Park-and-Ride-Konzeption

Aufgrund der positiven städtebaulichen Entwicklung im Stadtgebiet und dem damit verbundenen Entfall von Stellplätzen auf Brachen sowie der Forderung nach einem Ausbau der P+R-Kapazitäten lies die Landeshauptstadt Erfurt eine Park-and-Ride-Konzeption durch das Aachener Büro verkehrskonzept erarbeiten. Die vorhandenen Anlagen wurden analysiert, eine Pendlerbefragung durchgeführt und ausgewertet sowie drei Szenarien für den Bedarf an P+R-Anlagen mit den entsprechenden Maßnahmen ausgearbeitet. Mit der Drucksache 0516/2020 bestätigte der Stadtrat die Konzeption.

Foto: Park-and-Ride-Anlage Hauptfriedhof Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Die Erarbeitung des Park-and-Ride-Konzeptes wurde 2018 begonnen. Zu dieser Zeit standen für Pendler und Besucher ca. 1.400 Stellplätze auf den P+R-Anlagen zur Verfügung.

Insbesondere die positive städtebauliche Entwicklung, bei der zunehmend zum Parken genutzte Brachen entfielen, führten zu einem Mehrbedarf an Alternativen. Deshalb sollte das Büro "Verkehrskonzept" den zukünftig notwendigen Bedarf an P+R-Kapazitäten quantifizieren und stadträumlich einordnen.

Grundlage dafür bildete eine umfangreiche Analyse der acht bestehenden Anlagen. Neben der Aufnahme der vorhandenen Infrastruktur wurde an allen Standorten eine Parkraumuntersuchung zwischen 6 Uhr und 18 Uhr durchgeführt und somit genaue Aussagen über das Nutzer- und Parkverhalten gewonnen. Die durchgeführten Erhebungen zeigen sehr deutlich, dass die P+R-Anlagen Europaplatz, Ringelberg, Thüringenhalle, Messe und Hauptfriedhof ihre Kapazitätsgrenzen erreicht haben, während auf den P+R-Anlagen Zoopark, Grubenstraße und Urbicher Kreuz noch freie Stellplätze zur Verfügung stehen. An der Stadteinfahrt aus Richtung Weimar fehlt eine P+R-Anlage.

Der Reisezeitvergleich zeigt deutlich, dass für die Fahrt mit der Straßenbahn nicht wesentlich mehr Zeit, teilweise sogar weniger Zeit, einzuplanen ist als für die Fahrt mit dem Pkw. Auch die Fahrtkosten sind günstiger als ein kostenpflichtiger Stellplatz in der Innenstadt.

Aus einer  Pendlerbefragung, die im Januar 2019 durchgeführt wurde, ergeben sich drei wesentliche Kritikpunkte, die bemängelt werden, objektiv aber erfüllt sind und ganz offensichtlich stärker beworben werden müssen:

  • 46 % der Befragten gaben an, dass sie P+R nutzen würden, wenn die Reisezeit mit Stadtbahn/Bus nicht wesentlich länger wäre als mit dem Pkw (max. 5-10 Minuten)
    ⇒ Die Reisezeit ist je nach Stadtbahnlinie kürzer oder zu mindestens nicht wesentlich länger als mit dem eigenen Fahrzeug (P+R-Anlage bis Anger bzw. Domplatz).
  • 49,6 % der Befragten mit dem Ziel Innenstadt gaben an, dass sie P+R nutzen würden, wenn die Fahrt mit dem ÖPNV vom P+R-Platz kostengünstiger wäre als das Parken am Ziel
    ⇒ Eine normale Monatskarte liegt mit 60,50 Euro leicht unter dem durchschnittlichen Preis für einen Parkplatz in der Innenstadt (im Durchschnitt 65,00 Euro) und kann durch verschiedene Abo-Angebote weiter reduziert werden.
  • 20 % der Befragten gaben an, dass sie häufiger P+R nutzen würden, wenn die Stadtbahnen häufiger fahren würden und wünschten sich häufig einen 15-Minuten-Takt
    ⇒ Die Stadtbahnlinien zu den P+R-Anlagen verkehren in den Berufszeiten alle im 10-Minuten-Takt.
Karte: langfristiges P+R-Konzept Karte: © Stadtverwaltung Erfurt / Verkehrskonzept GBR

