Biodiversität – unsere Lebensgrundlage

Die Wiederherstellung und Förderung der biologischen Vielfalt gehören, neben den Maßnahmen zur Abmilderung des Klimawandels, zu den zentralen Aufgaben dieses Jahrhunderts. Das gilt für uns alle, für jeden und jede an seinem und ihrem Platz.

Der Lebensturm gibt den Insekten und vielen Wirbeltieren einen Lebensraum. Damit wird die Artenvielfalt unterstützt
Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Ausgangssituation

Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist neben dem Klimawandel eine der größten Herausforderungen der Gegenwart. Trotz einiger Erfolge bei den internationalen Schutzbemühungen zur Rettung einzelner "Flaggschiff-Arten" ist eine stetige Verschlechterung der Bestandssituation vieler anderer Pflanzen und Tiere zu verzeichnen. Dieser Prozess hält nun bereits seit Jahrzehnten an und hat sich eher beschleunigt. Deswegen soll der Fokus von Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft stärker auf diese Problematik gerichtet werden.

Der Klimawandel bestimmt, wie wir als Menschen in Zukunft (über)leben. Die Biodiversität oder Artenvielfalt entscheidet jedoch, ob wir als Menschen überhaupt überleben können. Mit dem steigenden Verlust der Biodiversität wird dem Menschen jegliche Lebensgrundlage entzogen. Das gilt es zu verhindern.

Vom Biodiversitätsverlust sind alle Bereiche betroffen: z. B. Pflanzen- und Tierarten, Pilzarten, Mikroorganismen, Lebensräume wie Wiesen, Wälder, Moore sowie Böden mit ihrer unsichtbaren Vielfalt an Lebewesen. Dort wo der Mensch intensiv lebt und arbeitet, ist der Einfluss am größten – also vor allem in den Städten und Dörfern. Versiegelungen, der Ausbau der Infrastruktur sowie stetige Bautätigkeiten und intensive Landwirtschaft beeinträchtigen die Natur und die Landschaft.

Wir alle sind gefragt, etwas gegen den Verlust der Vielfalt der Arten und Artengemeinschaften in den Ökosystemen zu tun. Der Erhalt von verschiedensten Pflanzen- und Tierarten wirkt sich positiv auf den Menschen als Teil des Ökosystems aus.

Die thüringische Landeshauptstadt Erfurt hat daher bereits frühzeitig einen Umsetzungsplan zum Erhalt und zur Förderung der biologischen Vielfalt erarbeitet, der im Jahr 2011 vom Stadtrat quer durch alle politischen Lager unterstützt und einstimmig verabschiedet wurde.

Diese Konzeption ist in der nachhaltigen Stadtentwicklung Erfurts fest verankert und es sind regelmäßig Zwischenberichte zum Umsetzungsstand zu erbringen. Die Weiterentwicklung und Fortschreibung der Erfurter Biodiversitätsstrategie ist aktuell in Planung.

An dieser Stelle zeigen wir beispielhaft Ideen zur praktischen Umsetzung des Schutzes und der Förderung der biologischen Vielfalt, die in der Landeshauptstadt Erfurt bereits angewendet werden. Nutzen Sie die Anregungen gern - ob als Kommune, Privatperson oder als Unternehmen. Damit unterstützen Sie den Erhalt der Artenvielfalt.

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Kommunen für biologische Vielfalt

Mit dem Beschluss des Stadtrates zum kommunalen Umsetzungsplan zum Erhalt und zur Förderung der biologischen Vielfalt in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt hat die Stadt Erfurt auch die Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen“ des Bündnisses „Kommunen für biologische Vielfalt“ unterzeichnet.

Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Seit 2018 ist die Landeshauptstadt Erfurt auch Mitglied des Bündnisses und seit 2022 auch in dessen Vorstand vertreten.

Die „Kommunen für biologische Vielfalt“ sind ein Zusammenschluss von Städten, Gemeinden und Landkreisen.
Grafik: © Kommunen für biologische Vielfalt e.V.

Die „Kommunen für biologische Vielfalt“ sind ein Zusammenschluss von Städten, Gemeinden und Landkreisen. Gemeinsam setzen sie sich für artenreiche Naturräume im Siedlungsbereich und in der freien Landschaft ein. Mittlerweile hat das Bündnis über 400 Mitglieder und repräsentiert damit mehr als 32 Millionen Bürgerinnen und Bürger.

