringen um die Westtribüne

30.08.2017 16:49

FC Rot-Weiß Erfurt zieht Antrag für Westtribüne zurück. Lesen Sie die Pressemitteilung vom 1. September am Seitenende.

OB Andreas Bausewein zur aktuellen Situation rund um das Derby

Panoramablick von einer Tribünenkurve zur anderen, im Hintergrund ein Flutlichtmast
Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

"Thüringen-Derby Erfurt gegen Jena ohne Westtribüne", so lautet heute eine Schlagzeile in der TLZ. Prominent verkauft oben auf der Seite 1, bebildert mit einem Foto von der leeren Tribüne.

"Es stimmt, aktuell ist eine Nutzung der West-Tribüne zum Thüringen-Derby am 9. September aus Sicherheitsgründen nicht möglich", sagt Oberbürgermeister Andreas Bausewein und bestätigt damit die Nachricht, die seit der Veröffentlichung nicht nur Fans von Rot-Weiß Erfurt bewegt. "Hintergrund ist dabei entgegen der bisher geäußerten Vermutungen allerdings nicht der bauliche Zustand der Tribüne, sondern die Sicherheitslage zum Risikospiel der beiden Thüringer Vereine."

Viele Erfurter hatten sich verwundert gefragt, wieso beim Spiel gegen den BVB die Tribüne bis auf den letzten Platz besetzt gewesen war – und gegen Jena ein Verbot der Nutzung ausgesprochen wurde. Auch beim  Länderspiel der Deutschen Damen-Nationalmannschaft und bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften war die Westtribüne nutzbar gewesen.

OB Bausewein: "Leider ist das Derby nicht mit den anderen Veranstaltungen vergleichbar. Es hatte schon immer eine besondere Brisanz, aber aktuell liegen den Sicherheitskräften mehrfach im Internet angekündigte massive Ausschreitungen zum Thüringen-Derby vor." Die hätten die Polizei in der vergangenen Woche sogar dazu veranlasst, die Landeshauptstadt zum Verbot des parallel laufenden Hopfenbergfestes aufzufordern. Der für die Genehmigung dieses Festes zuständige Beigeordnete Alexander Hilge: "Es wäre ein völlig falsches Zeichen, wenn wir etablierte und gut organisierte Bürgerfeste verbieten, die auch noch ordentlich angemeldet und bereits genehmigt worden sind." Und: "Randalierer haben in unserer Stadt nicht das Sagen, vielmehr müssen Veranstalter von Fußballspielen und Polizei die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen treffen, um Eskalationen zu vermeiden." Und natürlich gelte die Genehmigung für das Bürgerfest weiter.

Doch zurück zum Derby und der gesperrten Westtribüne: "Die angespannte Sicherheitslage führt dazu, dass der Vorplatz vor der Westtribüne im aktuellen Einsatzkonzept unter anderem auch als Aufstell- und Bewegungsfläche der Polizei dient. Das bedeutet, dass Besucher der Westtribüne keine ausreichenden Rettungswege hätten, um die West-Tribüne im Falle eines Falles schnell und sicher verlassen zu können. Die Gefährdungslage ist mit den eher familienorientierten Leichtathletik-Meisterschaften oder dem Freundschaftsspiel gegen Dortmund leider nicht vergleichbar", sagt der OB.

"Natürlich gibt es mit Rot-Weiß Erfurt eine Vereinbarung, dass der Verein bei Topspielen einen Antrag auf Nutzung der Westtribüne stellen kann", so der OB weiter. "Und natürlich ist ein Thüringen-Derby so ein Topspiel. Aber die Antragstellung bedeutet doch nicht automatisch, dass dem Antrag auch entsprochen wird. In diesem Falle konnten wir aufgrund der Gefahrenlage gar nicht anders entscheiden, die Sicherheit der Besucher hat unbedingten Vorrang! Ich will mir gar nicht vorstellen, wenn etwas auf oder hinter der Tribüne passiert, nur weil wir beide Augen zugedrückt haben. Das darf und wird nicht sein!"

Die Stadt wird aufgrund der großen Nachfrage nach Karten für das Derby in den nächsten Tagen versuchen, mit den Sicherheitsbehörden eine Anpassung des Einsatzkonzeptes zu erörtern. Bausewein: "Die Überlegung ist, wenigstens einzelne Blöcke auf der West-Tribüne freizugeben." Erste Gespräche hierzu hat Oberbürgermeister Andreas Bausewein trotz der dramatischen Sicherheitslage mit dem für die Polizei zuständigen Innenministerium geführt. "Ich hoffe, dass wir im Sinne der Fans eine Lösung hinbekommen. Wichtig ist mir, dass es die Sicherheitslage wirklich zulässt und die zusätzlichen Ordnerkräfte hierzu auch durch den Verein gestellt werden. Ich habe unsere Ordnungsbehörde und die Polizei  gebeten, alle Möglichkeiten zu suchen und auszuschöpfen, um das Thüringen-Derby zu einem Fußballfest zu machen. Trotz allem Verständnis für Rot-Weiß Erfurt gilt: Die Sicherheit aller geht vor."

Eine abschließende Entscheidung zur West-Tribüne wird bis zur Sicherheitskonferenz am nächsten Montag erwartet.