Als Zielgruppe für P+R sind diejenigen anzusehen, die außerhalb der fußläufigen Einzugsbereiche des auf die Innenstadt von Erfurt ausgerichteten ÖPNV ihren Startpunkt haben. Die oberste Priorität liegt darin die gesamte Strecke mit dem ÖPNV zurückzulegen. Zweite Priorität ist einen wohnungsnahen P+R-Platz zu nutzen und erst die dritte Priorität ist die Fahrt mit dem Pkw bis zu einem P+R-Platz in Erfurt und die Weiterfahrt mit dem städtischen ÖPNV.

Die Potentiale für P+R wurden in drei Szenarien ausgearbeitet:

Szenario A – berücksichtigt lediglich, die in der Innenstadt durch städtebauliche Entwicklungen oder verkehrsorganisatorische Maßnahmen entfallenden Stellplätze und ergibt einen Bedarf an 1.350 P+R-Stellplätzen

Szenario B – leitet aus der Befragung einen moderaten Bedarf an 1.900 P+R-Stellplätzen ab

Szenario C – leitet aus der Befragung einen maximalen Bedarf an 2.800 P+R-Stellplätzen ab

Das Szenario A kann lediglich einen Mindestbedarf darstellen, um eine komfortable Qualität abbilden zu können, wird mindestens die Deckung des Szenarios B und bei einer entsprechenden Flächenverfügbarkeit des Szenario C angestrebt.

Wird dieser Gesamtbedarf auf die Einfallsstraßen entsprechend ihrer Verkehrsbelastung und abgeleitet für mögliche Alternativen für die ÖV-Anbindung, so sind je nach Standort folgende Kapazitäten an P+R-Anlagen zu schaffen:

P+R-Potentiale an den einzelnen Einfallstraßen
Einfallstraße A B C best. P+R-Platz Bestand
Hannoversche / Sondershäuser Straße 280 380 560 Europaplatz 269
Stotternheimer Straße 110 150 230 Zoopark/ Grubenstraße 470
Leipziger Straße 130 190 280 Ringelberg 90
Am Herrenberg 100 140 200 Urbicher Kreuz 125
Weimarische Straße 240 330 480 - -
Arnstädter Chaussee 240 330 480 Thüringenhalle 344
Eisenacher Straße 220 300 440 Messe/Wartburgstraße 440
Gottstedter Straße 40 55 80 Hauptfriedhof 169
Summe 1.360 1.875 2.750   1.907

Aus dieser Tabelle sind vor allem Maßnahmen hinsichtlich der Kapazität abzulesen, so müssen die Anlagen Europaplatz, Messe/Wartburgstraße und Ringelberg dringend erweitert werden. Für die Park-and-Ride-Anlage Europaplatz und Wartburgstraße (Messe) waren bereits Planungen beauftragt, deren Realisierung 2020 begann. Für die Anlage Ringelberg ist eine Studie zu lagemäßigen Einordnung beauftragt.

Die Anlagen Zoopark und Grubenstraße liegen nicht optimal im Straßennetz, daher wurde ein Suchraum im Bereich Stotternheimer Straße – Bunsenstraße – Am Roten Berg festgelegt, der aufgrund der vorhandenen benachbarten Nutzung detailliert untersucht werden muss. Die P+R-Anlage am Urbicher Kreuz muss entsprechend dem Stand der Technik umgebaut werden. Für die Anlagen Thüringenhalle und Hauptfriedhof wurden Maßnahmen empfohlen, um die P+R-Nutzern gegenüber anderen zu bevorzugen. Am Ringelberg kann eine neue bzw. ergänzend Anlage auf einem städtischen Grundstück in unmittelbarer Nähe realisiert werden und an der Weimarischen Straße wird empfohlen möglichst in Nähe der Konrad-Adenauer-Straße eine P+R-Anlage einzuordnen.