60 Jahre Elefanten im Erfurter Zoo

28.07.2020 19:00

Mit der afrikanischen Elefantenkuh Marina fing am 28. Juli 1960 die Elefantengeschichte des Thüringer Zoopark Erfurt an. Persönlich hatte sie der damalige Direktor als Jungtier aus dem Kongo geholt. In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Elefantengruppe auf bis zu sieben Tiere gleichzeitig an. Anfangs wurden sie in beengten Ställen gehalten und lernten Zirkustricks. Heute leben die Erfurter Elefanten in der modernesten Anlage für afrikanische Elefanten in Deutschland. Ein Blick zurück auf die Geschichte, in der sich die Elefantenhaltung komplett verändert hat.

Video: 60 Jahre Elefantenhaltung im Thüringer Zoopark © Stadtverwaltung Erfurt

 

Erfurts Dickhäuter müssen zu den glücklichsten im Land zählen, nennen sie doch deutschlandweit die größte Anlage für Afrikanische Elefanten ihr Eigen. Allein der Außenbereich: 11.000 Quadratmeter groß.

Dr. Norbert Neuschulz, ehemaliger Zoodirektor in Erfurt

Das ist auch der richtige Weg, dass Elefanten nicht mehr arretiert werden nachts, sondern sich frei bewegen können, auch nachts die Außenanlagen besuchen können, nach ihrem Gusto, wie sie gerne möchten. Die Einfriedungen sind inzwischen so sicher, dass sie nicht mehr entweichen können.    

Es gibt also nichts zu meckern an der Elefantenhaltung im Thüringer Zoopark Erfurt, nur zu loben. Zum 60. Jubiläum ist das doch ein schönes Kompliment. Zahlreiche Freunde und Förderer hatten sich an der Außenanlage eingefunden, um die Ankunft von der afrikanischen Elefantenkuh Marina vor exakt sechs Jahrzehnten zu begehen.

Marina war ein Wildfang aus dem Kongo, der als Jungtier vom damaligen Zoodirektor Professor Roth persönlich nach Erfurt geholt worden ist. Weil die Elefantenhaltung die Königsdisziplin in einem Zoopark ist, die die Besucher besonders fesselt.

Die Anfänge allerdings waren mehr als beengt. Im heutigen Ponystall des zooeigenen Bauernhofs waren die größten Landsäugetiere der Erde fast zweieinhalb Jahrzehnte untergebracht.

Dr. Norbert Neuschulz, ehemaliger Zoodirektor in Erfurt

Früher war es so, leider, dass man erst die Fische gekauft hat und dann das Aquarium eingerichtet hat, um das mal bildlich darzustellen. Als Marina hierher kam, die wurde ja auf Axmannshof gehalten in einem sehr provisorischen Verschlag. Das waren einfachste Bedingungen. Und die war ganz allein, und Elefanten sind gesellige Tiere. Das sollte man auf keinen Fall mehr machen.

Dr. Dr. Sabine Merz. Direktorin Thüringer Zoopark Erfurt

Dann kam der asiatische Jungbulle Assam dazu, als Spielgefährte. Die Zwei sind dann jeden Tag von hier aus auf das Plateau gelaufen in ein provisorisches Elefantengehege. Und da waren sie den ganzen Tag, und abends wurden sie von den Pflegern wieder zurück begleitet auf den Bauernhof. Später kamen hier ganz viele Elefanten hinzu, sowohl asiatische als auch afrikanische, auch Zirkuselefanten wurden hier aufgenommen, die im Zirkus nicht mehr arbeiten. Und dann hatte der Zoopark immer jede Menge Elefanten, teilweise sogar sieben Stück.