Der Verein dient den Kommunen zum Informationsaustausch und unterstützt sie bei der Öffentlichkeitsarbeit. Auch Fortbildungsangebote für Verwaltungsangestellte sowie gemeinsame Aktionen und Projekte stehen auf der Agenda. Über den Newsletter informiert das Bündnis regelmäßig über aktuelle Entwicklungen im Bereich des kommunalen Naturschutzes. Auf der Homepage des Bündnisses sind zahlreiche Praxisbeispiele zu finden – von der Blumenwiese im Park, über Artenschutzmaßnahmen für Insekten, Vögel und Amphibien, bis zum grünen Klassenzimmer.

Weitere Informationen unter:

Biodiversität in der Stadt – unsere Projekte

Die Wiederherstellung und Förderung der Biologischen Vielfalt bildet, neben den Maßnahmen zur Abmilderung des Klimawandels eine zentrale Aufgabe dieses Jahrhunderts. Insbesondere Städte sind durch Versiegelung, Infrastrukturausbau und stetige Bautätigkeit von Beeinträchtigungen der Natur und Landschaft betroffen. Der Erhalt der Vielfalt von Pflanzen- und Tierarten hat auch Auswirkungen auf den Menschen als Teil des Ökosystems. Wir alle sind somit gefragt, etwas für den Erhalt der biologischen Vielfalt zu tun.

Neben der Ausweisung von Schutzgebieten, der Landschaftspflege in gesetzlich besonders geschützten Biotopen und besonderen Artenschutzmaßnahmen – die das Umwelt- und Naturschutzamt und hier insbesondere die Untere Naturschutzbehörde schon lange in Eigenregie unternimmt – werden seit 2022 weitere Projekte zur Förderung der Artenvielfalt insbesondere in den Erfurter Ortsteilen umgesetzt.

Auf dieser Seite möchten wir diese Ideen und Anregungen der Stadt Erfurt vorstellen, die auch beim 9. Thüringer Naturschutzpreis 2024 der Stiftung Naturschutz Thüringen ausgezeichnet wurden.

Der Erfurter Stadtrat bewilligte 2022/2023 erstmals Mittel in Höhe von 150.000 Euro jährlich mit der Zielstellung der Förderung von Maßnahmen zur Erhöhung der Biodiversität und der Flurerhaltung in den Ortsteilen. Um diese Mittel konnten sich die 41 Erfurter Ortsteile mit Projektideen bewerben. Dies wird 2024/2025 fortgeführt.

Die meisten Ortsteile Erfurts sind dörflich geprägt und bieten ein hohes Potential für die Biodiversität. Einige Ortsteile ragen zudem direkt in verdichtete Räume hinein, sind bereits stark besiedelt und verfügen über Übergangsstrukturen in den ländlichen Raum. Dort haben Maßnahmen auch zunehmend Bildungs- und Sensibilisierungscharakter und können besonders starke Akzente setzen.

Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Die Abbildung zeigt die räumliche Struktur der Stadt Erfurt. Durch die direkte Ideenentwicklung in den Ortsteilen und die Einbeziehung in die Durchführung von Projekten, werden die Ortsteile stärker in die biodiversitätsfördernde Maßnahmen eingebunden. Gleichzeitig sollen alle Bürgerinnen und Bürger für die Thematik sensibilisiert werden.

Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

2022/2023 wurden 69 Projektvorschläge übermittelt – auch aus dem Naturschutzbeirat, von Naturschutzbeauftragten und der Naturschutzbehörde selbst. Nach der Auswertung der Ideen gingen 39 Projekte in die weitere Bearbeitung/Umsetzung. Die bearbeiteten Projekte konnten sieben Themenfeldern zugeordnet werden wie in der Abbildung aufgezeigt. Nachfolgend werden drei Vorhaben genauer vorgestellt.

1. Lebenstürme – Häuser für Wildbienen & Co.

Biodiversität
Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

 

Grundlagen

Durchdachte und handwerklich gut gemachte Lebenstürme stellen potenzielle Lebensräume für Wildbienen und weitere Insekten sowie für Reptilien, Amphibien, Kleinsäuger und Vögel dar. In Zusammenarbeit mit dem Christophoruswerk Erfurt wurden in 2023 und 2024 zwei Lebenstürme in Erfurter Ortsteilen konzipiert, geplant und umgesetzt. Die Anleitung zum Bau eines Lebensturms finden Sie im weiteren Text unter dem Download.

