Durch Irritation Schrecken mit Denken koppeln… Amtsblatt lädt zur Kontroverse ein

24.05.2013 14:03

Mit dem Beitrag "Niemand hat die Absicht, ein Universalmuseum zu errichten…" lädt die heutige Amtsblattausgabe der Landeshauptstadt Erfurt zu einer Kontroverse mit Kulturdirektor Tobias J. Knoblich am 27.05.13, 16:30 Uhr, vor dem Baustellenstellenschild zum ehemals beabsichtigten Van-de-Velde-Bau am Stadtpark ein. Fragen zur Perspektive der Kultur, zur Methodik der Provokation oder zur Zukunft der Museen sind willkommen, Streit ist durchaus gewollt.

Noch in dieser Überschrift verbirgt sich die Ironie, mit der ein Baustellenschild am Stadtpark die Erfurter auf eine falsche Fährte lockte und verkündete, hier werde ein Museum entstehen, der Park müsse weichen. Inzwischen korrigiert eine dem Schild hinzugefügte Banderole diese Botschaft und zeigt, dass wir es mit einer Aktion im Rahmen der laufenden Sonderausstellung „Henry van de Velde. Ein Universalmuseum für Erfurt“ im Angermuseum zu tun haben.

Die historischen Pläne, einen für Thüringen zentralen und architektonisch wegweisenden Museumsbau an dieser Stelle zu errichten, können und sollen heute nicht mehr aufgegriffen werden.  Wozu hätte die Stadt dann das Angermuseum saniert und neu gestaltet, und wie sollten wir mit den anderen Museen der Stadt umgehen, die ja hinfällig wären, gäbe es ein „Multifunktionsmuseum“? Aber heißt diese Erkenntnis auch, alles ist in bester Ordnung, wir müssen über die Zukunft unserer Museen gar nicht mehr nachdenken? Alles Geschichte, Aufbruch war gestern?

Was vor hundert Jahren richtig und interessant war, sollte heute zum Nachdenken anregen: Wie visionär waren die Stadtväter damals, welche Fragen zur Perspektive der Kultur müssen wir heute stellen? Wie viel Spaß vertragen wir bei all den Ärgernissen, die uns täglich begegnen, sei es die marode Stadtparktreppe oder der schnelle Griff zum aufgesprühten Frust, sei es auf Wände, Brücken oder eben Bauschilder? Führt jede Provokation nur zu neuer Provokation?

Die Kulturdirektion arbeitet bewusst mit dieser Methode, da die Irritation den Schrecken mit dem Denken koppelt und auch jene anspricht, die nicht freiwillig über Museen nachdenken möchten. Das ist etwas hinterlistig, aber durchaus legitim, denn Spaß und Ironie gehören auch zur Arbeit einer Kulturverwaltung. Aber andere Meinungen sind ebenso legitim, Streit ist durchaus gewollt. Daher lädt der Kulturdirektor Tobias J. Knoblich zur Kontroverse vor’s Baustellenschild: am 27. Mai 2013, 16:30 Uhr. Dort können alle Argumente ausgetauscht werden, verbunden mit einem Rundgang durch den Park und zum seinerzeitigen Museumsstandort.