Im Laufe der 60 Jahre waren es insgesamt 15 Elefanten, die im Erfurter Zoo lebten. Einer der ersten Elefantenpfleger war Frank Quensel. Mit den Kollegen von früher gibt es immer viel zu erzählen. Vor allem, weil vieles von damals heute kaum noch vorstellbar ist. Wie die Pfleger mit den Elefanten durch das Gelände des Zooparks streiften, wie sie sie am Verwaltungsgebäude Laub naschen ließen. Ganz zu schweigen von den zirkusartigen Vorstellungen, die die Pfleger mit ihren Schützlingen boten. Denn nur mit solchen Kunststücken konnten sie die Langeweile der Tiere vertreiben.

Frank Quensel, ehemaliger Elefantenpfleger

Ich hatte eine richtige kleine Nummer, die ging eine viertel Stunde lang. Mit Paradeschritt und dann Niederknien auf die Handgelenke vorn und hinlegen, auf die Seite legen, Balken tragen und so weiter. Das war jeden Tag mein Aufgabenbereich. Ich habe gearbeitet auf dem Wirtschaftshof, früh die Elefanten gesäubert. Es wurde jeden Tag geputzt und gewaschen. Und dann kamen die schmuck in die Elefantenfreianlage. Dort war ich dann den ganzen Tag.     

Es ging damals auch um absoluten Gehorsam, damit bei den Touren durch das Zooparkgelände nur nichts schief ging. Hunde z. B. konnten die Elefanten gar nicht ab. Auch untereinander kam es oft zu Zoff. Vor allem die dominante Marina und der stürmische Assam kabbelten sich öfter, was auch für die Pfleger gefährlich wurde.

Frank Quensel, ehemaliger Elefantenpfleger

Bei einem Vorfall, ´68 im November zur Mittagszeit, haben die sich auch geprügelt in der Freianlage, da bin ich dazwischen, habe das unterbunden, will wieder rausgehen, und da hat mir Assam von hinten eine von hinten mit dem Rüssel in den Rücken und hat mich auf die Betonkante geknallt, die in der Freianlage früher in der Mitte war. Und dabei habe ich mich erheblich verletzt.

Danach war finito, sechs Wochen krank.

Dieser direkte Kontakt zwischen Tier und Pfleger ist seit Jahren schon Geschichte. Heute wird in der Erfurter Elefantenpflege geschützter Kontakt praktiziert.

Dr. Dr. Sabine Merz. Direktorin Thüringer Zoopark Erfurt

Da ist immer eine Barriere eine Wand, ein Trainingsgitter zwischen den Elefanten und den Tierpflegern, und die Elefanten werden gefragt, on sie Lust haben mitzumachen bei einem medizinischen Training zum Beispiel, dass man die Füße anschaut, dass man mal Blut abnimmt.

Dr. Norbert Neuschulz, ehemaliger Zoodirektor in Erfurt

Elefanten bauen durchaus Kontakt und auch eine Beziehung zum Menschen auf, weil sie ja intelligent sind, aber man kann eigentlich sagen, ihnen fehlt nichts, auch wenn sie den Kontakt nicht haben. Wenn man abwägt, ist der geschützte Kontakt die bessere Lösung.

Die bessere Lösung für Unterbringung als der Axmannshof war ab 1984 eindeutig das damals neue Elefantenhaus. Dieses war ab 1969 in mühevoller Arbeit von Wochenendbrigaden – also unter Mitwirkung tatkräftiger Mitwirkung der Erfurter Bürger - entstanden. Dieses Gebäude entsprach nach der Wende allerdings nicht mehr den aktuellen Haltungsbedingungen, so dass 2014 das aktuelle Elefantenhaus samt Freianlage eröffnet wurde – eine millionenschwere Investition, die den Erfurter Zoopark in die erste Liga der Elefantenhaltung in Deutschland katapultiert hat.

60 Jahre Dickhäuter auf dem Roten Berg – demnächst gekrönt durch ein Elefantenbaby. Jeden Tag kann es soweit sein. Die Elefantenkuh Chupa erwartet ihren ersten Nachwuchs, der der erste original Erfurter Elefant wird. Wenn das nicht ein Geschenk ist zum großen Jubiläum!