Standortwahl und spezifische Ausstattung

Bei der Standortwahl eines Lebensturmes kommt es neben der Flächennutzung und Flächenverfügbarkeit entscheidend darauf an, dass dieser an einem Ort aufgestellt wird, der die Lebensbedingungen der geplanten Wildarten erfüllt. Um den idealen Standort zu finden, sollte lokale Expertise wie die der unteren Naturschutzbehörde eingebunden werden.

Es braucht einen vielseitigen und abwechslungsreichen Lebensraum, der zum Teil im Rahmen des Vorhabens über Pflanzungen und Ansaaten mitgestaltet werden kann. Dabei ist darauf zu achten, dass sich ausreichend Sammelstellen von Pollen und Nektar möglichst im unmittelbaren Umfeld, also in einer Entfernung von 50 bis 70 Metern um den Lebensturm herum, befinden und möglichst lange im Jahr verfügbar sind.

Wildbienenblock im Lebensturm – unbedingt beachten!

Der Holzblock für die Wildbienenarten bedarf besonderer Aufmerksamkeit auf die handwerkliche Ausführung. Es muss Hartholz guter Qualität verwendet und splitterfrei gebohrt werden. In jeden Holzblock werden Bohrgänge als Legeröhren mit unterschiedlichem Durchmesser gebohrt.  Wichtig: Damit sich die Bienen nicht an kleinen hervorstehenden Holzsplittern ihren Körper verletzen, sie dann sterben würden, müssen die Bohrlöcher sehr sauber gebohrt werden. Das ist entscheidend, sonst können die Wildbienen die gebohrten Gänge nicht für ihre Eiablage nutzen. Die verschiedenen Wildbienenarten bevorzugen unterschiedliche Durchmesser.

Weitere Wildbienenarten fördern der Boden ist wichtig

Ca. 25 bis 30 % der Wildbienenarten können Nisthilfen wie Lebenstürme nutzen. Die restlichen 75 % benötigen Strukturen wie Steine oder offene Rohbodenflächen mit einem Sand-Lehm-Gemisch, das den Tieren das Graben ermöglicht und fest genug ist, damit die gegrabenen Röhren nicht einstürzen. Auch das kann um den Lebensturm herum gestaltet werden. Zwischen Wildblumen oder um Büsche herum kann der Boden dafür genutzt oder bearbeitet werden.

Blühstreifen drum herum ansähen

Für die Ansaaten sollten spezielle Saatmischungen aus dem spezifischen Ursprungsgebiet verwendet werden. Professionelle Anbieter beraten dazu.

Lebensraum für Wirbeltierarten

Um zusätzlich Wirbeltiere zu fördern, sollten deren Ansprüche berücksichtigt und eingearbeitet werden – zum Beispiel durch einen Leersteinhaufen für Reptilien oder ein Igelhaus im untersten Teil des Lebensturms.

Schutz der Lebenstürme vor Regen und Vandalismus

Die Erfurter Lebenstürme verfügen über ein Gründach, um die Bewohner und die Ausstattung vor Witterungseinflüssen zu schützen. Mit Maschendraht bespannte Türen sollen zum einen vor Vandalismus, zum anderen vor Fressfeinden wie Vögeln schützen. Die Lebenstürme werden über Punktfundamente im Boden verankert.

Auch Kinder und Jugendliche in den Ortsteilen wurden einbezogen: Sie haben die geschlossenen Rückseiten thematisch gestaltet.

Jährliche Pflege einplanen Pflegepatenschaften

In die Projektplanung ist die regelmäßige jährliche Pflege der Lebenstürme auch in den Folgejahren von Anfang an einzubeziehen. Hierzu eigenen sich zum Beispiel Pflegepatenschaften mit den Ortsteilen. 

Schaffung eines Lebensturms - einen Vielfalt-Hotspot selber bauen

Ausstattung und Merkmale eine Lebensturms zur Erhaltung der Artenvielfalt
Foto: © Stadtverwaltung Erfurt/Christophoruswerk

Beschreibung
Der Lebensturm hat eine Höhe von 2,37 m und eine Seitenlänge von 1 x 1 m, vier Böden und ein flaches Dach mit leichtem Gefälle, das ringsum etwa 0,25 m übersteht. Eine 12 mm starke Rückwand hält Wind und Wetter ab und gibt der Konstruktion die erforderliche Winkelsteifigkeit. Die übrigen drei Seiten sind mit Rahmentüren gesichert, die mit Hasendraht bespannt sind und somit vor Vögeln, Katzen und anderen Räubern schützen. Der Turm wird mit der Rückwand nach Norden ausgerichtet aufgestellt.

Die vollständige Bauanleitung inklusive des Materials, der Kosten und der benötigten Werkzeuge gibt es als Download.

Für den Erhalt des Lebensraumes der Insekten.

Bauanleitung mit Materialliste

Dateigröße: 971.6 kB | Dateityp: pdf | Dokument nicht barrierefrei

Herausgeber: Stadtverwaltung Erfurt/Christophoruswerk
Redaktion: Christophoruswerk

Detaillierte Beschreibung, um einen Lebensturm zu erschaffen. Wie gehe ich vor?, Welche Kosten ergeben sich?, Welches Material und welches Werkzeug benötige ich dafür?

2. Miniwälder mitten in Erfurt

Dort, wo die Menschen das Grün brauchen, werden kleine Miniwälder angelegt.
Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

 

Pflanzung nach Miyawaki

Schon auf kleinen Flächen, ab 60 m², kann ein Wald mit Sträuchern und Bäumen nach der japanischen Miyawaki-Pflanzmethode aufgeforstet werden, zum Beispiel auf Brachflächen, auch im Bereich des Geschosswohnungsbaus. Im Jahr 2023 entstand die erste derartige Musterfläche in Erfurt auf einer Brachfläche einer Wohnungsbaugesellschaft im Erfurter Norden. Diese Fläche ist öffentlich zugänglich und kann besichtigt werden.

Anleitung

Bodenvorbereitung

Miniwald in Erfurt: eine 400 m² große Fläche wurde für einen Miniwald am Moskauer Platz genutzt.

Der Boden wird 0,50 bis 0,70 m tief ausgehoben, mit Komposterde und Wasserspeichermaterial angereichert und gut durchmischt wieder auf der Fläche gleichmäßig verteilt.

Pflanzung: 3 Setzlingen pro

Gepflanzt wurden die Bäume in Erfurt im Rahmen einer öffentlichen Pflanzaktion sowie gemeinsam mit einer Schulklasse.

Nachdem der Boden vorbereitet ist, wird die gesamte Fläche mittels Abspannschnur in 1 x 1 m² Quadrate aufgeteilt, damit die Dichte der Setzlinge unkompliziert eingehalten werden kann. Die Setzlinge werden in hoher Dichte gepflanzt – etwa drei pro m² in den Boden gebracht. Wichtig: es soll eine Vielfalt an Baumarten gut durchmischt angepflanzt werden. Die Vielfalt und Durchmischung kann dann in ihrer Standorteignung ganz lokal evaluiert werden.   

Baumarten – welche eignen sich?

Verwendung fanden in Erfurt Baumarten wie Feldahorn, Flatterulme, Walnuss, Mehlbeere, Wildbirne, Elsbeere, Speierling, gemeiner Schneeball, Schlehe und Kornelkirsche.

Die Forschung zu klimaangepassten Baumarten der Zukunft schreitet immer weiter voran. Lokales Wissen oder Tipps können z. B. bei der Naturschutzbehörde vor Ort angefragt werden. Die oben erwähnten Baumarten wurden für den ersten Testversuch in Erfurt ausgewählt. Es sind Waldbaumarten.

Strohschicht und Bewässern

Der Schutz gegen schnelle Verdunstung von Regenwasser oder Wasser aus Bewässerungsmaßnahmen ist wichtig für die jungen Bäume. Die Fläche wird bis direkt um die Baumsetzlinge herum mit einer dicken Strohschicht abgedeckt. Das ist ein effektiver Verdunstungsschutz. Das Stroh wird zunehmend zersetzt, manchmal bei starkem Wind auch teilweise abgetragen. Die den Boden gegen zu starke Sonneneinstrahlung oder Windabtrag schützenden Pflanzen übernehmen innerhalb weniger Monate zunehmend den Schutz der Setzlinge.

Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Das gründliche Wässern der Setzlinge ist zum Abschluss der Pflanzaktion erforderlich. Weiteres Bewässern ist anfänglich wahrscheinlich erforderlich. Je nach Regenmenge kann dies mehrfach nötig sein, damit den jungen Bäumen ein guter Start ermöglicht wird.

Der Miniwald am Moskauer Platz wurde zusätzlich mit einem Wildschutzzaun versehen, der Vandalismus verhindern soll. Auch ein Verbiss der jungen Triebe durch Wild, sowie das Buddeln der Hunde oder anderer Tiere sollten vermieden werden.

sowie die Bürgerinitiative Stadtbäume statt Leerräume

Weitere Informationen unter:

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3. Blühstreifen und Wildwiesen

Kinder bringen Saatgut ein, eine Blühwiese entsteht.
Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

 

Warum Blühwiesen so wichtig sind

Untersuchungen zeigen, dass naturnah gestaltete Siedlungsräume eine überraschend hohe Artenvielfalt beherbergen können. Besonders unter Insekten finden sich hier wertvolle Arten, die von den kleinräumigen Strukturen an Wegesrändern profitieren. Naturnahe Grünflächen und Gärten bieten für die Wanderung und Ausbreitung vieler Arten wichtige Trittsteinbiotope. Der Effekt wird umso größer, je mehr Biotope es gibt. Um sicherzustellen, dass die naturnahen Blühwiesen von den Insekten angenommen werden, bedarf es der richtigen Pflege.

Grundsätzlich gilt für die Insektenfreundliche Mahd: so wenig wie möglich.

Eine Mahd, die alle zwei Wochen stattfindet, ist nicht nur teuer in der Unterhaltung und beschäftigt eine Vielzahl von Arbeitskräften, die an anderen Stellen dringender benötigt werden, sondern schadet auch der Tierwelt. Die Mahd sollte idealerweise so spät wie möglich, etwa ab Mitte August, stattfinden. Zusätzlich soll ein Teil der Wiese auch stehenbleiben, um den Insekten und ihren Entwicklungsstadien die Überwinterung zu ermöglichen.

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  • Insekten in Nahaufnahme

    Tagpfauenaugenraupe

    © Stadtverwaltung Erfurt
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Was jede/jeder von uns tun kann

Auch wir als Kommune möchten zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern die biologische Vielfalt fördern. Aus diesem Grund wurden in Erfurt an vielen Stellen naturnahe Blühwiesen angelegt. Heimische Wildpflanzen sind besonders wertvoll, weil sich Pflanzen und Tiere im Laufe der Evolution gemeinsam entwickelt haben und daher viele Insektenarten auf bestimmte Wildpflanzen spezialisiert sind. Auch wenn Gartenpflanzen von Honigbienen angenommen werden, heißt dies nicht, dass sie auch gefährdeten Wildbienenarten helfen, Samen für Vögel bieten oder wichtige Raupenfutterpflanzen für Schmetterlinge sind.

In unserer monotonen und strukturarmen Agrarlandschaft werden Wildpflanzen immer seltener. Aber auch in Gärten sind heimische Wildpflanzen rar. Viele sind deshalb schon fast in Vergessenheit geraten. Dabei gibt es für jeden Standort heimische Wildpflanzen, egal ob sonnig oder schattig, nährstoffarm oder nährstoffreich, trocken oder feucht.

Blühwiesen anlegen und Wildblumen wachsen lassen
Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Die Förderung der biologischen Vielfalt ist ein gemeinsames Ziel von Erfurt mit ihren Menschen. Durch die Anlage naturnaher Blühwiesen kann ein wertvoller Beitrag zum Erhalt der Umwelt geleistet werden. Auch wenn die ungemähten Wiesen manchmal „unordentlich“ aussehen. Umso wertvoller können sie sein.

Diverse Erfurter Ortsteile haben bereits solche Blühwiesen angelegt und daneben kleinere oder größere Insektenhotels für Wildbienen aufgestellt. Wichtig ist dabei die fachgerechte Ausführung.

In Erfurt sollen als Ziel der Biodiversitätsstrategie artenarme Rasenflächen in artenreiche Blühwiesen, die nur extensiv gemäht werden, umgewandelt werden. Das zuständige Garten- und Friedhofsamt hat bereits etwa 40 Prozent der Grünflächen umgestellt. Aktuell führt das Garten- und Friedhofsamt ein Modellprojekt für mehr Biodiversität auf Wiesen durch. Die sogenannte Streifenmahd soll die Vielfalt in besonderer Weise erhöhen.

Die Anlage von Blühwiesen ist unbedingt auch zur Nachahmung empfohlen. Sei es im heimischen Garten als Wildinsel, auf Grünflächen in Wohnsiedlungen oder als Minibeet auf dem Balkon. Auch die Blühstreifen in der Landwirtschaft sind ein unverzichtbarer Bestandteil und wichtiges Strukturelement.

Weitere nützliche Tipps: